Das auch als Löwenschwanz bekannte Echte Herzgespann (Leonorus cardiaca) wird in freier Wildbahn gerne mit der Brennnessel verwechselt. Doch wenngleich es sich in beiden Fällen um alte Heilkräuter handelt und mit Blick auf die Kultur durchaus Gemeinsamkeiten bestehen, gibt es auch deutliche Unterschiede zwischen beiden Kräutern. Ein kleiner Anwendungs- und Kulturratgeber für Kräuterfans, die gerne Herzgespann pflanzen möchten.
Wissenswertes: Bereits der wissenschaftliche Artenzusatz des Herzgespanns „cardiaca“ verweist auf die heilkundliche Nutzung der Pflanze gegen Herzbeschwerden. Der Begriff leitet sich vom altgriechischen kardia ab, der übersetzt „Herz“ bedeutet und wird auch in der Medizin für verschiedene Herzerkrankungen (z.B. kardiovaskuläre Erkrankungen) verwendet.
Inhaltsverzeichnis
ToggleHerzgespann in der Küche und Medizin
Trotz ihrer optischen Ähnlichkeit sind Brennnessel und Herzgespann nicht näher miteinander verwandt. Denn die Brennnessel stellt die Stammgattung der Brennnesselgewächse, zu der die Gattung Leonorus nicht gehört.
Viel enger verwandt ist Herzgespann da schon mit der Taubnessel und Buntnessel, bei denen es sich wie im Falle von Leonorus um Lippenblütler handelt. Als Heil- und Gewürzkraut reiht sich Leonorus cardiaca damit in Arten einer für ihre heilsamen und aromatischen Vertreter weltberühmte Pflanzenfamilie ein, zu der auch solche Kultkräuter wie Thymian, Salbei und Rosmarin gehören.
Herzgespann als altes Küchenkraut
Die Blätter von Herzgespann besitzen einen leicht harzig-bitteren Geschmack. Dieser wurde früher noch zum Würzen von Bier verwendet. Und auch Käse, Gemüsebeilagen und Kräuterquark profitieren von der aromatischen Note des Herzgespanns.
Ebenfalls gebräuchlich war Herzgespann im Altertum als Gewürz für Suppen und Hülsenfrüchte wie Linsen oder Erbsen. Die Zubereitung von Tees und Tinkturen mit Herzgespann ist und war ebenfalls gebräuchlich.
Inhaltsstoffe und Wirkung von Herzgespann
Für das markant würzige Aroma von Herzgespann sind insbesondere Pflanzensäuren und Phenole wie Kaffeesäure, Rosmarinsäure, Ursolsäure und Leonurin verantwortlich. Gerade Rosmarinsäure ist diesbezüglich auch für die entzündungshemmende, antioxidative sowie antibakterielle und antivirale Wirkung von Herzgespann (z.B. bei Herzgefäßentzündungen) verantwortlich.
Ursolsäure ist wiederum für ihre muskelstärkenden Eigenschaften bekannt. Da es sich beim Herz bekanntlich um den größten Muskel des Körpers handelt, kann die Pflanzensäure also auch als herzstärkend bezeichnet werden.
Noch wesentlich wichtiger für die protektive Wirkung von Herzgespann auf das Herz sind aber die pflanzeneigenen Iridoidglykoside, Flavonoide und Bitterstoffe. Hierzu gehören:
- Ajugol
- Ajugosid
- Betaine
- Galliridosid
- Hyperosid
- Leocardin
- Quercitrin
- Rutosid
Herzgespann nicht nur gegen Herzbeschwerden
Zu den wichtigsten Herzbeschwerden, die mit Herzgespann behandelt werden, gehören Bluthochdruck, Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen. Obwohl Herzgespann dabei namensgemäß vor allem für seine herzstärkende Wirkung bekannt ist, schlummert in den Inhaltsstoffen der Pflanze doch noch ganz anderes heilsames Potential.
Die Europäische Arzneimittelagentur hat hierzu bereits 2010 einen umfangreichen Report über die Eignung von Leonorus cardiaca für medizinische Zwecke herausgegeben. Bekannt sind unter anderem Anwendungen bei Schilddrüsenüberfunktion und Verdauungsbeschwerden. Weitere Anwendungsgebiete umfassen Depressionen, Epilepsie, Menstruations-, Schwangerschafts- und Wechseljahrsbeschwerden.
Letztere beiden machen aus Leonorus cardiaca auch ein bedeutsames Frauenheilkraut. Insbesondere das pflanzeneigene Leonurin wirkt sich in diesem Zusammenhang stimulierend auf die Uterusmuskulatur aus. Diesbezüglich führt auch der frauenheilkundliche Beiname Mutterkraut gerne zu Verwechslungen mit der gleichnamigen Pflanzengattung.
Weitere Arten der Gattung Leonorus
Neben Leonorus cardiaca werden noch zwei weitere Herzgespann-Arten medizinisch genutzt. Das Orientalische Herzgespann (Leonorus artemisia / Leonorus japonica) ist diesbezüglich ein wichtiges TCM-Kraut aus der Traditionellen Chinesischen Medizin. Auch als Chinesisches Mutterkraut bekannt, wird ihm ein kühlender Charakter zugeschrieben, der die Meridiane des Herzes, der Leber und Blase reguliert.
Das Sibirische Mutterkraut bzw. Sibirische Herzgespann (Leonorus sibiricus) ist in seiner sibirischen Heimat auch als Marihuanilla bekannt, was übersetzt „kleiner Hanf“ bedeutet. Zurückzuführen ist dies auf die (herz-)beruhigende Wirkung, die an jene der Hanfpflanze erinnert und allen Herzgespann-Arten gemeinsam ist. Angewendet wird er in der sibirischen Volksheilkunde wie das Echte Herzgespann.
Verwechslungsgefahr besteht insbesondere bei Leonorus artemisia zu den Arten der Gattung Artemisia, namentlich Beifuß, Estragon und Wermut. Die Blätter der Pflanzen sehen sich recht ähnlich und auch die Anordnung ihrer Blüten, die vergleichsweise dicht am Stängel sitzen, kann eine Unterscheidung erschweren. Allerdings blühen Artemisia-Arten im Unterschied zu Leonorus-Arten nicht weiß, sondern rosa-violett.
Herzgespann pflanzen – Standort und Ablauf
Bei Herzgespann handelt es sich um eine heimische Arzneipflanze, die von Skandinavien bis in den mediterranen Raum europaweit heimisch ist. Im hohen Norden hält das Kraut Minustemperaturen von bis zu -40 °C aus und ist daher sehr gut winterhart. Somit lässt sich das Heilkraut auch in gemäßigten Breitengraden problemlos ganzjährig im Kräutergarten kultivieren. Mehr noch, war Leonorus cardiaca einst sogar als traditionelle Pflanzenart im Bauerngarten bekannt.
Der richtige Standort für Herzgespann
In Sachen Standortansprüche tun sich bei Herzgespannkräutern dann doch so manche Ähnlichkeiten zur Brennnessel auf. Beide Pflanzen schätzen einen halbschattigen Standort, wobei Leonorus cardiaca auch mit sonnigen Standorten gut zurechtkommt. In Sachen Boden-pH-Wert ist für beide Kräuter ein neutrales Bodenmilieu zwischen 6,5 und 7 Punkten empfehlenswert.
Was das Bodensubstrat selbst angeht, so wünscht sich Herzgespann einen kiesig-lehmigen Boden mit gutem Humusanteil. Das Substrat sollte stets frisch-feucht und mäßig nährstoffreich sein, darf aber getrost einen gewissen Kalkgehalt aufweisen, da Leonorus cardiaca recht kalktolerant ist.
Einzelheiten zum Standort für Herzgespann:
- sonniger bis halbschattiger Standort
- frisch-feuchter, kiesig-lehmiger Boden
- Substrat sollte humusreich, aber nährstoffarm sein
- Kalk wird von der Pflanze toleriert
- pH-Wert des Bodens: neutral, bei 6,5 bis 7
- Herzgespann ist bis -40 °C winterhart
Aussaat von Herzgespann
Herzgespannsamen können Sie bereits am März indoor in Anzuchterde vorziehen. Die Aussaat ins Freiland kann von April bis Mai erfolgen. Bedenken Sie hierbei jedoch, dass Leonorus ein Lichtkeimer ist. Das Saatgut wird dementsprechend nur leicht angedrückt, nicht aber mit Erde bedeckt.
Halten Sie die Samen des Herzgespanns nach der Aussaat gleichmäßig feucht. Ab Juni können Sie die vorgezogenen Jungpflanzen dann vereinzeln.
Herzgespann pikieren oder auspflanzen
Sowohl vorgezogene Pflanzen als auch im Handel gekaufte Jungpflanzen dürfen ab Juni bis August ins Freiland. Optimieren Sie den Freilandboden bei Bedarf mit etwas Kies oder Sand nach, um einen guten Wasserablauf zu garantieren. Eine Handvoll Hornspäne oder Kokoserde erhöht den Humusgehalt des Bodens.
Herzgespannkräuter erreichen Wuchshöhen von 30 bis 120 cm. Der finale Pflanzabstand sollte ca. 30 cm zu Nachbarpflanzen betragen. Bei guter Pflege zeigen dann sowohl vorgezogene als gekaufte Jungpflanzen bereits im Sommer nach der Pflanzung erste Blüten.
Herzgespann gießen und düngen
Relativ genügsam zeigt sich Herzgespann in der Pflege. Im Freiland reichen natürliche Niederschläge für eine angemessene Wasserzufuhr meist aus. Allenfalls in heißen und trockenen Sommermonaten muss manuell bewässert werden.
Auch Topfkulturen müssen Sie ggf. etwas öfter gießen, wobei kalkhaltiges Leitungswasser zur Bewässerung geeignet ist. Eine Düngung von Leonorus cardiaca ist hingegen nicht zwingend erforderlich.
Herzgespann schneiden und vermehren
Für die gezielte Vermehrung kann man entweder das Saatgut der Pflanze absammeln oder aber ältere Pflanzen durch Wurzelteilung vermehren. Die Teilung des Wurzelstocks erfolgt wie die Aussaat im Frühjahr. Achten Sie darauf, zwei gleich große und ausreichend bewurzelte Teilstücke zu schneiden. Diese können Sie anschließend direkt zurück ins Beet setzen.
Leonorus cardiaca gilt als recht vermehrungsfreudig und sät sich ohne geeignete Vorkehrungsmaßnahmen oft selbst üppig im Garten aus. Das kann man unterbinden, indem man welke Blüten vor der Samenreife von der Pflanze abschneidet. Zur Ernte können Sie von Frühling bis Sommer frische Blätter und auch Blüten der Pflanze entnehmen.
Herzgespann – Krankheiten und Schädlinge
Leonorus cardiaca ist nicht nur gegenüber extremen Minusgraden sehr tolerant. Auch Schadbilder können der Pflanze kaum etwas anhaben. Zu feuchte oder schattige Standorte sorgen allerdings gerne für einen Befall mit Mehltau. Wählen Sie den Standort daher von Beginn an sorgfältig aus.
Ähnliche Beiträge
Entdecke mehr von Das Grüne Archiv
Subscribe to get the latest posts sent to your email.