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Färberdistel, Saflor, Carthamus tinctorius

Färberdistel – Wirkung, Verwendung und Kultur

8 Minuten Lesezeit

Die auch als Saflor bekannte Färberdistel (Carthamus tinctorius) ist eine der ältesten Färberkräuter der Welt. Ihre Gelbfärbung ist so kräftig, dass sie einst sogar den Beinamen „Falscher Safran“ erhielt. Darüber hinaus besitzt die Färberpflanze sogar heilsame Eigenschaften.

Steckbrief zur Färberdistel

Leaf Divider

  • Wissenschaftlicher Name: Carthamus tinctorius
  • Herkunft: Naher Osten, Nordafrika
  • Wuchshöhe: 30 bis 60 cm
  • Blütezeit: Juli bis August
  • Blüten: gelb-orange bis rot-gelbe Blütenquasten
  • Blätter: eiförmige, dornig gezähnte Blattspreiten
  • Lichtverhältnisse: sonnig
  • Wasserbedarf: mäßig
  • Boden: sandig-lehmig
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral
  • Winterhärte: bis -12 °C winterhart
  • Verwendung: Färberpflanze, Heilpflanze
  • Wirkung: antidiabetisch, antioxidativ, blutdrucksenkend, cholesterinsenkend, entzündungshemmend, herz- und gefäßstärkend, menstruationsfördernd, neuroprotektiv, schmerzlindernd

Die färbende Distel

Wie die meisten Distelarten gehört auch die Färberdistel zur Familie der Korbblütler. Ihre seltenen, gelb-orangen bis rot-gelben Blütenquasten unterscheiden sie dabei aber schon rein optisch von Artverwandten wie der Mariendistel, die gemeinhin eher violette Blüten besitzen.

Mit dem echten Safran ist Saflor trotz Namensähnlichkeit hingegen nicht näher verwandt. Dafür teilen sich beide Färberpflanzen aber die einzigartige Fähigkeit, Textilien und Lebensmittel intensiv gelb zu färben, mit dem Unterschied, dass Saflor mitunter sogar rote Farben erzeugt.

Ihre Bedeutung als traditionelle Färberpflanze trägt Carthamus tinctorius dabei sogar im Namen. Denn der Artenzusatz „tinctorius“ leitet sich von lateinischen Wort tingere für „färben“ ab. Das gleiche Wort verlieh im Übrigen auch der Tinktur ihren Namen, bei der es sich für gewöhnlich um einen durch Pflanzenfarbstoffe markant eingefärbten Extrakt handelt.

 

Färberdistel, Safrandistel, Saflor, Falscher Safran, Öldistel, Carthamus tinctorius
Mit ihren gelben Blütenquasten ist die Färberdistel unter den Distelarten einzigartig

Nutzungsgeschichte der Färberdistel

Gemeinsam mit Färberkrapp, Färberwaid und Indigo gehört die Färberdistel zu den ältesten Färberpflanzen der Geschichte. Sie stammt ursprünglich aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Speziell in Ägypten ist ihre Nutzung als Färberpflanze schon ab 3.500 v. Chr. belegt. Sie wurde im Reich der Pharaonen unter anderem dazu genutzt, um Grabwände zu bemalen.

Auch in Asien und hier insbesondere in China und Japan galten die Farbpartikel von Carthamus tinctorius als besonders kostbar. Das gilt insbesondere für die roten Farbpartikel, hatte Rot in der chinesischen und japanischen Kultur doch schon damals eine besondere Bedeutung als Farbe des Glücks, des Wohlstands und der Freude.

Die Verwendung reichte vom Einfärben von Stoffen wie Seide, Baumwolle oder Leinen sowie traditioneller Trachten über das Färben von Papier bis hin zur Nutzung des Saflors als Grundlage für Malereifarben.

 

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In Europa kannten die Färberdistel bereits die alten Griechen und Römer. Der griechische Urvater der Pharmakologie, Dioskurides, beschrieb Saflor in seiner „Materia medica“ als eine Nutzpflanze, die sowohl färbende als auch heilsame Eigenschaften besaß und im antiken Griechenland insbesondere zum Einfärben von Textilien verwendet wurde.

Etwa ab dem 13. Jahrhundert ist dann auch eine Nutzung der Färberdistel als natürliche Lebensmittelfarbe zum Einfärben von Speisen belegt. Spätestens ab da avancierte Saflor zu einem beliebten Ersatz für Safran, der seinerzeit noch äußerst teuer war.

 

Färberdistel, Carthamus tinctorius, Safranblüten
Die vermeintlichen Safranblüten: Frisch geerntete Blütenblätter der Färberdistel

Saflorgelb und Saflorrot

Schon der indische Dichter Kalidasa verglich die Blüten von Saflor, der in Indien den Sanskrit-Namen Kusumbha trägt, mit dem Lodern des Feuers. Auch mit dem rot-goldenen Schimmer der Abendröte werden die Blütenquasten der Färberdistel in der indischen Literatur immer wieder gerne gleichgesetzt.

Diese besondere Assoziation verdankt Saflor dem zwiegefärbten Charakter seiner Blütenblätter. Bei den Farbpigmenten des Saflors muss man nämlich zwischen Saflorrot (Carthamin) und Saflorgelb (Hydroxycarthamin) unterscheiden.

Je nachdem, welchen Farbton man im Rahmen der Herstellung von Naturfarben aus dieser Pflanze gewinnen möchte, sind hierfür entweder die gelben oder roten Blüten der Färberpflanze für die Kräuterextraktion zu verwenden. In beiden Fällen werden die Blütenblätter zunächst getrocknet und anschließend in Wasser oder Alkohol eingeweicht.

Alternativ dazu kann man auch ein Trennverfahren anwenden. Hydroxycarthamin ist namensgemäß wasserlöslich und lässt sich durch Wasserextraktion aus dem roten Carthamin abspalten, wodurch das Saflorrot noch kräftiger wird.

Dieses setzt sich nach einigen Wochen Extraktionszeit am Boden des Extrakts ab und lässt sich in Folge nach dem Abgießen des Wassers separat entnehmen. Die Extraktionslösung wird nach dem Filtern häufig zusätzlich verdampft, um eine höhere Farbkonzentration zu erreichen. Ebenso kann man den Extrakt trocknen und zu Farbpulver mahlen.

„Mit Windeseil getriebne Feuersglut

verzehrt der Bäum‘ und Sträucher Wipfel schnell,

Und rote Funken sprühn von Ort zu Ort

als würden Kusumbhablüten fortgestreut.“

– Ritusamhara 1.24 –

Färberdistel, Carthamus tinctorius
Die Blüten der Färberdistel erscheinen zunächst gelbrot, später orangerot, wobei aus den rötlichen Blüten Saflorrot, aus den orangegelben Saflorgelb hergestellt wird.

Inhaltsstoffe und Wirkung der Färberdistel

Abgesehen von ihrer Funktion als Färberpflanze ist die Färberdistel auch ein potentes Heilkraut und auch ein gesundes Lebensmittel. Beispielsweise wurde das aus den Samen gepresste Öl der Färberdistel bereits in der Antike zur Herstellung von Salben und Lampenöl verwendet.

Heute dient Distelöl sogar als beliebtes Speiseöl. Dabei steckt sowohl in den Samen, als auch in den Blüten und Blättern der Färberdistel so mancher interessanter Inhaltsstoff.

Speziell die Blüten der Färberdistel enthalten Carthamin (roter Farbstoff) und Carthamidin (gelber Farbstoff). Beide Blütenfarbstoffe werden zum Färben von Textilien, Lebensmitteln und Naturkosmetik verwendet.

Das aus den Samen gewonnene Öl ist wiederum reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, insbesondere Linolsäure. Es handelt sich also um ein besonders gesundes Speiseöl. Hinzu kommt eine Fülle an medizinischen Inhaltsstoffen, zu denen allen voran folgende biochemischen Verbindungen gehören:

  • Acetoxytetralin
  • Allyltoluen
  • Ätherische Öle
  • Caryophyllen
  • Flavonoide
  • Luteolin
  • Safflamin
  • Safflor / Hydroxyssaflor
  • Serotonin / Feruloylserotonin
  • Vitamin E

In der traditionellen chinesischen Medizin ist die Färberdistel als Hong-Hua bekannt. Sie gilt hier als traditionelles Yang-Kraut, was bedeutet, dass ihr ein wärmender und stimulierender Charakter zugeschrieben wird.

Dementsprechend nutzt man Saflor als TCM-Kraut zur Förderung der Durchblutung, zur Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zur Senkung der Cholesterinwerte und des Blutzuckers sowie zur Stimulierung des Blutflusses im Rahmen von Menstruationsbeschwerden. Letztere Anwendung zeigt auch die Funktion der Färbdistel als Frauenheilkraut auf.

Insgesamt wird die Wirkung von Carthamus tinctorius laut einer Studie des Chinese Journal of Integrative Medicine als antioxidativ, entzündungshemmend, schmerzlindernd und sogar antidiabetisch beschrieben.1Jinous Asgarpanah, Nastaran Kazemivash: Phytochemistry, pharmacology and medicinal properties of Carthamus tinctorius L; in: Chinese Journal of Integrative Medicine, Volume 19, Issue 2, 2013; PMID: 23371463 PubMed Gerade den entzündungshemmenden und schmerzstillenden Effekt machen sich diesbezüglich auch diverse Produkte zur Hautpflege und Wundbehandlung, wie Cremes oder Salben zunutze, um irritierte Haut, Hautentzündungen oder schmerzhafte Wunden zu lindern.

Eine chinesische Studie der Shengjing Universitätsklinik der China Medical University in Liaoning entdeckte sogar neuroprotektive Eigenschaften der Färberdistel, die laut Studienergebnissen bei der Behandlung und Prävention von Alzheimer helfen könnten.2Yuanyuan Liang, Lin Wang: Carthamus tinctorius L.: A natural neuroprotective source for anti-Alzheimer’s disease drugs; in: Journal of Ethnopharmacology, Volume 298, 2022; PMID: 36041691 Elsevier

 

Färberdistel, Carthamus tinctorius
Eine heilsame Färberpflanze: Carthamus tinctorius ist ein altes TCM-Kraut gegen Herz- und Gefäßbeschwerden.

Färberdistel pflanzen und pflegen

Bedingt durch ihre Herkunft aus tropischen bis subtropischen Regionen ist die Kälteresistenz der Färberdistel im Vergleich zu anderen Distelarten etwas eingeschränkt. Die Aussagen zur konkreten Winterhärte der 30 bis 60 cm hohen Staude variieren je nach Autor stark.

Während einige der Färberpflanze eine Winterhärte bis -12 °C zuschreiben, ist sie nach anderen Aussagen überhaupt nicht winterhart. Es ist daher ratsam, die Pflanze im ersten Standjahr zumindest mit einem leichten Winterschutz zu versehen, sofern sie im Freiland überwintert.

Alternativ dazu kann man sie auch frostfrei an einem geschützten Ort überwintern und im Verlauf der nächsten Standjahre testweise an etwas kühlere Temperaturen gewöhnen.

Standort und Boden

Wie viele Pflanzen aus den Tropen und Subtropen wünscht sich auch Saflor einen sonnigen Standort. Es empfiehlt sich ein gut durchlässiger, nährstoffreicher, sandig-lehmiger Boden, damit die Pflanze ihre Farbstoffe und medizinischen Wirkstoffe optimal ausbilden kann.

Ein ausreichend sandiges Substrat gewährleistet, dass Feuchtigkeit gut abfließen kann. Denn Staunässe ist am Standort für die Färberdistel tunlichst zu vermeiden. Der pH-Wert des Substrats sollte im schwach sauren bis neutralen Bereich, zwischen 6 und 7,5 Punkten liegen.

Pflanztermin und Bodenvorbereitung

Die ideale Pflanzzeit für Färberdistel liegt im Frühling, zwischen April und Mai. Es sollten nach der Ausbringung keine Spätfröste mehr auftreten.

Lockern Sie das Standortsubstrat vor der Pflanzung gut auf und reichern Sie es bei Bedarf mit etwas Sand an. Eine leichte Kiesdrainage im Untergrund kann sinnvoll sein.

Aussaat und Pflanzvorgang

Man kann die Färberdistel entweder direkt pflanzen oder aussäen. Da es Saflor im Handel aber nur selten als vorgezogene Pflanze zu kaufen gibt, ist die Aussaat erworbener Samen allgemein üblich.

Säen Sie die Samen in einer Saattiefe von ca. 1 cm. Bedecken Sie das Saatgut anschließend mit Erde und halten Sie es bis zur Keimung ausreichend feucht. Jungpflanzen werden im Anschluss pikiert und auf einen finalen Pflanzabstand von 30 bis 40 cm vereinzelt.

Färberdistel gießen und düngen

Wie für Disteln üblich, ist die Färberdistel relativ genügsam und anspruchslos. Sie kommt mit Trockenheit deutlich besser zurecht als mit Staunässe, daher sollte die Bewässerung mit Augenmaß erfolgen. Gießen Sie nur, wenn der Oberboden vollständig abgetrocknet ist.

Düngen muss man die Färberdistel bei guter Vordüngung des Standorts in der Regel nicht. Wer möchte, kann einen organischen Dünger wie Brennnesseljauche oder Kompost verwenden. Düngen Sie die Pflanze hiermit im Frühjahr oder Sommer.

Färberdistel ernten

Die Blütezeit der Färberdistel erstreckt sich von Juli bis August. Während dieser Zeit können Sie die Blüten der Pflanze durch Kappen des Blütentriebs entnehmen. Für frische Samen zur Vermehrung oder zur Herstellung von Distelöl ernten Sie im Herbst die reifen Achänen der Pflanze.

Färberdistel, Saflor, Carthamus tinctorius
Erntereife Saflorblüten

Mögliche Krankheiten und Schädlinge

Saflor ist relativ resistent gegenüber Krankheiten und Schädlingen. Vereinzelt können aber folgende Schadbilder auftreten:

  • Pilzkrankheiten: Zu feuchte Standorte können Pilzerkrankungen wie Mehltau begünstigen. Achten Sie daher auf eine gute Belüftung und vermeiden Sie Staunässe.
  • Schädlinge: Schädlinge wie Blattläuse oder Spinnmilben treten auch an der Färberdistel hin und wieder auf. Regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls der Einsatz von Nützlingen wie Marienkäfern oder Schlupfwespen sind dann eine ökologische Lösung zur Schädlingsbekämpfung.

FAQs zur Färberdistel

Was ist die Färberdistel und wofür wird sie verwendet?

Die Färberdistel, auch als Saflor bekannt, ist eine blühende Pflanze, die hauptsächlich wegen ihrer Samen und Blüten angebaut wird. Die Samen liefern hochwertiges Öl, das sowohl in der Küche als auch in der Kosmetik Anwendung findet. Die Blüten werden traditionell zum Färben von Stoffen und als Gewürz verwendet.

Welche gesundheitlichen Vorteile bietet das Färberdistelöl?

Das Öl von Carthamus tinctorius kann zur Herzgesundheit beitragen. Es kann helfen, den Cholesterinspiegel zu senken, Entzündungen zu reduzieren und die Haut zu pflegen. Die antioxidativen Eigenschaften des Öls unterstützen zudem das Immunsystem.

Wie kann man Färberdistelöl in der Küche verwenden?

Färberdistelöl eignet sich hervorragend zum Braten, Backen und für Salatdressings. Sein hoher Rauchpunkt macht es ideal für hohe Temperaturen, während der milde Geschmack gut zu verschiedenen Gerichten passt. Es kann auch als Basisöl für selbstgemachte Marinaden und Saucen dienen.

Kann die Färberdistel in meinem Garten wachsen?

Ja, die Färberdistel ist anpassungsfähig und gedeiht in gemäßigten bis warmen Klimazonen. Sie bevorzugt gut durchlässigen Boden und viel Sonnenlicht. Die Pflanze ist trockenheitstolerant und kann in vielen Gartenumgebungen erfolgreich kultiviert werden, solange die richtigen Bedingungen gegeben sind.

Gibt es Nebenwirkungen bei der Verwendung von Färberdistelprodukten?

Färberdistelprodukte sind im Allgemeinen sicher, aber manche Menschen könnten allergische Reaktionen erfahren. Bei übermäßigem Verzehr von Färberdistelöl kann es zu Magenbeschwerden kommen. Schwangere und stillende Frauen sollten vor der Verwendung ihren Arzt konsultieren, um mögliche Risiken zu minimieren.

Studienbelege:

  • 1
    Jinous Asgarpanah, Nastaran Kazemivash: Phytochemistry, pharmacology and medicinal properties of Carthamus tinctorius L; in: Chinese Journal of Integrative Medicine, Volume 19, Issue 2, 2013; PMID: 23371463 PubMed
  • 2
    Yuanyuan Liang, Lin Wang: Carthamus tinctorius L.: A natural neuroprotective source for anti-Alzheimer’s disease drugs; in: Journal of Ethnopharmacology, Volume 298, 2022; PMID: 36041691 Elsevier

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