Die Wicke (Vicia) gilt nicht nur als ziervolle Wildpflanze am Wegesrand. Darüber hinaus ist sie auch für ihre Fähigkeit bekannt, Stickstoff aus der Luft zu binden und im Boden anzureichern. Diese Eigenschaft macht sie besonders wertvoll in der Fruchtfolge, da sie den Boden für nachfolgende Kulturen verbessern kann.
Durch ihre kräftigen Wurzeln lockern sie zudem den Boden auf, was zu einer besseren Wasserdurchlässigkeit und Belüftung des Bodens führt. Dies trägt zur Bodenfruchtbarkeit bei und fördert ein gesundes Bodenleben.
Inhaltsverzeichnis
ToggleSteckbrief zur Wicke
- Wissenschaftlicher Name: Vicia
- Herkunft: Europa, Asien
- Wuchshöhe: 30 bis 120 cm
- Blütezeit: Mai bis August
- Blüten: zartrosa bis purpurfarbene Schmetterlingsblüten
- Frucht: Hülsenfrüchte
- Blätter: gegenständige, gefiederte Blattranken
- Lichtverhältnisse: sonnig bis halbschattig
- Wasserbedarf: mäßig
- Boden: sandig-lehmig
- Boden-pH-Wert: schwach sauer bis neutral
- Winterhärte: artabhängig bis -20 °C winterhart
- Verwendung: Gründüngung, Futtermittel, Nahrungsmittel, Bienenweide
Besonderheiten der Wicke
Wicken gehören zur Familie der Hülsenfrüchtler, auch bekannt als Leguminosen oder Schmetterlingsblütler. Sie sind also daher eng verwandt mit Nutzpflanzen und Gemüsesorten wie den Bohnen, Erbsen, Schmetterlingserbsen, Linsen und Lupinen. Und wie diese besitzen sie ein paar markante Besonderheiten, die für Hülsenfrüchtler typisch sind.
Aussehen und Wuchs
Die 30 bis 120 cm hohe Vicia zeichnet sich durch ihren filigranen, krautigen Wuchs aus, wobei die gefiederten Blatttriebe in kleinen Ranken enden. Eine für Leguminusen charakteristische Wuchseigenschaft, welche ihnen das Klettern an benachbarten Pflanzen oder Stützen ermöglicht.
Diese Rankeneigenschaft macht Wicken als Kletterpflanzen zu idealen Gewächsen für Mischkulturen, wo sie neben anderen Pflanzen Halt finden und gleichzeitig den Boden bedecken.
Die Blüten von Vicia sind traubenförmig angeordnet und besitzen die für Hülsenfrüchtler typische Schmetterlingsblütenform. Die Blütenfarbe variiert je nach Art von zartem Rosa bis hin zu kräftigem Purpur, manchmal sogar Gelb.
Dabei sind die Schmetterlingsblüten nicht nur schön anzusehen. Ebenso locken die nektarreichen Blüten von Vicia zahlreiche Bestäuber an, was sie zu einer wertvollen Bienenweide macht.
Klimafunktion und landwirtschaftliche Bedeutung
Wicken haben eine bedeutende Klimafunktion, die sie zu einer wertvollen Pflanze in der Landwirtschaft macht. Ihre wichtigste Rolle liegt in ihrer Fähigkeit, Stickstoff aus der Atmosphäre zu binden und diesen im Boden zu speichern.
Ermöglicht wird das durch eine einzigartige Symbiose von Vicia mit speziellen Bodenbakterien der Gattung Rhizobium. Diese Bakterien siedeln sich in den Wurzelknöllchen der Pflanze an und wandeln dort den atmosphärischen Stickstoff in eine Form um, die die Pflanze direkt als Nährstoffquelle nutzen kann.
Im Durchschnitt können Wicken dank ihrer bakteriellen Symbiose etwa 100 bis 150 kg Stickstoff pro Hektar binden, was für den Boden eine erhebliche Bereicherung darstellt und den Einsatz von synthetischen Düngemitteln verringern kann.
Aufgrund dieser Eigenschaft wird Vicia in der Landwirtschaft häufig als Gründüngungspflanze eingesetzt. Sie verbessert die Bodenfruchtbarkeit, fördert die Bodenstruktur und unterstützt die Wasserspeicherung.
Der gezielte Einsatz in Fruchtfolgesystemen ermöglicht es außerdem, Böden nach der Kultur von stark zehrenden Pflanzen wie Getreide, Mais oder Kohlgemüse wieder aufzubauen.
Besonders in ökologisch orientierten Landwirtschaftssystemen spielt sie eine Rolle, da sie den Nährstoffkreislauf schließt und den Boden für nachfolgende Kulturen optimal vorbereitet.
Darüber hinaus kann sie in Agroforstsystemen oder bei der Renaturierung von degradierten Böden eingesetzt werden, um die Bodenqualität wiederherzustellen und gleichzeitig eine klimafreundliche Landwirtschaft zu fördern.
Verwendung als Nahrungs- und Futtermittel
Zahlreiche Arten der Gattung Vicia sind als Futtermittel in der Landwirtschaft in Gebrauch. Die Pflanzen sind reich an Proteinen und liefern wertvolles Futter für Nutztiere wie Rinder, Schafe und Ziegen.
Insbesondere die Gemeine Wicke (Vicia sativa) und die Ackerwicke (Vicia villosa) wird oft in Mischungen mit anderen Futterpflanzen ausgesät, um eine ausgewogene Ernährung der Tiere zu gewährleisten. Das eiweißreiche Grünfutter eignet sich sowohl für die Weidehaltung als auch für die Herstellung von Silage und Heu.
Darüber hinaus spielt Vicia in der menschlichen Ernährung eine Rolle, insbesondere in Form von Samen. Wohl bekannt ist hier die auch als Saubohne bekannte Ackerbohne (Vicia faba), die gerne wie Kidey-Bohnen für die Zubereitung von Eintöpfen, Suppen oder als Gemüsebeilage genutzt wird.
Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass die rohen Hülsenfrüchte von Vicia natürliche Toxine enthalten. Diese können zu Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen führen. Die Feldfrüchte dürfen daher nur ausreichend gekocht verzehrt werden, da Hitze die Toxine unschädlich macht.
Achtung: Das Phytohämagglutinin der Ackerbohne kann hier bei Vorliegen einer bestimmten Erbkrankheit (G6PD-Mangel) sogar den sogenannten Favismus verursachen. Dabei kommt es zum vermehrten Zerfall von roten Blutkörperchen und in Folge zur Blutarmut.
Wicken pflanzen und pflegen
Wicken sind in ganz Europa und Asien heimisch. Allerdings kann die Winterhärte der Pflanzen dennoch stark variieren. Während einige Arten bis -15 oder -20 °C winterhart sind, vertragen andere keinen Frost und werden deshalb nur einjährig ausgesät.
Einjährige Sorten sind diesbezüglich als Zwischenfrüchte vor allem für die Landwirtschaft und den Gemüsegarten interessant. Für mehrjährige Arten werden sich Zierpflanzengärtner eher interessieren. Einzelheiten zu verschiedenen Arten finden Sie im Abschnitt zur Artenübersicht.
Standort und Boden
Vicia gedeiht am besten an sonnigen bis halbschattigen Standorten. Ein lockerer, gut durchlässiger, sandig-lehmiger Boden ist entscheidend, um Staunässe zu vermeiden. Als optimaler pH-Wert des Bodens gelten leicht saure bis neutrale pH-Werte, zwischen 6 und 7.
Wahl des Pflanztermins
Vicia wird idealerweise im Frühjahr, etwa ab Mitte April, direkt ins Freiland gesät. Wie erwähnt, sind viele ihrer Arten frostempfindlich, weshalb auf späte Fröste geachtet werden sollte. Alternativ kann eine Vorkultur in Töpfen erfolgen, die dann nach den Eisheiligen ins Freiland gesetzt wird.
Bodenvorbereitung
Vor der Aussaat sollten Sie den Boden gut auflockern und, falls nötig, mit Sand oder Kompost verbessern. Wicken sind relativ anspruchslos, benötigen jedoch einen gut durchlüfteten Boden. Für eine optimale Nährstoffversorgung kann etwas Hornspäne oder ein organischer Dünger in den Boden eingearbeitet werden.
Aussaat
Säen Sie Saatgut der Wicke in Reihen mit einem Abstand von etwa 15 bis 20 cm aus. Die Saattiefe beträgt ca. 2 bis 3 cm. Gießen Sie die Samen nach der Aussaat leicht an, vermeiden Sie aber Staunässe.
Wicken gießen und düngen
Während der Keimung und in Trockenperioden sollte Vicia gleichmäßig feucht gehalten werden. Danach kommt die Pflanze aber mit Trockenheit deutlich besser zurecht als mit Staunässe.
Ausgewachsene Pflanzen müssen daher nur in extrem langen Trokenphasen gegossen werden.
Eine zusätzliche Düngung ist in der Regel nicht notwendig, da Vicia ihren Stickstoffbedarf aus der Luft decken kann. Um den Boden länger feucht zu halten, kann eine Mulchschicht aufgetragen werden.
Wicken schneiden und vermehren
Wicken benötigen keinen regelmäßigen Schnitt, da sie einjährig sind. Nach der Blüte können die Pflanzen zurückgeschnitten werden, um das Aussamen zu fördern, falls eine Selbstaussaat erwünscht ist. Alternativ dazu können Sie das Saatgut nach der Samenreife absammeln und für eine gezielte Aussaat verwenden.
Kurztipps zur Pflanzung und Pflege:
- sonniger Standort, gut durchlässiger Boden
- Pflanztermin: April bis Mai
- Pflanzabstand: 15–20 cm
- Saattiefe: 2–3 cm
- während Keimphase gleichmäßig feucht halten
- ausgewachsene Pflanzen sind trockenheitstolerant
- Mulchschicht hilft gegen Feuchtigkeitsverlust
Interessante Arten der Gattung Vicia
Von den rund 190 Arten der Gatung Vicia kommen zahlreiche auch in Europa vor. Dabei punkten die Hülsenfrüchte mit einer einzigartigen Farbpracht ihrer Blüten.
Zu Verwechslungen kommt es diesbezüglich oft mit Arten der artverwandten Platterbse. Das gilt insbesondere für die Duftende Platterbse, die gemeinhin auch als Duft-Wicke bekannt ist und trotz namensähnlichkeit nicht zur Gattung Vicia gehört. Hier ein Überblick zu den wichtigsten Arten:
- Ackerbohne (Vicia faba): Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, weiße bis blassrosa Blüten mit schwarzen Flecken; verwendet als proteinreiches Futtermittel und für den menschlichen Verzehr
- Erbsen-Wicke (Vicia pisiformis): Aus Europa, gelblich-weiße Blüten; wächst auf trockenen, steinigen Böden, selten kultiviert, gelegentlich als Wildpflanze in Trockengebieten verwendet
- Gelbe Wicke (Vicia lutea): Ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet, gelbe Blüten; bevorzugt sandige, trockene Böden, seltener als Futterpflanze genutzt
- Gemeine Wicke (Vicia sativa): In Europa und Asien heimisch, zartrosa bis purpurfarbene Blüten; wichtige Gründüngungspflanze, Stickstoffbindung, häufig auch als Tierfutter verwendet
- Heide-Wicke (Vicia orobus): Aus Nord- und Westeuropa, cremeweiße bis gelbliche Blüten; wächst auf sauren Böden, selten verwendet, vor allem in naturnahen Gärten und als Wildpflanze
- Linsen-Wicke (Vicia ervilla): Ursprünglich aus dem Mittelmeerraum, violett-rosa Blüten; trockenheitsresistente Futterpflanze, gelegentlich auch als Zwischenfrucht genutzt
- Platterbsen-Wicke (Vicia lythyroides): In Europa heimisch, blaue bis violette Blüten; ziert Wegränder und trockene Standorte, selten kultiviert, gelegentlich in Naturgärten verwendet
- Purpur-Wicke (Vicia benghalensis): Ursprünglich aus Nordafrika, purpurfarbene Blüten; verwendet zur Erosionskontrolle und Bodenverbesserung, auch als Gründüngung
- Vogel-Wicke (Vicia cracca): Weit verbreitet in Europa und Asien, blauviolette Blüten; oft als Futterpflanze genutzt, auch in Wildgärten und zur Bodenbedeckung
- Wald-Wicke (Vicia sylvatica): In Europa heimisch, weiße bis blassrosa Blüten; bevorzugt schattige Waldstandorte, gelegentlich in naturnahen Gärten eingesetzt
- Zaun-Wicke (Vicia sepium): In Europa heimisch, violett-rosa Blüten; winterhart, verbreitet in Wäldern und Hecken, gelegentlich als Futterpflanze und zur Böschungsbefestigung verwendet
- Zottel-Wicke (Vicia villosa): Ursprünglich aus Eurasien, violette bis bläuliche Blüten; winterhart, ideal für Gründüngung und auf kargen Böden als Futterpflanze
Mögliche Krankheiten und Schädlinge
Vicia relativ robust, können jedoch von Blattläusen oder dem Echten Mehltau befallen werden. Eine regelmäßige Kontrolle und, wenn nötig, Behandlung mit biologischen Mitteln wie Neemöl kann hier Abhilfe schaffen.
FAQs zur Wicke
Was ist eine Wicke und wie sieht sie aus?
Die Wicke ist eine vielseitige Pflanze, die zur Familie der Schmetterlingsblütler gehört. Sie zeichnet sich durch ihre kletternden oder kriechenden Stängel und ihre attraktiven Blüten aus, die in verschiedenen Farben wie Weiß, Rosa, Rot oder Violett erscheinen. Die Blätter sind gefiedert und die Pflanze bildet oft eine üppige Blütenpracht, die sich an Spalieren oder Stützen hochrankt.
Wie pflanze ich Wicke richtig?
Wicken benötigen einen sonnigen bis halbschattigen Standort und einen gut durchlässigen Boden. Bereiten Sie den Boden vor, indem Sie ihn lockern und eventuell etwas Kompost einarbeiten. Säen Sie die Samen direkt ins Freiland oder in Töpfe und decken Sie sie leicht mit Erde ab. Achten Sie darauf, ausreichend Platz für die Pflanzen zu lassen, da sie zum Klettern neigen.
Wie pflege ich Wicke während des Wachstums?
Vicia ist relativ pflegeleicht. Sie benötigt zwar regelmäßige Bewässerung, insbesondere während trockener Perioden, sollten aber nicht in Staunässe stehen. Eine zusätzliche Düngung während der Blütezeit kann das Wachstum und die Blütenproduktion fördern. Unterstützen Sie die Pflanzen mit Spalieren oder Rankhilfen, damit sie optimal wachsen können. Entfernen Sie verblühte Blüten, um die Pflanze zur Bildung neuer Blüten zu animieren.
Welche Schädlinge und Krankheiten können Wicke betreffen?
Wicken können von Schädlingen wie Blattläusen und Schnecken befallen werden. Achten Sie auf Anzeichen von Schädlingen und behandeln Sie diese frühzeitig mit geeigneten Mitteln. Krankheiten wie Mehltau können auftreten, besonders bei feuchtem Wetter. Verbessern Sie die Belüftung und vermeiden Sie Überkopfbewässerung, um das Risiko zu minimieren.
Wann blüht die Wicke und wie lange dauert die Blütezeit?
Vicia blüht in der Regel von Mai bis September, abhängig von der Sorte und dem Klima. Die Blütezeit kann mehrere Wochen dauern, wobei die meisten Pflanzen in den Sommermonaten ihre Hauptblütezeit haben. Regelmäßiges Entfernen der verblühten Blüten fördert eine verlängerte Blüteperiode und kann die Pflanze zur Bildung neuer Blüten anregen.
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