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Lippenblütler, Steppen-Thymian, Steppen-Quendel, Thymian, Quendel, Thymus, Thymus pannonicus

Familien der Pflanzenwelt: Lippenblütler

Lippenblütler oder Lippenblütengewächse (Lamiaceae) zählen neben Korbblütlern und Rosengewächsen zu den häufigsten im Garten kultivierten Pflanzen. Insbesondere im Kräutergarten erfreuen sich Lippenblütengewächse wie Lavendel, Minze, Rosmarin und Salbei großer Beliebtheit und machen ihrem jeweiligen Status als Heilpflanze alle Ehre. Daneben gibt es unter den Lamiaceae auch eine Fülle schöner Blumen- und Blütenstauden. Die gut 230 Gattungen der Lippenblütler verteilen sich dabei auf gerade einmal sieben Unterfamilien:

  • Unterfamilie derAjugoideae
    umfasst 23 bis 26 Gattungen der Lamiaceae
  • Unterfamilie der Chloanthoideae
    umfasst 16 Gattungen der Lamiaceae
  • Unterfamilie der Lamioideae
    umfasst 63 Gattungen der Lamiaceae
  • Unterfamilie der Nepetoideae
    umfasst 105 Gattungen der Lamiaceae
  • Unterfamilie der Scutellarioideae
    umfasst 4 bis 5 Gattungen der Lamiaceae
  • Unterfamilie der Symphorematoideae
    umfasst 3 Gattungen der Lamiaceae
  • Unterfamilie der Viticoideae
    umfasst 10 bis 14 Gattungen der Lamiaceae

 

Besonderheiten der Lamiaceae

Lippenblütengewächse zeichnen sich durch die besondere Form ihrer Kron- und Kelchblätter aus. Diese bilden durch ihre charakteristischen Verwachsungen eine große Blütenunter- sowie eine verkürzte Blütenoberlippe. Dabei gibt es unter den Lamiaceae sowohl krautige Stauden als auch Gehölze und Lianen. Eine große Artenvielfalt also, die man sich nicht nur im Garten, sondern auch in der Zimmerpflanzenkultur zu Nutze machen kann.

Gerade die Sträucher und Bäume unter den Lippenblütlern sind weiterhin für ihren reichen Gehalt an ätherischen Ölen bekannt. Das gilt insbesondere für mediterrane Kräutersträucher wie Rosmarin, Salbei, Thymian oder Lavendel. Sie enthalten große Mengen an Gerbstoffen und Terpenen wie Campher, Lavendelöl, Rosmarinsäure, Pinen und Thymol, die sowohl aromatische als auch heilsame Eigenschaften besitzen. Vor allem eine antibiotische, beruhigende und schmerzlindernde Wirkung ist diesbezüglich zahlreichen Kräutern aus der Familie der Lippenblütler zueigen.

 

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Heilsame Aromen: So gut wie alle Mediterrankräuter gehören zu den Lippenblütlern | © Das Grüne Archiv

Mit Blick auf ihre Standortanforderungen ist diesen ätherischen Gehölzen gemeinsam, dass sie als Mediterrankräuter karge und trockene Standorte bevorzugen. Das gilt aber nicht für alle Lamiaceae, denn gerade unter den Blumen dieser Pflanzenfamilie gibt es auch feuchtigkeitsliebende Exemplare.

Vorsicht, Verwechslungsgefahr: Das Löwenmäulchen sind, wenngleich ihre Lippenblüten es anders vermuten lassen, weder Lippenblütler, noch zählen sie zu den Lippenblütlerartigen. Sie gehören zur Familie der Wegerichgewächse und sind somit klar von Lamiaceae abzugrenzen.

 

Lippenblütler der Ajugoideae

Wie alle Lippenblütengewächse weisen auch Ajugoideae die für Lamiaceae typischen Blütenlippen auf, welche sich bei dieser Lippenblütlerart aus fünf miteinander verwachsenen Kelch- und Kronblättern zusammensetzen. Im Gegensatz zu anderen Lamiaceae wird bei Ajugoideae jedoch nur die Blütenunterlippe aus Blüten gebildet, wohingegen die Blütenoberlippe dieser Lippenblütler lediglich aus Staubblättern besteht. Eine weitere Besonderheit der drittgrößten Unterfamilie der Lamiaceae ist die Oberflächenbeschaffenheit ihrer Pollen, die in aller Regel spinulos oder verrucat ist.

Zu finden sind die meisten Ajugoideae in Asien, Süd- oder Mittelamerika. In mitteleuropäischen Gärten gedeihen hingegen nur wenige dieser Lippenblütengewächse. Die wenigen Ajugoideae, die sich in hiesigen Gartenanlagen tummeln, sind dafür aber umso beliebter, denn es handelt sich bei den Lamiaceae um klassische Zierpflanzen fürs Staudenbeet.

Das gilt insbesondere für die Bartblume, den Gamander und die Stammgattung der Unterfamilie, der als Ajuga bekannte Günsel. Deren einzigartiges Erscheinungsbild jeden Blumengarten bereichert. Insgesamt sind die bei uns kultivierten Ajugoideae meist einer der folgenden Gattungen zuzuordnen:

  • Bartblume (Caryopteris)
  • Günsel (Ajuga)
  • Losbaum (Clerodendrum)
  • Gamander (Teucrium)

 

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Die Lippenblüten der Bartblume tragen auffällige Barteln

Lippenblütler der Lamioideae

Wesentlich öfter im gärtnerischen Bereich zu finden sind Lippenblütler der Lamioideae. Diese Lippenblütengewächse wachsen vorzugsweise in Eurasien und Afrika, womit zahlreiche Lamioideae auch bei uns heimisch sind und sich hervorragend für eine Kultur im Garten eignen.

Anders als Ajugoideae, zu denen diverse Kleinbäume und Sträucher zählen, handelt es sich bei Lamioideae überwiegend um Stauden. Ihre fünfzähligen Blüten stehen für gewöhnlich in Trauben oder Thyrsen und besitzen tricolpate Pollenkörner.

Die zweitgrößte Unterfamilie der Lamiaceae umfasst vor allem Nesselarten und Kräuter, so zum Beispiel Herzgespann, Andorn und die Stammgattung der Lamiaceae, die Taubnessel alias Lamium. So manche Heilpflanze ist dabei seit dem Mittelalter fester Bestandteil der europäischen Volksheilkunde, auch wenn der für Kräuter der Lippenblütler typische Duft sich bei dieser Unterfamilie meist in Grenzen hält.

Einige bekannte Zierpflanzen-Kräuter, wie Betonien und Patchouli, gehören ebenfalls dieser Gruppe der Lamiaceae an. In Europa liegt deren Verbreitungsgebiet oftmals im Mittelmeerraum oder in den slawischen Ländern Osteuropas. Bekannte Lamioideae sind dabei:

  • Andorn (Marrubium)
  • Betonien (Betonica)
  • Brandkräuter (Phlomis)
  • Gliedkräuter (Sideritis)
  • Herzgespann (Leonurus)
  • Holzahn (Galeopsis)
  • Immenblatt (Melittis)
  • Katzenminze (Nepeta)
  • Löwenohren (Leonotis)
  • Patchouli (Pogostemon)
  • Schwarznesseln (Ballota)
  • Taubnesseln (Lamium)
  • Zieste (Stachys)

 

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Ein Kultkraut unter den Lippenblütlern: der Rosmarin | © Das Grüne Archiv

 

Lippenblütler der Nepetoideae

Ungeschlagener Spitzenreiter in Sachen Gewürz- und Heilpflanzen ist die Lippenblütlerart der Nepetoideae. Stammgattung ist hier die Katzenminze alias Nepeta, deren zitroniges Aroma Menschen und Katzen gleichermaßen begeistert.

Mit ihrem aromatischen Kräuterduft, sowie dem reichen Gehalt an ätherischen Ölen und heilsamen Wirkstoffen sind Lamiaceae dieser Unterfamilie ein kostbarer Schatz der Heilkunde. Dabei besitzen Nepetoideae die für ihre Pflanzenfamilie üblichen, fünfzähligen Lippenblüten. Ihre dreikernigen Pollenkörner aber sind klasseneigen hexacolpat.

Der für Lippenblütler der Nepetoideae typische Pflanzenstoff Rosmarinsäure lässt erahnen, dass Rosmarin einer von vielen berühmten Vertretern dieser Lippenblütlerart ist. Auch andere, namhafte Kräuter wie Basilikum, Bohnenkraut, Gundermann, Lavendel, Melisse, Minze, Salbei, Thymian, Ysop und Majoran, welcher wie Oregano zur Gattung Dost gehört, sind Teil dieser Unterfamilie der Lamiaceae.

Als artenreichste Heilpflanze der Nepetoideae zählt diesbezüglich Salbei, dessen weiße, rosafarbene oder violette Blüten das Hauptfarbspektrum der Pflanzenfamilie am besten wiedergeben. Nachstehend eine Übersicht zu den wichtigsten Nepetoideae:

  • Balsamstrauch (Cedronella)
  • Basilikum (Ocimum)
  • Bergminze (Clinopodium)
  • Bohnenkraut (Satureja)
  • Braunelle (Prunella)
  • Buntnessel (Solenostemon)
  • Dost (Origanum)
  • Drachenkopf (Dracocephalum)
  • Gundermann (Glechoma)
  • Harfensträucher (Plectranthus)
  • Katzenminze (Nepeta)
  • Lavendel (Lavandula)
  • Melisse (Melissa)
  • Minze (Mentha)
  • Rosmarin (Rosmarinus)
  • Salbei (Salvia)
  • Thymian (Thymus)
  • Wolfstrapp (Lycopus)
  • Ysop (Hyssopus)

 

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Das liebliche Duftkraut: Lavendel | © Das Grüne Archiv

Weitere Pflanzengrößen Lippenblütler

Ebenfalls Erwähnung finden sollten an dieser Stelle einige Lamiaceae der kleineren Unterfamilien. So ist Helmkraut (Scutellaria) aus der Gruppe der Scutellarioideae beispielsweise eine wichtige Heilpflanze zur Beruhigung und Behandlung von Infektionen, Herzkrankheiten und Kreislaufbeschwerden. Ebenso hat Mönchspfeffer (Vitex), welcher zur Unterfamilie der Viticoideae gehört, hierzulande medizinische Bedeutung, hilft er als wichtige Heilpflanze in der Frauenheilkunde doch zuverlässig bei Zyklusbeschwerden, Mastodynie und Unfruchtbarkeit.

Und selbst der Teakbaum (Tectona), ebenfalls ein Vertreter der Lippenblütlerartigen, besitzt heilsame Wirkung. Zwar wird der Lippenblütler zumeist als Edelholz im handwerklichen genutzt, doch daneben lassen sich Blüten, Blätter und Rinde des Baumes auch gegen Fieber und Magen-Darm-Entzündungen nutzen. Somit ist also auch der unscheinbare Teakbaum eine Heilpflanze im medizinisch versierten Repertoire der Lippenblütengewächse, auch wenn er in diesem Zusammenhang bei Weitem nicht so bekannt ist, wie Minze, Lavendel oder Salbei.

 

Fazit

Wenn eine Pflanzenfamilie den Status als ‚Kräuterclan‘ verdient hat, dann sind es die Lippenblütler. Ihnen entstammt ein Großteil aller gängigen Küchen- und Heilkräuter, wobei nicht jede Gewürz- und Heilpflanze der selben Unterfamilie zuzuordnen ist. Am artenreichsten sind diesbezüglich die Lippenblütlerarten Lamioideae und Nepetoideae. Mit bis zu 30 nutzbaren Kräuterpflanzen, zu denen neben Gewürzkräutern wie Oregano und Majoran auch wichtige Heilpflanzen wie Lavendel, Salbei, Minze und Melisse gehören, stellen sie die Standardbepflanzung jedes Kräuterbeetes und werden Ihnen bei der Ausgestaltung eines Kräutergartens sicher gute Dienste leisten.

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