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Wegerich, Spitzwegerich, Plantago, Plantago lanceolata

Spitzwegerich pflanzen – Wirkung, Standort und Kultur

Der Spitzwegerich (Plantago laceolata) ist nicht nur ein altes Heilkraut aus der Volksheilkunde, sondern auch ein essbares Wildkraut, das früher häufig in Salaten verarbeitet wurde. Darüber hinaus sollten auch Gärtner, die auf ein natürliches Pflanzkonzept mit heimischen Wildpflanzen setzen, nicht auf den Spitzwegerich verzichten.

Wissenswertes: Der Gattungsname der Wegeriche, zu denen der Spitzwegerich gehört, leitet sich von den althochdeutschen Worten wega für „Weg“ und rīh für „König“ ab. Und in der Tat gedeiht der „König der Wege“ mit Vorliebe am Wegesrand oder säumt die Wildblumenwiesen entlang von Wegen und Straßen.

 

Besonderheiten des Spitzwegerichs

Spitzwegerich stammt aus der Gattung der Wegeriche, welche wiederum die Stammgattung in der Familie der Wegerichgewächse stellen. Eng verwandt ist der Spitzwegerich folglich mit anderen Wegerichgewächsen wie dem EhrenpreisBartfadenLöwenmäulchen oder Fingerhut.

Im Unterschied zu den oft schlundförmigen bis glockenförmigen und häufig kräftig bunt gefärbten Blütenständen ihrer Artverwandten besitzen Wegeriche allerdings nur sehr unscheinbare Blütenähren, die eher an den nicht-verwandten Blutweiderich erinnern. Das gilt vor allem für den Mittleren Wegerich (Plantago media), der ähnlich wie Blutweiderich rosa blüht.

 

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Blüte des Mittleren Wegerichs

Beim Spitzwegerich sind die Blüten hingegen weiß. Der Name des Plantago lanceolata nimmt dabei Bezug auf die spitz zulaufenden, lanzettenförmigen Blätter der bis zu 50 cm hohen Wegerich-Art, die an ihren Naturstandorten einfach anhand ihrer markanten Blattrippen zu erkennen ist.

 

Spitzwegerich in der Küche und Medizin

Spitzwegerich lässt sich in der Küche sehr vielseitig verwenden. Seine Blüten besitzen einen an Pilze erinnernden Geschmack und eignen sich deshalb wunderbar für herzhafte Pfannengerichte.

Spitzwegerich-Samen haben dagegen ein nussiges Aroma, wirken verdauungsfördernd. Sie eignen sich gemeinsam mit den ebenfalls essbaren, leicht säuerlich schmeckenden Blättern der Pflanze als Zutat für einen leckeren Wildkräutersalat. Auch Spitzwegerich-Tee lässt sich aus den Pflanzenteilen zubereiten.

Übrigens: Die Samen des Spitzwegerichs sind wegen ihrer verdauungsfördernden Wirkung auch als Deutsche Flohsamen bekannt. Damit macht er den exotischen Flohsamen als Superfood konkurrenz.

 

Wegerich, Spitzwegerich, Plantago, Plantago lanceolata
Darf ruhig öfter auf dem Speiseplan stehen: die lanzettenförmigen Blätter des Spitzwegerichs sind äußerst gesund

Der König am Wegesrand als altes Heilkraut

Aufgrund seiner Heilwirkung erhielt der Wegerich im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Beinamen, darunter Heilwegerich, Lungenblattl, Schlangenzunge und Wundwegerich. Schon im 1. Jahrhundert n. Chr. berichtete Dioskurides in seiner Materia Medica davon, dass sowohl die alten Ägypter und Römer als auch die gallische, afrikanische, persische und syrische Volksheilkunde die vielseitige Wirkung des Kleinen Wegerichs (Plantago minor) zu schätzen wussten.

Der heute als Breitwegerich bekannte Große Wegerich (Plantago major) sei laut Angaben des Heilkundigen noch wirksamer. Namhafte Kräuterkundige des Mittelalters wie Hildegard von Bingen und Tabernaemontanus nutzten später dann auch vermehrt den Spitzwegerich gegen Atemwegserkrankungen, Entzündungen, Fieberkrankheiten, rheumatische Erkrankungen und Verdauungsbeschwerden.

 

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Die Blätter des Breitwegerichs sind namensgemäß etwas breiter, medizinisch aber genauso wertvoll wie die des Spitzwegerichs

Welch große Bedeutung Wegeriche auch in der alten Klostermedizin besaßen, darauf verwies einst der Schweizer Kräuterpfarrer und Naturarzt Johann Künzle. Er nannte Spitzwegerich eines der wichtigsten Naturheilmittel überhaupt. Und in der Tat hat sich Spitzwegerich seit dem Mittelalter im christlich geprägten ländlichen Raum der Schweiz, aber auch Deutschlands und Österreichs als wichtiges volksheilkundliches Mittel etabliert.

 

Inhaltsstoffe und Wirkung von Spitzwgerich

Die Heilwirkung von Spitzwegerich ist historisch wie wissenschaftlich sehr gut belegt. Es gibt zahlreiche Studien zu den medizinisch wirksamen Inhaltsstoffen in Plantago lanceolata und auch zu anderen medizisch genutzten Wegerich-Arten. In der Hautpflege und Gesichtspflege gilt Wegerich wegen seiner zellregenerativen Eigenschaften zudem als besonderer Geheimtipp für sensible und erkrankte Haut.

Der entzündungshemmende und schmerzlindernde Effekt ist hierbei allen voran auf den hohen Gehalt an Schleimstoffen in Spitzwegerichsamen zurückzuführen. Diese haben einen beruhigenden Effekt auf Haut und Schleimhäute und wirken schmerzhaften Reizungen entgegen. Ebenfalls zum Tragen kommen für die Gesundheitswirkung von Wegerich Vitamin C, Mineralstoffe wie Kalium und Zink sowie die folgenden medizinischen Wirkstoffe:

  • Flavonoide
  • Gerbstoffe
  • Iridoidglycoside
  • Kieselsäure
  • Phenole
  • Polysaccaride
  • Saponine

 

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Spitzwegerich-Tee aus jungen Wegerichblättern

Spitzwegerich-Tee und Spitzwegerich-Salbe

Dioskurides schrieb dem Wegerich eine sehr umfangreiche Heilwirkung zu, die von entgiftenden, wundheilenden und adstringierenden Eigenschaften gegen Tierbisse, Verletzungen und Geschwüre bis hin zu schmerzlindernden Kräften reichten. Etwa zur selben Zeit wie Dioskurides empfahl Plinius der Ältere auch den Saft des Spitzwegerichs diesbezüglich als Antidot zur Behandlung von Schlangenbissen und Skorpionstichen.

Der Saft des Spitzwegerichs lässt sich am besten durch einen Aufguss der Wildkräuter extrahieren. Dementsprechend ist Spitzwegerich als Kräutertee auch besonders beliebt und wird neben der inneren Anwendung auch für Umschläge zur Wundbehandlung genutzt. Alternativ ist natülich auch die Herstellung einer Tinktur oder eines Acetums denkbar. Von Tabernaemontanus ist außerdem eines der ältesten Rezepte für Spitzwegerichsalbe erhalten geblieben. Dieses lautet wie folgt:

„Ein nutzlich Sälblein soll also bereitet werden: nimm frisches Wegrichkraut zwo guter Handvoll/Schweineschmalz/so frisch und wol/ein Pfund: Stoss zusammen mit allem Fleiss im Mörser zu einem Muss/lass hernach acht Tag in einem kalten Keller erbeitzen: Dann thu es in küpfferin Pfännlein/lass gemach sieden/seye es durch ein Tuch/und trucks wol aus: Hernacher thue des Safftes ein halb Pfund dazu/lass wiederum allgemach sieden/biss sich die Feuchte verzehre. Diss ist ein köstlich Sälblein für alle hitzige Geschwulst und Geschwär/zu allem Brand vom Feuer oder unnatürlicher Hitz/die Entzündung und Geschwulst der Wunden und alten Schäden zu fühlen.“

 

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Der Saft des Wegerichs lässt sich sehr vielseitig zu unterschiedlichen Naturheilmitteln verarbeiten

Spitzwegerich gegen Husten, Erkältung und Erschöpfung

Gegen Fieber, Blutspeien und Bauchfluss empfahl Dioskurides Wegerichsamen und -wurzeln in Wein. Als Mundspülung sollte ausgekochte Wegerichwurzel gegen Zahnschmerzen helfen. Zudem ist bei Dioskurides ein Rezept aus Syrien für einen vitalisierenden Trunk gegen Entkräftung aus Wegerich, Minze und Honig überliefert.

Insgesamt eignet sich der entzündungshemmende, desinfizierende und stärkende Spitzwegerich für zahlreiche Infektionskrankheiten, Haut- und Schleimhautreizungen sowie Erschöpfungszustände. Verarbeiten kann man ihn zu diesem Zweck entweder zu Tee oder aber in einer gesunden Krankenmahlzeit.

 

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Wichtig: Der Spitzwegerich ist eine wertvolle Futterpflanze für die Raupen des stark gefährdeten Wegerich-Scheckenfalters. Ein Grund mehr, um die Pflanze im Garten anzusiedeln.

Spitzwegerich pflanzen – Standort und Ablauf

Spitzwegerich ist ein genügsames Wildkraut, das keine hohen Ansprüche an seinen Standort stellt. Die Pflanze ist sowohl in Europa und Asien als auch in Nordafrika heimisch und wächst an ihren Naturstandorten überwiegend auf Freiflächen, Wiesen und an Wegrändern, bevorzugt also sonnige Standorte. Doch auch mit Halbschatten kommt Plantago lanceolata gut zurecht.

Als Bodensubstrat genügt ein tiefgründiger, mäßig feuchter Boden. Das Substrat sollte schnell abtrocknen und daher gut durchlässig sein. Am besten sind nährstoffarme, sandige bis sandig-lehmige Böden geeignet. Der pH-Wert des Bodens sollte für die Bedürfnisse des Spitzwegerichs im schwach sauren bis neutralen Bereich, zwischen 6 und 7 liegen.

Eine ideale Bepflanzung stellt Wegerich für die Wildblumenwiese, Futterwiese oder den Kräutergarten dar. Doch auch klimafreundliche Rasenflächen wie der Naturrasen profitieren von einem gewissen Wildkräuteanteil, der gerne ein paar Spitzwegerich-Samen enthalten darf.

Einzelheiten zum Standort für Spitzwegerich:

  • sonniger bis halbschattiger Standort
  • tiefgründiger, durchlässiger, nährstoffarmer Boden
  • sandige bis sandig-lehmige Böden sind ideal
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral, zwischen 6 und 7
  • Spitzwegerich ist völlig winterhart und benötigt keinen Winterschutz
  • unerlässliche Bepflanzung für Wildblumenwiesen

 

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Spitzwegerich und Mittlerer Wegerich auf einer Wildblumenwiese in den Alpen

Spitzwegerich aussäen oder pflanzen

Die beste Zeit für die Ausbringung von Spitzwegerich ist das Frühjahr, zwischen April und Mai. Sofern Sie eine Aussaat von Spitzwegerich-Samen planen, bringen Sie das Saatgut Anfang April im vorbereiteten Gartenbeet oder auf der Wiese aus. Alternativ können Sie auch vorgezogene Jungpflanzen setzen, was von einigen Gärtnern auch empfohlen wird, da die Samen des Spitzwegerichs etwas schlechter quellen als die von anderen Wegerich-Arten.

Lockern Sie den Boden vor der Aussaat oder Pflanzung tiefgründig auf. Zu schwere Böden werden bei Bedarf mit Sand oder Bimsstein optimiert, um die Bodendurchlässigkeit und somit den Wasserablauf zu verbessern. Die Saattiefe für Spitzwegerich-Samen beträgt ca. 1,5 cm. Jungpflanzen werden in einem Pflanzabstand von 15 cm zu Nachbarpflanzen gesetzt.

 

Spitzwegerich gießen und düngen

Spitzwegerich ist äußerst kalktolerant, verträgt aber keine Staunässe. Sie können also problemlos mit kalkhaltigem Leitungswasser gießen, sollten dabei aber nur sehr sparsam bewässern.

Auch die Düngung muss bei Spitzwegerich moderat erfolgen, da die Pflanze karge Böden bevorzugt. Geben Sie daher jährlich vor der Blüte wenn überhaupt nur ganz wenig reifen Kompost aus.

 

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Wie es sein Name bereits vermuten lässt, steht der König der Wege am liebsten an kargen und eher trockenen Wegesrändern, weshalb beim Gießen und Düngen sparsam vorgegangen werden sollte

Spitzwegerich ernten und vermehren

Frische Blätter des Spitzwegerichs kann man im Frühling nach dem Austrieb ernten. Die Blütezeit des Wildkrauts reicht von Mai bis September und erlaubt die Ernte aromatischer Blüten. Samen lassen sich ab Oktober nach der Samenreife ernten.

Sonstige Schnitte sind am Spitzwegerich allenfalls nötig, um die Wuchsfreudigkeit der Pflanze zu erhalten. Schneiden Sie das Kraut hierzu alle paar Jahre im Sommer bodennah zurück, um den Neuaustrieb zu fördern.

Zur Vermehrung des Spitzwegerichs können Sie entweder geerntete Samen aussäen oder gut entwickelte ältere Pflanzen durch Wurzelteilung vermehren. Die Wurzelteilung nehmen Sie am besten im Frühling vor.

 

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Üppige Spitzwegerich-Bestände

Spitzwegerich – Mögliche Schadbilder

Abgesehen von gelegentlichem Blattlausbefall, Mehltau und Blattfleckenkrankheit machen dem Spitzwegerich eigentlich nicht viele Schadbilder zu schaffen. Gegen Blattläuse hilft der Einsatz von Nützlichen wie Marienkäfer oder aber ein ausgiebiges Besprühen mit Brennnesselsud.

Mehltau und Blattfleckenkrankheit können Sie am besten vorbeugen, wenn Sie beim Spitzwegerich einen gebührenden Pflanzabstand zu Nachbarpflanzen einhalten. Kommt es dennoch einmal zu einem Befall, hat sich Ackerschachtelhalm-Sud als natürliches Pflanzenschutzmittel bewährt.

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