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Spirulina – Inhaltsstoffe und Wirkung der Blaualge

Die auch als Blaualge bekannte Spirulina ist längst als Superfood in der ernährungsbewussten Szene angekommen. Das nicht nur wegen ihrer grün bis blau färbenden Eigenschaften, sondern auch wegen ihren gesundheitsfördernden Wirkung. Allerdings gibt es in Bezug auf Spirulina auch so manchen Irrglauben, der sich hartnäckig hält. Das fängt schon beim Namen der Blaualge an und hört bei ihrer Beschreibung als pflanzliche Vitamin-B12-Quelle auf.

 

Fakten und Mythen zu Spirulina

Algen werden inzwischen als Lebensmittel der Zukunft gefeiert und das zu Recht. Weil sie sich als protein-, vitamin- und mineralstoffreiche Lebensmittel relativ leicht und ertragreich kultivieren lassen, ist das Trend-Superfood aus Asien inzwischen auch in Europa auf dem Vormarsch und könnte laut Experten sogar manche Hungersnot in Entwicklungsländern entschärfen. Die Sache hat nur einen Haken: Spirulina alias Blaualge ist eigentlich gar keine echte Alge.

 

Blaualge ist in Wahrheit ein Bakterium

An der Spirulina ist im Grunde bereits ihr Name irreführend. Zwar wurde sie früher zur Gattung Spirulina gezählt, nach heute gültiger Taxonomie gehört sie jedoch zur Gattung Arthrospira. Somit sind die Bezeichnungen „Spirulina platensis“ und „Spirulina maxima“ für die beiden wichtigsten Arten der Blaualge faktisch veraltet. Richtiger wären die Bezeichnungen Arthrospira platensis und Arthrospira maxima.

Mehr noch, handelt es sich bei Arthrospira-Arten eigentlich um Bakterien. Genauer gesagt sind es früher fälschlich als Blaualgen bezeichneten Cyanobakterien (von griech.: cyanos für „blau“), die es wie Algen schon seit gut 2,5 Milliarden Jahren gibt und die in Gewässern auch algenartige Kolonien bilden. Es existieren also durchaus Ähnlichkeiten zwischen Blaualgen und echten Algen, auch wenn sie taxonomisch nicht näher miteinander verwandt sind.

 

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Das vermeintliche Algenpulver aus Spirulina besteht in Wahrheit aus Mikrobakterien

Reines Blaualgen-Pulver ist nicht blau

Cyanobakterien waren gemeinsam mit echten Algen, Moosen und Farnen einst für die Entstehung unserer Atmosphäre verantwortlich. Indem sie der Luft CO2 entzogen und sie im Gegenzug mit Sauerstoff anreicherten, machten besagte Pflanzen und Mikroorganismen die Entstehung höherer Lebensformen auf der Erde überhaupt erst möglich. In diesem Zusammenhang besitzen Cyanobakterien wie Algen eine Eigenschaft, die eigentlich nur aus dem Pflanzenreich bekannt ist: sie betreiben Photosynthese.

Aufgrund ihrer Photosynthese sind Cyanobakterien dazu in der Lage, den Pflanzenfarbstoff Chlorophyll zu produzieren. Zu diesem Zweck enthalten Blaualgen den blauen Hilfsfarbstoff Phycocyanin. Ähnlich wie die gelb-orange bis rot färbenden Carotinoide absorbieren Phycocyanine bestimmte Wellenlängen des Sonnenlichtes, um den Vorgang der Photosynthese zu verbessern.

So kommt auch der natürliche, blau-grüne Farbton der Blaualgen zustande, der durch die Kombination aus Chlorophyll und Phycocyanin entsteht. Um reines blaues Pulver aus Blaualge zu gewinnen, muss man das Phycocyanin erst extrahieren.

 

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Was im Handel als Blaue Spirulina verkauft wird, sind streng genommen nur die extrakierten Farbstoffe alias Phycocyanine des Cyanobakteriums

Spirulina ist keine pflanzliche Bezugsquelle für Vitamin B12

Nun sind Blaualgen als Bakterien sogenannte Prokaryoten. Diese besitzen im Unterschied zu Eukaryoten wie den echten Algen keinen Zellkern. Gemeinsam ist Blaualgen und echten Algen jedoch, dass es sich in beiden Fällen nicht um Pflanzen, sondern um mikroskopisch kleine Lebewesen handelt.

Dementsprechend ist es schon etwas verwunderlich, dass Spirulina ihren Status als Superfood vor allem deshalb erhielt, weil sie in der veganen Szene als pflanzliche Quelle für Vitamin B12 angepriesen wurde. Diese Aussage ist jedoch falsch. Aus zweierlei Gründen.

Einerseits handelt es sich bei Blaualgen wie erwähnt nicht um Pflanzen, sondern um prokaryotische Lebewesen. Andererseits kann das in der Blaualge enthaltene Vitamin B12 gemäß einem Bericht der Verbraucherzentrale zu Spirulina vom menschlichen Körper nicht verwertet werden. Selbst wenn man bei der taxonomischen Zuordnung von Blaualgen also ein Auge zudrückt, qualifiziert es das Cyanobakterium nach wie vor nicht für den Titel als wertvolle Vitamin-B12-Quelle in der veganen Ernährung.

 

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Gesundes Nahrungsmittel – ja. Pflanzliches Nahrungsergänzungsmittel zur Deckung des Vitamin B12 Bedarfs – nein: Blaualgen sind durchaus gesund, jedoch nicht immer auf die Art und Weise, deretwegen sie angepriesen werden.

Qualität von Blaualgenpulver kann stark schwanken

Blaualgen werden für die Lebensmittelproduktion in eigens dafür konzipierten Wasserbecken gezüchtet. Diese müssen eine Wassertemperatur von ca. 37 °C aufweisen, damit sich die Blaualge üppig vermehren kann. Ein Warnhinweis ergeht an dieser Stelle von der Verbraucherzentrale bezüglich möglicher Schadstoffbelastung in Spirulinapulver. Denn leider werden im Handel erhältliche Blaualgen-Produkte nicht immer in Aquakulturen mit Bio-Qualität hergestellt.

Neben Verunreinigungen durch Schwermetall sind auch wiederholte Meldungen von Fällen mit hohem Gehalt an aromatischen Wasserstoffen (PAK) bekannt, die als krebserregend gelten. Es wird angenommen, dass sich PAKs insbesondere durch Fehler beim Trocknen der Blaualge vermehrt in den Cyanobakterien einlagern.

Ebenfalls gewarnt sei vor falschen Spirulina-Produkten aus Grüner Spannalge (Aphanizomenon flos-aquae). Diese auch als AFA-Alge bekannte Blaualgen-Art gehört zwar ebenfalls zu den Cyanobakterien, fällt jedoch durch einen bedenklichen Gehalt an Mikrocystinen auf, die eine lebertoxische Wirkung besitzen.

Beim Kauf von Blaualgen-Produkten ist es also zwingend erforderlich, auf hohe Qualität zu achten. Kaufen Sie daher nur Blaualgen aus zertifizierter Bio-Produktion.

 

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Wichtig: Vor dem Kauf von Spirulinapulver und Nahrungsergänzungsmittel aus Blaualge bitte immer auf Bio-Zertifikat achten.

Gesundheitswert der Blaualge

Lässt man manche Halbwahrheiten zu Blaualgenextrakt einmal außer Acht und konzentriert sich auf hochwertige Blaualgen-Produkte, kann das Cyanobakterium durchaus eine Bereicherung für die Ernährung sein. Dabei werden ihm zahlreiche Gesundheitswirkungen nachgesagt, die sich aus den wertvollen Inhaltsstoffen der Blaualge ergeben.

 

Inhaltsstoffe und Wirkung von Spirulina

Spirulina ist äußerst reich an gesunden Nährstoffen. Das ist, trotz mancher Fehlinformationen zu der vermeintlichen Mikroalge, wissenschaftlich erwiesen. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören:

  • Aminosäuren
  • Calcium
  • Eisen
  • Kalium
  • Kupfer
  • Magnesium
  • Natrium
  • Omega-3-Fettsäuren
  • Phosphor
  • Proteine
  • Selen
  • Vitamin A
  • B-Vitamine
  • Vitamin C
  • Zink

Es gibt ein paar verblüffende Studien zur Wirkung der Blaualge. Beispielsweise soll die Blaualge allergische Reaktionen reduzieren. Anscheinend hemmen die Peptide der Blaualge die Ausschüttung von Histamin im Körper. Eine Eigenschaft, die Blaualgenextrakt nicht nur für die Therapie verschiedener Allergien, sondern auch für die Behandlung von Histaminintoleranz interessant macht.

Ebenfalls bekannt ist eine antimikrobielle Wirkung von Spirulina gegen den Candida-Pilz. Dieser ist häufig für Pilzinfektionen wie den Scheidenpilz und Candidose im Mundraum verantwortlich

Besonders beliebt ist Spirulinapulver auch zum Abnehmen. Und tatsächlich konnten Forscher in einer Doppelblindstudie einen sowohl gewichtsreduzieren als auch blutdrucksenkenden Effekt der Blaualge nachweisen.

 

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Sieht nicht nur unglaublich originell aus, sondern ist auch unglaublich gesund: Blaue Smoothie Bowl mit Spirulinaextrakt

Mehr als nur ein Nahrungsergänzungsmittel

Die Wirkung von Spirulina wird in den meisten Fällen mit Blick auf die Ernährung diskutiert. Allerdings legen einige Studien nahe, dass die Blaualge auch für die Hautpflege und Wundbehandlung von Bedeutung sein kann.

Eine Forschungsgruppe der Abteilung für Bioingenieurswesen an der Ege Universität im türkischen Izmir testete diesbezüglich in-vitro eine Creme aus Spirulina. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Blaualgengextrakt die Zellregeneration anregt. Wer gerne Naturkosmetik selbst herstellt oder mit Hautbeschwerden zu kämpfen hat, dem sei die Blaualge daher als Geheimtipp für natürliche Hautpflege wärmstes empfohlen.

 

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Übrigerns: In der Hydrotherapie wird gerne pflegendes Badesalz mit Blaualgen hergestellt

Spirulina als Superfood

Beliebt ist das Pulver der Spirulina vor allem für Smoothies, Smoothie-Bowls, Joghurts und Getränke wie Blue Latte oder Blue Matcha. Die Cyanobakterien gelten neben Anthocyanen die einzigen natürlichen blauen Farbstoffe für Lebensmittel, was ihr Pulver als blaue und auch grüne Lebensmittelfarbe sehr begehrt macht. Darüber hinaus gibt es das Pulver der Blaualge als Nahrungsergänzungsmittel auch in Kapseln oder gepresst in Tablettenform.

 

Spirulina-Blau und Spirulina-Grün als Naturfarben

Es gibt bekanntlich zahlreiche Hilfsmittel für die Herstellung von Naturfarben. Doch gerade dann, wenn es um die Farbe Blau geht, ist die Auswahl doch stark eingeschränkt. Spirulinapulver ist hier neben anthocyanhaltigen Beeren und Blumen inzwischen sehr beliebt.

Blau einfärben kann man mit Blaualgen nicht nur Frühstücksklassiker wie Smoothies. Gerade mit Blick auf Halloween-Rezepte ist Blau auch als farbliches Highlight in Cocktails, Zaubertränken, Desserts und Gebäck sehr beliebt. Ebenfalls eine schöne Idee ist Spirulina-Blau für Beerenrezepte aus Blaubeeren, deren Färbung sich dank der Blaualge zusätzlich intensiviert.

 

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Blue Matcha aus Blue Spirulina Pulver

Grünes oder blaues Spirulinapulver – Was ist gesünder?

Durch die Abspaltung von Phycocyaninen ist deren Nährstoffprofil nicht mehr identisch mit dem ursprünglich grün bis grün-blauen Spirulinapulver. Stattdessen ist sein Nährstoffgehalt deutlich geringer als das des vollwertigen Pulvers.

Während der Anteil an entzündungshemmenden und immunstärkenden Phycocyaninen in blauer Spirulina noch sehr hoch ist, fehlt es ihm zum Beispiel an grünem Chlorophyll, das eine antioxidative Wirkung besitzt. Auch wertvolle Vitamine wie Provitamin A sind in blauem Spirulinapulver nicht mehr enthalten. Wer die Blaualge also zu gesundheitsfördernden Zwecken verwenden möchte, sollte auf grünes Pulver der Blaualge setzen.

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