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Schwingelgras – Klimaresistenz, Kultur und Arten

9 Minuten Lesezeit

Geht es um klimaresistente Rasengräser, ist Schwingel bzw. Schwingelgras (Festuca) definitiv der Rasenbelag der Zukunft. Das Süßgras zeichnet sich durch eine beeindruckende Widerstandsfähigkeit gegen Hitze und Trockenheit aus, womit es anderen Rasengräsern definitiv den Rang abläuft.

Steckbrief zum Schwingelgras

Leaf Divider

  • Wissenschaftlicher Name: Festuca
  • Herkunft: Europa, Asien, Nordafrika, Nordamerika
  • Wuchshöhe: 20 bis 150 cm
  • Blütezeit: Mai bis Juli
  • Blüten: grüne, rote oder bläuliche Blütenähren
  • Blätter: schmale, oft blau-grüne oder grau-grüne Blätter
  • Lichtverhältnisse: sonnig bis halbschattig
  • Wasserbedarf: gering bis mäßig
  • Boden: sandig-lehmig
  • Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral
  • Winterhärte: bis -30 °C winterhart
  • Verwendung: Ziergras, Rasenbelag

Besonderheiten von Schwingelgras

Über den Rasen der Zukunft macht sich mittlerweile fast jeder Rasenbesitzer Gedanken. Denn die Klimakrise macht den herkömmlichen Rasenarten oftmals zu schaffen. Das gilt insbesondere für den Englischen Rasen, der sich durch einen hohen Anteil an filigranen, aber auch empfindlichen Grasarten auszeichnet.

Wer einen Rasen anlegen möchte, der künftig als Klimarasen bestehen kann, muss andere Wege gehen. Und am Schwingelgras führt hier kein Weg vorbei. Das gilt vor allem für den Rotschwingel (Festuca rubra), der mitunter als widerstandsfähigste Schwingel-Art genannt wird.

Aussehen und Wuchs

Das 20 bis 100 cm hohe Schwingelgras gehört zur Familie der Süßgräser und ist daher eng verwandt mit anderen robusten Gräsern wie zum Beispiel den Getreidesorten oder dem Bambus. Die Grasart zeichnet sich durch schlanke, meist blau-grüne oder grau-grüne Blätter aus, die in dichten Horsten wachsen.

Die Blätter der Grasstaude sind schmal und oft etwas drahtig, was ihnen eine besondere Robustheit verleiht. Gegen Spätfrühling bis Frühsommer erscheinen an Festuca die namensgebenden Blütenschwingel. Sie bilden artabhängig entweder Blütenähren oder Blütenrispen aus, die in der Regel eine grünliche bis bläuliche, im Falle von Rotschwingel eine rotviolette Färbung haben.

 

Amethyst-Schwingel, Festuca amethystina
Noch ein Schwingelgras mit rot-violetten Blütenschwingeln, allerdings in Rispenform: Amethyst-Schwingel | © Das Grüne Archiv

Verwendung als Rasenbelag

Ein gewisser Anteil an Schwingelgras findet sich in den meisten Saatgutmischungen für Rasenbelag. Als besondere Empfehlung gilt das Süßgras für den Trockenrasen und Rasenflächen in sehr sonniger Lage.

Schwingelgräser bilden einen dichten, strapazierfähigen Rasen, der wenig Pflege benötigt und auch bei Trockenheit grün bleibt. Dementsprechend ist Festuca besonders für extensive Rasenflächen, Parkrasen, aber auch Naturrasenflächen im Garten geeignet, die nicht häufig gemäht werden.

Ebenso ist die Grasart für robuste Rasenflächen unabdingbar, die stark beansprucht werden und einer hohen Trittbelastung standhalten müssen. Das gilt zum Beispiel für den Spiel- oder Sportrasen.

Übrigens: Einige Schwingel-Arten werden auch gerne als Ziergräser gepflanzt, etwa im Steingarten oder Naturgarten sowie auf Trockenmauern. Und auch auf der Wildblumenwiese macht sich Festuca wunderbar.

 

Schwingelgras, Schwingel, Festuca
Schwingelgras macht sich im Rasen und auf Wiesen gleichermaßen gut | © Das Grüne Archiv

Klimaresistenz von Schwingel

Schwingelgras ist bekannt für seine außergewöhnliche Klimaresistenz. Das Gras ist extrem anpassungsfähig und besitzt eine einzigartige Hitzetoleranz, es kann Temperaturen an die 35 bis 40 °C überstehen, ohne ernsthafte Schäden zu erleiden oder zu verbrennen.

Allein diese Hitzetoleranz macht es deutlich klimaresistenter als andere beliebte Rasengräser wie das Straußgras, Rispengras oder Weidelgras. Doch Festuca kann noch mehr.

Durch seine tief reichenden Wurzeln kann Schwingelgras Wasser aus tieferen Bodenschichten aufnehmen, wodurch es auch in längeren Trockenperioden überlebt. Je nach Wetterlage kommt Schwingel so in Trockenperioden zwischen vier und sechs Wochen ohne Niederschlag aus, bevor es erste Anzeichen von Stress zeigt oder zu verbrennen droht.

Die Kombination aus geringer Pflege, hoher Toleranz gegenüber klimatischen Extremen und Widerstandsfähigkeit gegenüber Trockenheit macht Schwingelgras zu einer der besten Optionen für einen nachhaltigen, klimaresistenten Rasen.

 

Schwingelgras, Rotschwingel, Festuca rubra
Eines der robustesen Schwingelgräser überhaupt: der Rotschwingel | © Das Grüne Archiv

Schwingelgras pflanzen

 

Dass Schwingel in Sachen Hitze und Trockenheit einiges gewöhnt ist, zeigt sich an Herkunftsregionen wie Nordafrika. Hieran wird deutlich, dass Festuca besonders für Regionen mit heißen Sommern prädestiniert ist.

Allerdings sind Arten der Gattung Festuca auch in Amerika, Asien und Europa heimisch, weshalb es neben Hitze auch extreme Kälte gewohnt ist. Mit einer Winterhärte bis -30 °C übersteht es selbst die eisigsten Winter problemlos und ist daher gegen Wetterextreme aller Art gefeit.

Standort und Boden

Schwingelgras ist eine äußerst anpassungsfähige Grasart, die sowohl in sonnigen als auch in halbschattigen Lagen gut gedeiht. Idealerweise sollte der Standort aber durchgehend lichtdurchflutet sein, um das volle Wachstumspotential auszuschöpfen.

Als Substrat empfiehlt sich ein lockerer, gut durchlässiger, mäßig nährstoffreicher und sandig-lehmiger Boden. Schwere, lehmige Böden sind weniger geeignet, da diese zu Staunässe neigen, was Schwingelgras nicht gut verträgt. Der pH-Wert des Bodens sollte im schwach sauren bis neutralen Bereich, zwischen 6 und 7,5 Punkten liegen.

Pflanztermin

Die beste Zeit für die Aussaat von Schwingelgras als Rasenbelag liegt zwischen April und Mai oder im frühen Herbst, also September. Achten Sie darauf, dass die Bodentemperatur zum Zeitpunkt der Aussaat mindestens 10 °C beträgt.

Bodenvorbereitung und Aussaat

Bei der Aussaat von Schwingelgras als Rasenbelag ist eine gründliche Bodenvorbereitung entscheidend für einen dichten und gleichmäßigen Rasen. Beginnen Sie damit, die Fläche von Unkraut, Steinen und anderen Rückständen zu befreien.

Anschließend lockern Sie den Boden tiefgründig auf und arbeiten bei Bedarf etwas Sand oder feinen Kies ein, um die Bodendurchlässigkeit zu verbessern. Des Weiteren sollten Sie den Boden vor der Aussaat einebnen und leicht anwalzen, um eine ebene Oberfläche zu schaffen. Achten Sie auch darauf, dass der Boden vor der Aussaat gut durchfeuchtet, aber nicht nass ist.

Verwenden Sie etwa 20 bis 25 g Saatgut pro m² Rasenfläche für eine gleichmäßige Bedeckung. Das Saatgut wird gleichmäßig auf der geplanten Rasenfläche verteilt und anschließend leicht in den Boden eingeharkt. Zum Abschluss die Fläche vorsichtig anwalzen, um den Bodenkontakt zu verbessern. Innerhalb von etwa zwei bis drei Wochen sollten dann die ersten Gräser sprießen.

Schwingelgras gießen und düngen

Schwingelgras benötigt in der Regel nur wenig Wasser und bevorzugt mäßig feuchte Böden. Allenfalls in sehr lang anhaltenden Trockenphasen ist eine zusätzliche Bewässerung notwendig. Hierfür empfehlen sich bewährte Konzepte zur Gartenbewässerung, wie zum Beispiel der Rasensprinkler.

Speziell während der Keimphase ist aber eine gleichmäßige Bodenfeuchtigkeit entscheidend. Gießen Sie den frisch ausgesäten Rasen daher regelmäßig, jedoch vorsichtig, um ein Ausspülen der Samen zu vermeiden.

Gedüngt wird Schwingelgras im Frühjahr und eventuell ein weiteres Mal im Sommer mit einem organischen Langzeitdünger. Eine Überdüngung sollte vermieden werden, da dies die Robustheit der Pflanzen beeinträchtigen kann.

In trockenen Sommermonaten sollte jedoch darauf geachtet werden, dass der Boden nicht vollständig austrocknet. Eine Bewässerung ist dann notwendig, besonders bei jungen Pflanzen.

Schwingelgras mähen und schneiden

Sobald das Schwingelgras etwa 8 bis 10 cm hoch ist, kann es zum ersten Mal gemäht werden, um das Wachstum anzuregen und die Grasdichte zu erhöhen. Sobald eine kompakte Rasenfläche entstanden ist, sollte jedoch nachhaltiges Mähen Priorität besitzen.

Dies bedeutet, den Mäher auf eine Schnitthöhe von etwa 5 bis 7 cm einzustellen, um das Gras nicht zu stark zu schwächen und gleichzeitig die Biodiversität im Garten zu fördern. Der Rasenschnitt kann anschließend als Mulch im Beet verbleiben oder aber zur Herstellung von Kompost verwendet werden

Mähen Sie primär im Frühling und Sommer. Im Herbst sollte das Mähen reduziert werden, um den Pflanzen genügend Kraft für die Winterruhe zu lassen. Spezielle Pflegeschritte wie das Vertikutieren oder Ausbessern der Rasenfläche lassen sich nach Bedarf durchführen.

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Sehr beliebt unter den Ziergräsern: Blauschwingel | © Das Grüne Archiv

Wichtige Arten der Gattung Festuca

Die Gattung Festuca zählt zu den größten unter den Süßgräsern und umfasst stolze 650 Arten. Bei einigen davon deutet bereits der Name auf die jeweilige Blütenfarbe hin. Andere Artennamen geben Auskunft über die Naturstandorte der Gräser. Hier die wichtigsten Kulturarten im Überblick:

  • Amethyst-Schwingel (Festuca amethystina): in Europa, insbesondere den Alpenregionen heimisch; Wuchshöhe beträgt 20 bis 40 cm; violett-blaue bis amethystfarbene, rispige Blütenschwingel; beliebtes Ziergras für Steingärten, Naturgärten und Trockenmauern
  • Bärenfell-Schwingel (Festuca gautieri): stammt aus den Pyrenäen; 10 bis 20 cm Wuchshöhe; grünliche bis bräunliche, leicht fellige Blütenschwingel; beliebter Bodendecker in Steingärten, Grabbepflanzungen und niedrigen Einfassungen
  • Blau-Schwingel (Festuca glauca / Festuca cinera): kommt aus Europa; 20 bis 40 cm Wuchshöhe; blau-grüne Blätter und Blütenschwingel, die Blütenstände sind später strohfarben; sehr beliebtes Ziergras und Bodendecker in Steingärten, Rabatten sowie Trockenmauern; schöne Sorten: ‚Elijah Blue‘, ‚Silbersee‘, ‚Eisvogel‘, ‚Silberreiher‘, ‚Blauglut‘
  • Bunt-Schwingel (Festuca bosniaca): im Balkan und hier insbesondere in Bosnien heimisch; wird 30 bis 50 cm hoch; silber-grüne Blütenschwingel; gutes Ziergras für Steingärten und Wildstaudenbeete
  • Gold-Schwingel (Festuca paniculata): heimische Schwingel-Art aus Mitteleuropa; 50 bis 70 cm Wuchshöhe; gold-braune Blütenschwingel; beliebtes Ziergras für Rabatten, Naturgärten und Trockengärten; schöne Sorte ist ‚Aurea‘
  • Mäuseschwanz-Federschwingel (Festuca myuros): stammt aus Europa und Asien; Wuchshöhe beträgt 30 bis 60 cm; hellgrüne Blütenschwingel, die an einen Mäuseschwanz erinnern; gutes Ziergras für Wildgärten, Wiesen und naturnahe Pflanzungen
  • Rohr-Schwingel (Festuca arundinacea): aus Europa und Nordafrika; wird 60 bis 120 cm hoch; grünlich-braune Blütenschwingel; wird zur Bodenstabilisierung, als Futtergras und Weidegras verwendet; gute Sorten sind ‚Kora‘ und ‚Meadow‘
  • Riesen-Schwingel (Festuca gigantea): in Europa und Asien heimisch; Wuchshöhe beträgt 100 bis 150 cm; gelblich-grüne Blütenschwingel; macht sich gut in Naturgärten, großen Rabatten und als Böschungsbegrünung
  • Rot-Schwingel (Festuca rubra): stammt aus Europa, Asien und Nordamerika; 20 bis 70 cm Wuchshöhe; rot-violette bis rötlich-braune Blütenschwingel; klimaresistentes Rasengras, das auch zur Bodenstabilisierung und als Futtergras Verwendung findet; beliebte Sorten sind ‚Rubra‘ und ‚Commutata‘
  • Schaf-Schwingel (Festuca ovina): in Europa, Asien und Nordamerika heimisch; Wuchshöhe beträgt 10 bis 30 cm; grünlich-graue Blütenschwingel; wird gerne im Trockenrasen, in Steingärten und als Weidegras genutzt; gute Sorten sind ‚Glauca‘ und ‚Blue Select‘
  • Violett-Schwingel (Festuca violetta): kommt aus Mitteleuropa; wird 30 bis 50 cm hoch; grün-violette Blütenschwingel; Verwendungsmöglichkeiten: schönes Ziergras für Steingärten und Rabatten
  • Wald-Schwingel (Festuca altissima): in Europa und dem Kaukasus heimisch; Wuchshöhe beträgt 60 bis 100 cm; grünlich-gelbe Blütenschwingel; besondere Empfehlung für Waldgärten, Schattenstaudenbeete und Naturgärten
  • Wiesen-Schwingel (Festuca pratensis): stammt aus Europa und Asien; wird 40 bis 100 cm hoch;  grünliche Blütenschwingel; wird gerne als Futtergras, Weidegras, in Rasenmischungen und für Blumenwiesen verwendet; wichtige Sorten sind ‚Hykor‘ und ‚Samanta‘

FAQs zum Schwingelgras

Welche Bedeutung hat Schwingelgras für trockene Standorte?

Schwingelgras ist eine exzellente Wahl für trockene und nährstoffarme Böden. Dank seiner tiefen Wurzeln und hohen Toleranz gegenüber Trockenheit sorgt es selbst unter schwierigen Bedingungen für stabile Vegetation. Es eignet sich hervorragend zur Bodenstabilisierung und minimiert die Erosionsgefahr in trockenen Gebieten.

Wie fördert Schwingelgras die Biodiversität im Garten?

Schwingelgras bietet einen Lebensraum für verschiedene Insekten und kleine Tiere. Die dichten Horste und Blätter schaffen Nischen, in denen sich Nützlinge, wie Spinnen oder Käfer, ansiedeln können. Durch die Vielfalt an Arten, die sich in Schwingelgrasbeständen ansiedeln, trägt es erheblich zur Biodiversität bei.

Welche Rolle spielt Schwingelgras im ökologischen Landbau?

Im ökologischen Landbau wird Schwingelgras oft als Zwischenfrucht oder zur Gründüngung eingesetzt. Es verbessert die Bodenstruktur, fördert die Humusbildung und reduziert den Unkrautdruck. Darüber hinaus stellt es eine natürliche Futterquelle für Weidetiere dar, was es zu einem nachhaltigen Bestandteil ökologischer Landwirtschaft macht.

Kann Schwingelgras zur Verbesserung von Rasenflächen beitragen?

Ja, Schwingelgras eignet sich hervorragend zur Verbesserung von Rasenflächen, insbesondere in trockenen oder stark beanspruchten Bereichen. Es bildet dichte Horste, die den Rasen strapazierfähiger machen, und trägt zur Verringerung des Pflegeaufwands bei, da es sowohl Trockenheit als auch geringe Nährstoffverfügbarkeit gut verträgt.

Welche klimatischen Vorteile bietet Schwingelgras?

Schwingelgras trägt durch seine Fähigkeit, Kohlendioxid zu binden und die Bodentemperatur zu regulieren, aktiv zum Klimaschutz bei. Seine tiefen Wurzeln speichern Wasser und Nährstoffe, was in Zeiten von Trockenheit oder extremen Wetterlagen einen positiven Einfluss auf das Mikroklima hat. So stabilisiert es nicht nur den Boden, sondern trägt auch zur Abkühlung und Feuchtigkeitsregulierung in seiner Umgebung bei.

Wie erfolgt die Vermehrung von Schwingelgras?

Schwingelgras vermehrt sich vor allem durch Teilung des Wurzelstocks. Im Frühjahr oder Herbst kann der Wurzelballen ausgegraben und in kleinere Teile geteilt werden. Diese Teilstücke werden anschließend an den gewünschten Stellen wieder eingepflanzt. Diese Methode stellt sicher, dass die neuen Pflanzen kräftig wachsen und sich schnell etablieren. Auch die Aussaat von Samen ist möglich, doch dauert die Entwicklung länger.


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