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Zaubertränke, Zaubertrank, Elixiere, Phiolen

Zaubertränke herstellen – Die Kunst der magischen Elixiere

Er brodelt in magischen Hexenkesseln vor sich hin, verleiht sagenhafte Zauberkräfte und an der Hogwarts-Schule für Hexerei und Zauberei aus den Harry Potter Büchern ist die Lehre von seiner Herstellung sogar ein Pflichtfach. Die Rede ist vom Zaubertrank. Ein magisches Elixier, für das es je nach gewünschtem Effekt unzählige Rezepturen gibt. Bleibt die Frage, ob man Zaubertränke auch selber machen kann. Die Antwort: Ja, aber nur mit dem nötigen Grundwissen.

 

Geschichte der Zaubertränke

Zaubertränke kennt man heute vor allem als Halloween-Rezepte. Auf Gruselpartys sind sie ein wahrer Hit und verzaubern große wie kleine Hexen mit ausgefallenen Farben und Geschmacksrichtungen. Allerdings handelt es sich bei diesen Halloween-Zaubertränken eher um originelle Cocktails. Echte Zaubertränke sehen ein wenig anders aus.

 

Mehr als nur ein Zaubertrick

Wenn man von echten Zaubertränken und magischen Elixieren spricht, sind damit meist Tinkturen gemeint. Die Assoziation mit magischen Hexentränken, deren wunderliche Wirkung der lebhaften Fantasie von Autoren entspringt, wird der Tinktur als Kräuterextrakt aber nicht gerecht. Denn einst waren Tinkturen auch die wichtigste Form von Arzneimitteln und ähnlich wie Acetum in jeder Apotheke erhältlich.

Was in Fantasy-Geschichten, Märchen und auch zahlreichen Computerspielen also als Zaubertrank gehandelt wird, hat seine Ursprünge in der altertümlichen Heilkunde. Darauf verweist übrigens auch der legendäre Zaubertrank des Druiden Miraculix aus Asterix und Obelix. Es waren früher nämlich vor allem Druiden, Schamanen, Medizinmänner und Kräuterfrauen, die in der Herstellung von Tränken mit wundersamer Heilwirkung bewandert waren.

Im Falle von Miraculix‘ Zaubertrank wird diesbezüglich auf ein heiliges Kraut der Kelten verwiesen: die Mistel. Sie war den keltischen Druiden eine wichtige Zutat für Gegengifte und Heiltränke. Geerntet wurde sie zu rituellen Zwecke nur einmal jährlich innerhalb von sechs Tagen nach dem Dezembervollmond.

Es gibt noch einige andere magische Kräuter, die im Volksglauben aufgrund ihrer besonderen Trankwirkung als Ritual- und Zauberpflanzen bekannt waren. Heute nennt man sie gerne Hexenkräuter, wobei hier unbedingt zwischen gefährlichen Giftkräutern und nützlichen Heilkräutern zu unterscheiden ist.

 

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Zaubertränke herstellen bedeutet auch, sich mit der Wirkung von Kräutern auseinander zu setzen

Von Alkohol und Zaubertränken

Die Basis aller höher dosierten Tränke und Elixiere zur äußeren und inneren Anwendung sind  Kräutertinkturen, die in der Regel aus hochprozentigem Alkohol bestehen. Es steht außer Frage, dass Alkohol als Rauschmittel zum magischen, andersweltlichen Image der Zaubertränke beigetragen hat. Denn alkoholische Getränke lassen den Geist schweifen und ihn im Rausch gerne an wundersame Orte entschwinden.

Paracelsus gilt hier sogar als Erfinder des Wortes Weingeist (Spiritus vini) als Synonym für hochprozentigen und damit äußerst berauschenden Trinkalkohol. Er verwendete den Begriff erstmals in seinem Werk Archidoxis Magicæ, das ein interessantes Beispiel dafür ist, wie sehr die Vorstellungen von Magie und magischen Tränken das mittelalterliche Handwerk der Alchemie und Heilkunde prägten.

Allerdings war Alkohol nicht erst im Mittelalter ein beliebtes „magisches Gebräu“. Schon die Schamanen der indigenen Völker Amerikas nutzten „Feuerwasser“, um in Ritualen ihre Ahnen zu beschwören oder Geistreisen zu vollziehen. Letztere dienten häufig der Heilung von Krankheiten. Versetzt waren die schwach alkoholischen Ritualtränke dabei meist mit bestimmten Kräutern, was eine frühe Form der Tinktur darstellt.

 

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Hochprozentig, aber auch hochwirksam: Tinkturen gehören bis heute zu den wichtigsten heilpflanzlichen Extrakten der modernen Medizin

Non-alkoholische Zaubertränke

Nun muss ein Zaubertrank aber nicht zwingend Alkohol enthalten. Gerade mit Blick auf die Heilwirkung von Kräutertränken muss gesagt werden, dass auch nichtalkoholische Kräuterextrakte wie Kräutertee, kosmetische Gesichtswasser, die auf magische Weise das Hautbild klären oder Haarwuchsmittel (z.B. Rosmarinwasser), die wie durch Zauberhand die Haargesundheit stärken, früher oft als magisch angesehen wurden.

Damals gab es noch keine wissenschaftlichen Studien, die die Wirkung der Tränke erklärt hätten. Im Volksglauben galten sie daher nicht selten als magische Elixiere, deren Heilkraft vom Segen der Götter oder eben talentierten Zauberern herrührte.

Wer also nach Zaubertränken für Kinder sucht, die keinen Alkohol enthalten, für den sind Früchtetees und auch Fruchtsäfte oder Fruchtcocktails die beste Wahl. Ihre gesunden Inhaltsstoffe machen die non-alkoholischen Tränke dennoch zu etwas Besonderem und bringen gerade zu Halloween bei all den süßen Naschereien zumindest etwas gesunde Ernährung mit auf den Tisch.

 

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Heute ein alltägliches Getränk, früher ein magisches Kräuterelixier mit ungeahnten Heilkräften: Tee

Historische Arten von Zaubertränken

Im Folgenden sind einige historische Beispiele für Zaubertränke aufgelistet. Auffallend ist dabei, dass die Trankfarbe in den manchen Fällen eine besondere Rolle spielt. Das gilt allen voran für die Farben Gold bzw Gelb, Rot und Grün.

 

Das goldene Elixier (Unsterblichkeitstrank)

Eine der frühesten Formen der Alchemie ist die Chinesische Alchemie. Im Taoismus ist sie auch als Jindan zhi dao (金丹之道) bekannt, was übersetzt „Der Weg des goldenen Elixiers“ bedeutet. Die alchemistische Lehre unterteilt sich in zwei Disziplinen:

  • Neidan (内丹): Der innere Zinnober bzw. das innere Elixier beschreibt die Kultivierung des Geistes zu einem intellektuell und spirituell beständigen Aspekt der Unsterblichkeit.
  • Waidan (外丹): Der äußere Zinnober bzw. das äußere Elixier beschreibt die Herstellung des eigentlichen Unsterblichkeitselixiers aus mineralischen und pflanzlichen Zutaten.

Der Begriff Unsterblichkeitselixier wurde seit dem Mittelalter häufig missbraucht und von Quacksalbern für suspekte Tränke zur kommerziellen Vermarktung verwendet. In Wahrheit gibt es aber durchaus Hinweise auf manche TCM Kräuter, die sich als Zutaten mit dem Goldenen Elixier in Verbindung bringen lassen. Allen voran wäre hier das Unsterblichkeitskraut alias Jiaogulan zu nennen, das in der Traditionellen Chinesischen Medizin von besonderer Bedeutung ist und laut aktuellem Forschungsstand sogar etwas gegen Krebszellen auszurichten vermag.

Unter den mineralischen Zutaten für Unsterblichketiselixier fällt in den Lehren des Neidan und Waidan sofort die Bezeichnung Zinnober als Synonym für Elixier auf. Das rote Mineral ist auch als Cinnabarit bekannt und wurde bereits 9.000 v. Chr. als rotes Farbpigment verwendet, daher auch der Name Zinnoberrot.

In der Tat beschäftigten sich auch die europäischen Alchemisten des Mittelalters noch mit mineralischen Zutaten für ihre Unsterblichkeitstränke. Das Wissen darum hatten sie von den Alchemisten der arabischen Alchemisten des 8. und 9. Jahrhunderts übernommen, wobei die künstliche Herstellung von Zinnober aus Quecksilber und Schwefel aber zuvor bereits in China erfunden wurde.

Es sei darauf hingewiesen, dass von Trankexperimenten mit rotem Zinnober und Quecksilber tunlichst abzuraten ist. Beide Minerale sind giftig und obwohl zumindest Ethylquecksilber vereinzelt noch als Impfstoff und Konservierungsmittel in Gebrauch ist, ändert das nichts an den grundlegenden Gesundheitsrisiken und Gefahren für die Umwelt durch Quecksilber. Wer sich also beim Tränkebrauen auf die Spuren des Unsterblichkeitstrankes machen möchte, sollte bei Heilkräutern wie Jiaogulan bleiben.

 

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Ein unbedenkliches Kraut für die Herstellung von Unsterblichkeitstränken: Jiaogulan alias Unsterblichkeitskraut

Stein der Weisen (Elixier des Lebens)

Die Vorstellungen zum Stein der Weisen (Lapis philosohprum) ähneln denen des Goldenen Elixiers aus der chinesischen Alchemie sehr. Obwohl im Europa des Mittelalters entstanden, beruft sich das Rezept auf eine Smaragdtafel aus der Antike, in die Hermes Trismegistos vor mehr als 2500 Jahren die Herstellungsformel für den Lapis philosophorus eingraviert haben soll.

Die Sagengestalt stellt eine Verschmelzung des griechischen Götterboten Hermes und des altägyptischen Gottes der Magie und der Gelehrten Thoth dar. Die nach ihm überlieferte Formel beruht auf der Vier-Elemente-Lehre der Antike und nutzt für den Stein der Weisen aber ähnlich wie das Goldene Elixier Quecksilber und Schwefel. Man versuchte folglich, das legendäre Unsterblichkeitselixier der Chinesischen Alchemie durch experimentelle Ansätze nachzubilden.

Grundlage der Herstellung des Steins der Weisen war die Umwandlung unedler Metalle in Edelmetalle, vornehmlich Gold und Silber. Die Alchemisten des Mittelalters gingen davon aus, dass ein Trank, der dieses vollbringen könne, auch Kranke zu Gesunden, Arme zu Reichen und Verderbtheit in Reinheit verwandeln könne. Der Herstellungsprozess war dabei auch als Großes Werk (Opus magnum) bekannt und verlief in mehreren Schritten, die ein alkoholisches Lösungsmittel je nach Herstellungsfortschritt unterschiedlich einfärbten:

  • Die Schwärzung (Nigredo): Stellte die Färbung des Lösungsmittels nach erstmaliger Zugabe des Ausgansstoffes in seinem Urzustand Materia Prima) dar. Um den Urstoff zu läutern wurde womöglich grünes Eisenvitriol verwendet, was den Beinahmen dieses Ausgangslösungsmittels als Grüner Drache oder Grüner Löwe erklären würde.
  • Die Weißung (Albedo): Das Lösungsmittel färbte sich im Zuge der Transmutation zunächst weiß, wobei der auch als Weißer Löwe oder Tochter der Philosophen bekannten Weißen Tinktur (Tinctura alba) bereits die Fähigkeit zugesprochen wurde, unedle Stoffe in Silber zu verwandeln.
  • Die Gelbung (Citrinitas): Im nächsten Schritt des Opus Magus wurde aus der Weißen Tinktur ein gelbes Elixier. Viele sehen hier Ähnlichkeiten zum Trinkbaren Gold (Aurum potabile) des Mittelalters, das aus mit Blattgold angereichertem Alkohol bestand und als Allheilmittel gegen allerlei Krankheiten bekannt war. Die Herstellung dieses Lebenselixiers bedurfte nach Angaben von Paracelsus einer Destillationszeit von etwa vier Wochen.
  • Die Rötung (Rubedo): Seine höchste Qualität erreichte der Stein der Weisen mit Annehmen einer roten Farbe. Für diese Extraktionsstufe gibt es viele historische Namen, wobei Roter Löwe oder Rote Tinktur (Tinctura rubea) allgemein gebräuchlich waren.

 

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Die Rote Tinktur als Stein der Weisen gab es wohl nur in der alchemistischen Theorie. Allerdings entwickelete Paracelsus aus der Idee des Goldenen Elixiers sein Aurum potabile alias „Trinkbares Gold“ als Allheilmittel aus Alkohol und Blattgold

Mitridatikum und Theriak (Universalelixier)

Das Mithridatikum war ursprünglich als Gegengift zur Behandlung von Vergiftungen durch Tierbisse in Gebrauch. Seinen Namen verdankt es dem pontischen König Mithridates VI. Eupator. Dessen Vater, Mithridates V. wurde bei einem Giftanschlag ermordet als Mithridates VI. gerade einmal elf Jahre alt war, was dazu führte, dass er sich schon in seiner frühen Jugend unter Anleitung seines Leibarztes intensiv mit Toxikologie und Pharmakologie beschäftigte.

Das Resultat seiner Studien ist bis heute an der Mauer des Asklepeion von Kos zu sehen. Darin verewigt und in Stein gemeißelt die 54 Zutaten des Mithridatikum. Zu diesen gehörten neben einschlägigen Heilkräutern wie Anis, Fenchel und Kümmel auch einige „magische“ Ingridenzien wie Entenblut und Krötenfleisch. Unschwer zu erkennen, dass dieser historische Zaubertrank die Vorlage für gruselige Hexentränke mit Tierblut und Tierfleisch lieferte.

Wissenswertes: Mithridatikum war eine Weiterentwicklung eines noch älteren Antidots aus ursprünglich 37 Zutaten. Möglicherweise flossen in die Zutatenliste dieses Ur-Gegengiftes Rezepturen wie die des Misteltranks der gallischen Druiden ein. Wer Asterix und Obelix kennt, weiß das Miraculix aus der den Kelten heiligen Mistel seinen Stärkungstrank zubereitet hat. Eine direkte Referenz zum keltischen Mistelkult.

Das  Original-Rezept für Mithridat wurde im laufe der Jahrhunderte mehrfach abgewandelt. Wohlbekannt ist der Theriaca Andromachi von Kaiser Neros Leibarzt Andromachos, in dem noch mehr wunderliche Zutaten wie zum Beispiel Vipernfleisch auftauchen. Der Begriff Theriak (von griech. therion für „wildes Tier“) wurde später auch für zahlreiche anderen Elixiere und Tinkturen verwendet, die dann als Allheilmittel sogar gegen die Pest eingesetzt wurden.

Von den schauerlichen Tierzutaten einmal abgesehen, handelt es sich bei Mithridat und Theriak um klassische Beispiele für ein Kräuterelixier. Ihren Vorlagen folgten später auch Universalheilmittel wie der Melissengeist oder Wermuttrank. Allerdings spricht man in diesem Fällen seltener von Theriak als vielmehr von Kräuterspirituosen.

 

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Übrigens: Fenchelsamen, ebenso wie Anis und Kümmel sind bis heute wichtige Zutaten für verdauungsfördernde Tränke wie Magenbitter. Ihre Bitterstoffe regen die Verdauung und den Stoffwechsel an. Sie können daher durchaus zur beschleunigten Ausscheidung von Giftstoffen beitragen.

Die Grüne Fee / Absinth (Elixier der Künstler)

Ein modernes Beispiel für den Geist auf magische Weise entführende Spirituosen ist der Absinth. Er gilt als Musentrank der Künstler und Poeten und sein Beiname „Grüne Fee“ unterstreicht den magischen Charakter, den man seiner Wirkung einst zusprach. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er heute mit Vorliebe zu magischen Feierlichkeiten wie Halloween oder Walpurgisnacht gereicht wird. Die grüne Farbe des Trankes ist dabei färbenden Zutaten wie Wermut und Waldmeister zu verdanken.

Die Grüne Fee hat eine lebhafte Geschichte, die vom Szenegetränk der Intellektuellen im 19. Jahrhundert bis hin zum verbotenen Rauschmittel im 20. Jahrhundert reicht. Während manche ihn als Zaubertrank der Musen feierten, warnten andere vor seinem großen Suchtpotential und schrieben dem Absinth die Schuld an äußerst aggressivem Verhalten einiger Konsumenten zu. Eine Wirkung, die manchen durchaus wie übler Zauber anmutete.

Heute geht man aber davon aus, dass es weniger der „Kräuterzauber“ im Absinth als vielmehr die natürliche Konsequenz von zu viel Alkoholkonsum war, die in Verbindung mit der grünen Fee für mannchen Zwischenfall sorgte.

 

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Der böse Bube unter den Kräutertränken: die Grüne Fee alias Absinth

Aphrodisiakum (Liebeselixier)

Über alle Kulturkreise hinweg bekannt sind sicherlich die Liebestränke. Im graeco-romanischen Kulturkreis waren sie als Philtron bekannt. In Afrika kennt man die Juju Love Potions. Gemeinsam ist diesen Tränken dabei, dass sie meist auf Aphrodisiaka als Hauptzutaten setzen. Diese steigern die Libido, also das sexuelle Verlangen.

Mit Liebe hat das aber eigentlich nichts zu tun. Es ist vielmehr die eigene Wahrnehmung über die magisch anmutende Wirkung, die die Anziehungskraft zum Gegenüber intensiviert. Dennoch spricht nichts dagegen, einen Liebestrank in einer gefestigten Beziehung als kleinen Helfer einzusetzen. Wer sich aber bei unerfüllter Liebe oder gar grundlegend bei der Partnersuche allein auf die Wirkung von aphrodisierenden Zaubertränken verlässt, wird wahrscheinlich schwer enttäuscht.

 

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Nicht das, was sie zu sein scheinen: Liebestränke verstärken nicht die tiefen Liebesgefühle eines anderen Menschen, sondern lediglich das Verlangen nach körperlicher Liebe

Leviatationstrank (Flugelixier)

Die bekanntesten Levitationstränke der Geschichte sind eigentlich weniger Zaubertränke, sondern vielmehr Salben. Diese Flugsalben sollen im Mittelalter von Hexen aus magischen Zauberpflanzen hergestellt worden sein, um entweder selbst zu fliegen oder ihren Besen so zu verzaubern, dass er fliegen kann. Weder fliegende Besen noch fliegende Hexen entsprechen dabei aber der Realität. Auch ist bis heute stark umstritten, ob es die berüchtigten Hexensalben denn wirklich gegeben hat.

Sollten Flugsalben aber tatsächlich existiert haben, so dienten sie wahrscheinlich einem ganz anderen Zweck, nämlich der Hellsichtigkeit und magischen Einsicht. Was nach der Anwendung schwebte, war folglich kein Besen, sondern der Geist. Dementsprechend ließen sich Flugsalben mit rituellen Tränken verschiedener Kulturen gleichsetzen, die psychoaktive Kräuter enthielten, um im Ritual einen Rauschzustand herbeizuführen.

 

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Anstatt fliegenden Hexenbesen haben Levitationstränke und Flugsalben wohl eher psychedelische Effekte gehabt

Rezept-Ideen für Zaubertränke

Wer nun Lust bekommen hat, sich zuhause einmal selbst am Tränkebrauen zu versuchen, dem sei geraten, sich an harmlose Zutaten zu halten. Alkohol darf mit von der Partie sein, muss es aber nicht und sollte mit Blick auf die Gesundheit wenn auch nur in Maßen genossen werden.

 

Heiltrank und Manatrank

Zieht man in einem magischen Fantasy-Computerspiel mit seinem Spielcharakter in die virtuelle Welt aus, stößt man in vielen Fällen recht zuverlässig schon sehr früh auf zwei Arten von Zaubertränken:

  • Der Heiltrank: In der Regel rote Zaubertränke, der die Lebenspunkte des Charakters wieder auffüllt.
  • Der Manatrank: Meist blaue Zaubertränke, der das Mana des Charakters als Quelle der magischen Zauberkraft erhöht.

Ob man es glaubt oder nicht, aber diese Farbwahl der Zaubertränke hat durchaus ihre Gründe. Rot als Farbe der Lebenskraft ist im Bereich der Tränkebrauerei vor allem durch rote Beerenfrüchte zu erreichen, die gemeinhin reich an vitalisierenden Inhaltsstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und immunstärkenden Wirkstoffen sind.

Blau wiederum ist in der Natur eine äußerst seltene und deshalb als magisch und mystisch betrachtete Farbe. Sie aus natürlichen Zutaten zu mischen, ist äußerst schwer und erfordert einiges an Kenntnis auf dem Gebiet der chemischen Reaktionen.

Interessanterweise lässt sich Blau am besten aus genau demselben pflanzlichen Farbstoff mischen, aus dem auch ein kräftiges Rot hervorgeht. Gemeint sind Anthocyane, die als rot bis rot-violett und blau färbende pflanzliche Farbstoffe sowohl in roten Beeren wie der Himbeere, Johannisbeere oder Cranberry als auch in blauen und schwarzen Beeren wie Blaubeeren oder Brombeeren vorkommen.

Der magische Unterschied: Anthocyane reagieren auf den pH-Wert des Lösungsmittels. In sauren Lösungsmittel wie Fruchtsäure (z.B. Zitronensäure) färben sie sich rot, in basischen Lösungsmitteln wie Backpulver oder Natron hingegen blau.

Sehr schön beobachten lässt sich dieser Farbzauber der Anthocyane übrigens an der Herstellung von Blaukraut und Rotkraut. Allerdings sind deren Extrakte als Zaubertränke nicht besonders schmackhaft. Man sollte etwaige Farbexperimente in der Zauberküche daher lieber mit leckeren Beerensäften durchführen.

Alternativ dazu lassen sich Heil- und Manatrank auch mit Tees arbeiten. Ein echter Geheimtipp für blauen Mana-Tee ist hier Anchan. Der blaue Tee wird aus den Blüten der Schmetterlingserbse gewonnen. Doch Vorsicht, auch dieser Tee verändert abhängig vom pH-Wert auf magische Weise seine Farbe. Wer ihn tiefblau wünscht, sollte daher keinen säurebildenden Zucker hinzufügen.

 

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Ein Geheimtipp für Fantasy-Fans: Selbstgemachter Heiltrank (Roter Hibiskus-Tee) und Manatrank (blauer Schmetterlingserbsen-Tee)

Liebestrank

Für einen Liebestrank bieten sich einerseits aphrodisierende Früchte wie Erdbeeren, Granatapfel oder Passionsfrucht (Maracuja) an. Andererseits gibt es auch ein paar aromatische Gewürze und Kräuter, die sich perfekt in einem Liebestrank machen. Dazu gehören insbesondere Vanille und Zimt. Wie wäre es mit diesem leckeren Liebeszauber:

  • 500 g Erdbeeren in 1 l Wasser aufkochen.
  • Den Erdbeersaft durch ein feinmaschiges Sieb filtern.
  • Anschließend den Saft mit 2 EL Zucker dem Mark Vanilleschote, einer Messerspitze Zimt nochmals kurz aufkochen
  • Zum Schluss den Liebestrank mit 100 ml Maracujasaft verfeinern

Das aphrodisierende Elixier lässt sich pur genießen oder aber für die Zubereitung von Cocktails nutzen.

 

Glückstrank

Wer Harry Potter kennt, kennt auch Felix Felicis, den Glücktrank alias flüssiges Glück. Allerdings sind Zutaten wie Aschwinderin-Eier, Murtlaptentakel oder Occamyeierschale in der Muggelwelt relativ schwer bis gar nicht erhältlich. Wir zeigen, wie der goldene Glückstrank dennoch gelingt. Die Zutaten:

  • 750 ml Weingeist (oder weißer Traubensaft)
  • 500 g Honig (flüssig)
  • 3 Feigen (schön verschrumpelt, gehackt)
  • 2 EL Thymian (gerne frisch)
  • 1 TL Goldstaub (für einen Hauch Stein der Weisen)
  • 2 Nelken (bringen Glück)
  • 1 Stange Zimt (macht Glückgefühle)
  • 1 Vanilleschote (macht noch mehr Glückgefühle)

Wichtig: Bei dem Goldstaub muss es sich unbedingt um essbares, reines Gold (Lebensmittelzusatzstoffnummer E 175) handeln. Kein Goldglitzer aus dem Bastelladen oder ähnliches.

Gebt die Zutaten in einen Hexenkessel (ein Muggeltopf tut’s im Notfall auch) und lasst das Ganze für ca. 5 Minuten sprudelnd aufkochen. Danach wird das Felix Felicis durch ein Sieb gefiltert und in ansprechende Zaubertrankphiolen abgefüllt.

Felix Felicis macht sich in kleinen Phiolen wunderbar als magisches Geschenk für Halloween-Gäste oder ambitionierte Zauberer!

 

Mondwasser, Sonnenwasser und Heilsteinwasser

Zaubertränke, die auf Heilwasser setzen, gibt es in verschiedenen Ausführungen. Für Mondwasser wird Mineralwasser oder frisches Quellwasser im Mondlicht magisch aufgeladen. Die Aufladung von Sonnenwasser erfolgt im Sonnenlicht.

Heilsteinwasser erhält man wiederum durch das Aufladen von Wasser mit Heilsteinen. Je nach Wirkung der verwendeten Heilsteine besitzt das Wassser dann einen individuellen Effekt. Wer möchte, kann das Mondwasser oder Sonnenwasser auch mit Heilsteinwasser kombinieren.

 

Elementartränke

Bei den Elementartränken geht es besonders bunt und auch sehr aromatisch zu. Eine ausgewählte Formel für jeden elementaren Zaubertrank gibt es nachstehend:

 

Feuertrank

Eine feuerrote Farbe erhalten Zaubertränke am besten durch rote Beeren. Eine Beere bietet sich hier besonders an, nämlich der Feuerdorn. Seine Beeren gibt es von leuchtendem Gelb über glühendes Orange bis hin zu feurig Rot. Feuerdorntrank ist als Feuertank darum eine ganz besonders gute Wahl. Da er für die Herstellung außerdem heiß zubereitet wird, nimmt das Feuer auch direkten Einfluss auf seine Zubereitung.

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Feuertrank aus Feuerdornsaft | © Das Grüne Archiv

Wassertrank

Ein Wassertrank sollte nicht nur aus Wasser bestehen. Auch etwaige Zutaten sollten eine besondere Verbindung zum Wasser haben. Die blaue Spirulina kommt hier wie gerufen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Blue Spirulina Latte in der Wassertrank-Phiole? Alternativ kann man ähnlich wie für den Manatrank natürlich auch Anchan-Tee nutzen.

 

Lufttrank

Luft in eine Zaubertrankphiole zu zaubern erscheint vielen äußerst schwer. Dabei lässt sich ein gelber Lufttrank recht einfach mit Honig herstellen. Honig wird von Bienen gemacht, die als fliegende Insekten eine besondere Bindung zur Luft besitzen. Getränke wie Met, Honiglikör, ein gelber Tee wie Kamillentee oder Goldene Milch mit Honig eignen sich dahe am besten als Lufttrank.

 

Erdtrank

Grün ist bekanntlich die Symbolfarbe der Erde. Sie darf daher auch in einem Erdtrank nicht fehlen. Das Kraut erster Wahl ist hier der Waldmeister. Ob als Waldmeistersirup oder Waldmeisterbowle alias Maibowle – grün holt man mit dem Meister des Waldes am besten ins Phiolenfläschchen.

 

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Erdtrank aus Waldmeister und Zitrone | © Das Grüne Archiv

Beruhigungstrank / Schlaftrank

Für hitzige oder aufgefühlte Gemüter, die nach der Halloween-Party dringend etwas Ruhe und Schlaf brauchen, empfehlen sich Zaubertränke aus altbewährten Beruhigungskräutern. Dieser lässt sich in der Teekanne auch relativ unkompliziert zusammenbrauen. Alles, was man für den Beruhigungsteee, Pardon, Beruhigungstrank braucht, sind:

  • 1 l Wasser
  • 1 TL Zitronenmelisse
  • 1 TL Kamille
  • 1 TL Lavendelblüten
  • ½ TL Baldrianwurzel
  • ½ TL Johanniskraut

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