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Kräuter extrahieren – Arten und Methoden der Mazeration

Ein wichtiger Begriff in der Kräuterküche ist die sogenannte Mazeration. Sie ist die Grundlage zur Herstellung von Pflanzenextrakten und wird sowohl in der Pharmazie als auch in der Lebensmittelproduktion, Kosmetik und in der Gärtnerei verwendet. Entsprechende Kräuter extrahieren kann man dabei auf sehr unterschiedliche Art und Weise.

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Grundlagen der Mazeration

Das physikalische Trennverfahren der Mazeration bezeichnet die Lösung von stofflichen Bestandteilen aus ihrem Ursprungskörper, in diesem Fall Kräuterpflanzen. Die Extraktion erfolgt unter Zuhilfenahme eines geeigneten Lösungsmittels, dem Menstruum. Vier essenziellen Lösungsmittel sind diesbezüglich:

  • Alkohol
  • Essig
  • Öl
  • Wasser

Die Kräuter werden bei der Mazeration nicht vollständig aufgelöst, sondern lediglich ihre Inhaltsstoffe extrahiert. Das können zum Beispiel medizinische Wirkstoffe, Aromastoffe oder Farbstoffe sein.

Ein schönes Beispiel hierfür ist die Herstellung von Naturfarben, die bereits seit Jahrtausenden durch Mazeration gewonnen werden. Das fertige Endprodukt wird dann als Mazerat bezeichnet, wobei Begriffe wie Extrakt, Pflanzenextrakt oder Kräuterextrakt den meisten gebräuchlicher sein dürfte.

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Die Herstellung von Mazeraten legte einst den Grundsteing für die moderne Pharmazie und ist noch heute in der Arzneimittelproduktion unabdingbar

Verwendete Pflanzenteile

Im Grunde kann man so gut wie alle Pflanzenteile der Kräuter extrahieren. Wichtig ist nur, dass sie vorab sorgfältig gereinigt werden, um Verunreinigungen im Kräuterextrakt zu vermeiden. Auch ist zu bedenken, dass harte Pflanzenteile wie Wurzeln oder Rinden einer deutlich längeren Extraktionszeit bedürfen als beispielsweise Blätter und Blüten.

Üblicherweise verwendet man zur Herstellung von Mazerat getrocknete Kräuter. Man kann aber auch frische Kräuter verwenden, wobei sich insbesondere frische Blütenkräuter wunderbar für die Extraktion eignen.

Übrigens: Es lassen sich auch problemlos mehrere Kräuter unterschiedlicher Art gemeinsam extrahieren. Das bietet sich zum Beispiel für Rezepturen an, die eine besondere Heilwirkung besitzen und deshalb auf Heilkräuter aus einem spezifischen Anwendungsbereich setzen.

 

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Ansatz für Ölextrakt aus Ringelblumen

Wichtige Hilfsmittel zur Mazeration

Kräuterliebhaber, die häufig Kräuter extrahieren, besitzen oftmals einen reichen Fundus an Phiolen, Schraub- und Laborgläsern, die schon sehr an die Laborküche eines Alchemisten erinnern. Tatsächlich ist die Alchemie auch aus dem traditionellen Handwerk der Mazeration entstanden, weshalb die verwendeten Hilfsmittel nahezu identisch sind. Wichtig für die Herstellung von Kräuterextrakt sind dabei insbesondere folgende Utensilien:

  • Schraubglas, Einmachglas oder Topf für die Extraktion: Für die traditionelle Form der Mazeration wird ein luftdicht verschließbarer Glasbehälter mit einem weiten Hals benötigt, um die Kräuter unkompliziert hineinfüllen zu können. Große Schraubgläser eignen sich hierfür ebenso wie Einmachgläser. Wer eine Heißextraktion durchführt, setzt stattdessen auf einen herkömmlichen Kochtopf für die Mazeration.
  • Leinentuch oder Sieb zur Filterung: Nach der Extraktion werden die Kräuter aus dem Mazerat abgefiltert. Traditionellerweise verwendet man hierfür ein Leinentuch, um den Presskuchen vollständig auspressen zu können. Alternativ kann man aber auch ein feinmaschiges Sieb verwenden.
  • Flaschen und Phiolen zur Aufbewahrung: Um ein Pflanzenextrakt sachgemäß lagern zu können, sollte man auf dunkle Glasflaschen setzen. So sind lichtempfindliche Inhaltsstoffe im Mazerat gut geschützt. Wer einen dunklen Ort für die Lagerung nutzt (z.B. die Speisekammer) kann aber auch Phiolen und Flaschen aus Weißglas nutzen. Besonders eindrucksvoll sehen hier natürlich Phiolen aus, die noch stilecht mit einem Korken verschlossen werden.

 

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Kräuterextrakte lassen die Herzen von Flaschensammlern höher schlagen: Hier finden schöne Flaschen und Phiolen endlich ihre Bestimmung als Aufbewahrungsgefäße für erlesene Mazerate

Mazerate – Arten und Verwendung

Je nach gewähltem Lösungsmittel lassen sich unterschiedliche Kräuterextrakte herstellen. Diese besitzen dann auch meist individuelle Eigenschaften für einschlägige Verwendungszwecke.

Infusion: Kräuter extrahieren in Wasser

Teepuristen werden nicht müde, klare Grenzen zwischen verschiedenen Arten von Kräutertee zu ziehen. Sie bestehen darauf, dass es sich nur bei Extrakten aus Blättern der Teepflanze um echten Tee handelt. Alle anderen Aufgüsse aus Kräutern zur Teezubereitung seien dagegen streng genommen Infusionen.

Dessen ungeachtet sind aber sowohl Grüner Tee und Co. als auch andere Kräuterextrakte auf Wasserbasis weitaus mehr als nur ein Heißgetränk. Bestes Beispiel dafür ist Rosmarinwasser. Im Grunde handelt es sich dabei um nichts weiter als kalten Rosmarintee, der in dieser Funktion allerdings nicht getrunken, sondern als pflegende Haarkur gegen Haarausfall genutzt wird. Andere Infusionen finden als Reinigungswasser fürs Gesicht, heilsame Waschungen oder Zusatz für Heilbäder Verwendung.

Darüber hinaus gibt es auch Extrakte wie Ackerschachtelhalmwasser, Weidenwasser oder Brennnesselsud, die in der Pflanzenkultur als natürliche Düngemittel, Pflanzenschutzmittel oder Bewurzelungsextrakte verwendet werden.

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Eine wichtige Infusion in der Pflanzenkultur und Gärtnerei: Brennnesselsud

Acetum: Kräuter extrahieren in Essig

Lange bevor es Pillen und Tabletten zu kaufen gab, bestand das Sortiment einer Apotheke überwiegend aus flüssigen Arzneimitteln. Eines davon war das sogenannte Acetum – ein Kräuterauszug auf Basis von Weinessig (Vitis vinifera), der sowohl zur äußerlichen als auch innerlichen Behandlung von Krankheiten Anwendung fand.

Tatsächlich besitzt Weinessig, ebenso wie Apfelessig, einige gesundheitsrelevante Eigenschaften. Beispielsweise wirkt Essig antibakteriell, entgiftend und reinigend. Er wird deshalb sowohl in der Haut- und Haarpflege als auch in der Behandlung von Infektionen als Hausmittel eingesetzt. Außerdem soll Acetum die Wundheilung unterstützen und bei Verdauungsbeschwerden helfen.

 

Tinktur: Kräuter extrahieren in Alkohol

Wird Alkohol für die Extraktion verwendet, handelt es sich meist um eine Tinktur oder ein Tonikum. Diese Mazerate stellen ähnlich wie Acetum eine der frühesten Formen von Arzneimitteln dar und wurden bereits in der Antike professionell von berühmten Heilkundigen wie Dioskurides, Hippokrates und Rhazes hergestellt. Verwenden kann man verschiedene Arten von Spirituosen. Gängig sind alkoholische Lösungsmittel wie Vodka, Wein oder Branntwein.

Wissenswertes: Auch diverse Spirituosen, so etwa Kräuterwein, Magenbitter oder Verdauungsschnäpse wurden ursprünglich als Arzneimittel entwickelt.

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Sowohl in der Traditionellen Chinesischen Medizin als auch in der westlichen Heilkunde schon seit der Antike ein wichtiges Arzneimittel: Salbeitinktur

Der Vorteil von alkoholischen Kräuterextrakten besteht darin, dass sie länger haltbar sind. Ebenso besitzen sie dank Alkohol von Haus aus eine desinfizierende Wirkung, weshalb viele Tinkturen gerne zur Wundbehandlung genutzt werden.

Ölauszug: Kräuter extrahieren in Öl

Besonders vielseitige Anwendung erfährt der Ölauszug. Man kann sie einerseits als Speiseöle zum Kochen verwenden oder aber als Zutat für Pflegeprodukte aus dem Bereich der Naturkosmetik nutzen. Beliebt ist der Ölauszug hier vor allem in Salben, Cremes und Körperlotion.

Öl ist als Lösungsmittel äußerst zähflüssig, weshalb eine Extraktion normalerweise deutlich länger dauert als bei wässrigen Lösungen aus Alkohol, Wasser oder Essig. Das gilt vor allem für Wurzelkräuter und Rindenkräuter, weshalb in solchen Fällen oft das heiße Extraktionsverfahren der klassischen Kaltextraktion vorzuziehen ist.

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Ein wahrer Klassiker unter den Ölauszügen: Ringelblumenöl

Heißes und kaltes Extraktionsverfahren

Um Kräuter zu extrahieren, kann man wischen zwei verschiedenen Methoden wählen. Dabei gibt es in Sachen Wirkstoffkonzentration und Eignung für bestimmte Kräuterarten aber große Unterschiede.

Kaltes Extraktionsverfahren

Geht es um weiche Pflanzenteile wie Blätter oder Blüten, so sind viele Naturheilkundler der Überzeugung, dass man durch die Kaltmazeration bzw. Kaltextraktion ein wesentlich höher konzentriertes Mazerat gewinnen kann. Vor allem hitzeempfindliche Inhaltsstoffe, die sich beim heißen Extraktionsverfahren leicht zersetzen würden, lassen sich im kalten Extraktionsverfahren schonender aus den Kräutern extrahieren.

Die Extraktionszeit beträgt beim kalten Extraktionsverfahren je nach Lösungsmittel und Kräuterart zwischen vier bis acht Wochen. Das Ausreifen von Kräuterextrakten unter Einfluss von Sonnenkraft soll zudem dabei helfen, die Inhaltsstoffe der Kräuter auf natürliche Weise aus den Pflanzenfasern zu lösen. Da die Sonne auch in Pflanzen die Entstehung von Sekreten und Pflanzenstoffen bewirkt, erhofft man sich so die bestmögliche Konzentration im Mazerat.

Dabei sei erwähnt, dass Lichtzufuhr nicht gleich pralle Sonne oder direktes Sonnenlicht bedeutet. Zwar gibt es diverse Rezepturen, wie etwa die Herstellung von Bachblütenextrakt durch die Sonnenmethode, bei der man bewusst direkte Sonneneinstrahlung angewendet. Viel öfter ist beim „Reifen im Sonnenlicht“ aber indirektes Sonnenlicht gemeint.

Die Unterscheidung zwischen sonnig und vollsonnig bei der Standortwahl für bestimmte Pflanzen gilt folglich auch für den Standort von Mazeraten. Da zahlreiche Kräuteressenzen nämlich nur bedingt hitze- und lichtbeständig sind, ist weniger bei der Kaltmazeration auch in Sachen Helligkeit oftmals mehr.

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Wichtigste Regel beim kalten Extraktionsverfahren: So viel Licht wie nötig, aber so wenig wie möglich

Heißes Extraktionsverfahren

Die Heißmazeration oder Heißextraktion gelingt im Unterschied zum kalten Extraktionsverfahren relativ schnell. Ein paar Minuten oder Stunden auf dem Herd genügen bereits, um unter großer Hitzezufuhr einen Kräuterauszug zu erhalten. Die Methode weist im Vergleich zum kalten Extraktionsverfahren also eine deutlich kürzere Extraktionsdauer auf.

Allerdings gelten heiß extrahierte Mazerate in der Kräuterküche oftmals auch als relativ schwach konzentriert, da die kurze Extraktionszeit meist nur zu einer unvollständigen Lösung von Inhaltsstoffen aus den Kräuterpflanzen führt.

Von Vorteil ist das heiße Extraktionsverfahren jedoch, wenn es um die Mazeration besonders harter Pflanzenteile wie Wurzeln, Baumrinde oder getrocknete Früchte geht. Diese weichen in heißen Lösungsmitteln deutlich besser auf.

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