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Tiger Balm, Tiger Balm selber machen

Tiger Balm selber machen – Wirkung und Rezept

8 Minuten Lesezeit

Asien gilt gemeinhin als federführend, wenn es um höhere heilpflanzliche Arzneimittel geht. Bestes Beispiel hierfür ist der Tiger Balm, der symbolisch für das medizinische Potenzial der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) steht.

Die scharfe Spezialsalbe ist ein echtes Kultrezept, wenn es um schmerzlindernde, muskelentspannende und atemwegsbefreiende Hausmittel geht. Tiger Balm selber machen kann man dabei auch durchaus selbst.

Die schärfste Salbe der Welt

Die Traditionelle Chinesische Medizin ist eine der ältesten Disziplinen der Naturheilkunde. Über 3.000 Jahre der Anwendungsgeschichte hat sie vorzuweisen, wobei TCM-Kräuter eine essenzielle Rolle in der Behandlung spielen.

Besagte Kräuter kommen auch im Tiger Balm vor, allerdings nicht irgendwelche. In der Salbe finden sich nämlich mitunter die schärfsten Kräuteröle der Welt. Deren Scharfstoffe sind als Zusatz in zahlreichen Heilmitteln gegen Erkältungskrankheiten, Muskelverspannungen und Gelenkschmerzen bekannt.

 

Inhaltsstoffe und Wirkung

Eine interessante Studie zur Wirkung von Tiger-Balsam stammt aus Australien. Bereits 1996 wurde dort der Tiger Balm erfolgreich in der Behandlung gegen Spannungskopfschmerzen getestet.1P Schattner, D Randerson: Tiger Balm as a treatment of tension headache. A clinical trial in general practice; in: Australian Family Physician; Volume 25, Issue 2, 1996; PMID: 8839380 PubMed Die Scharfstoffe in der Salbe spielen hierbei eine essenzielle Rolle.

Pflanzliche Scharfstoffe gelten als schmerzlindernd, entzündungshemmend, atemwegsbefreiend und spannungslösend. Sie sind charakteristisch für bestimmte TCM-Kräuter, die auch als Bezugsquellen für die Ölzusätze im Tiger Balm dienen.

Genauer gesagt, sind es überwiegend Heilkräuter aus Ozeanien und der Pazifikregion, die auch gerne als scharfe Gewürzkräuter oder Duftkräuter zur Aromatherapie verwendet werden. Insgesamt handelt es sich um folgende Wirkstoffe.

  • Campher
  • 1,8-Cineol
  • Eugenol
  • Menthol

 

Wichtige Kräuteröle im Tiger-Balsam

Ein relativ wichtiger Wirkstoff in Tiger-Balsam ist Campher. Er wird primär aus dem Kampferbaum gewonnen und ist Bestandteil des besonders scharfen Kampferöls. Jedoch gibt es noch andere Kräuterpflanzen, die Campher enthalten. Dazu gehört zum Beispiel der Salbei, den man theoretisch auch als Bezugsquelle nutzen kann.

Ein weiterer wichtiger Inhaltsstoff des Tiger Balms ist Eugenol. Es besitzt eine leicht süßliche Schärfe und wird häufig aus Zimt und Gewürznelken gewonnen. Dementsprechend sind auch Zimtöl und Nelkenöl wichtige Zutaten für die schärfste Salbe der Welt.

Wissenswertes: Manchen mag es sonderbar vorkommen, dass im süßlichn Zimtöl auch scharfe Aromastoffe vorhanden sind. Das Ganze erscheint einleuchtender, wenn man sich der Tatsache gewahr wird, dass Zimt und Kampfer zur selben Pflanzengattung gehören.

Das 1,8-Cineol ist wiederum auch als Eucalyptol bekannt. Der Hauptwirkstoff von Eukalyptusöl kommt neben dem Eukalyptus aber auch in anderen Kräuterpflanzen vor. Von diesen sind insbesondere die Myrtenheide (Teebaum) und Minze für den Tiger-Balsam relevant.

So enthält das für den Balsam verwendete Pefferminzöl zum Beispiel auch den Scharfstoff Menthol. Von der Myrtenheide stammt wiederum das in Tiger Balm verwendete Cajeputöl. Dahinter verbirgt sich das Öl des Kajeputbaums bzw. der ebenfalls als Kajeput bekannten Silberbaum-Myrtenheide. Alternativ zu Cajeputöl kann man hier aber auch herkömmliches Teebaumöl nutzen.

 

Pfefferminz-Salbei-Öl
Tipp für Kräuterfans: Pfefferminz-Salbei-Öl als Zutat für den selbstgemachten Tiger Balm | © Das Grüne Archiv

Yin und Yang in einer Salbe

TCM-Kräuter werden für gewöhnlich in Yin- und Yang-Kräuter eingeteilt, die je nach Zuordnung unterschiedliche Wirkung besitzen. Dabei sollen Yin-Kräuter kühlend, Yang-Kräuter wärmend wirken.

Tiger Balm gibt dieses Konzept eindrucksvoll wieder. Es gibt nämlich auch hier eine Yin- und eine Yang-Variante. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, denn der Erfinder des Tiger-Balsams hat einschlägige TCM-Erfahrung.

 

Geschichte und Herkunft

Tiger-Balsam alias Tiger Balm (虎標萬金油) wurde in den 1870er Jahren von dem chinesischen Drogisten Aw Chu Kin entwickelt. Schon sein Vater war ein TCM-Arzt, der seinem Sohn höchstwahrscheinlich die Feinheiten der chinesischen Kräuterkunde beibrachte.

Nach dem Tod von Aw Chu Kin gründeten seine beiden Söhne, Aw Boon Haw und Aw Boon Par in Singapur das Pharmaunternehmen Haw Par Healthcare, dessen Aushängeschild der Tiger-Balsam ihres Vaters wurde. Die einzigartige Wirkung des Balsams ist heute weit über die Grenzen Chinas, Singapurs und selbst Asiens hinaus berühmt.

 

Weißer Tiger Balm und Roter Tiger Balm – der Unterschied

Weißer Tiger Balm ist diesbezüglich eine Yin-Salbe. Seine Schärfe wirkt kühlend und ist deshalb gut gegen Schmerzen, irritierte Haut und Mückenstiche. Darüber hinaus soll er auch bei entzündlichen und deshalb „warmen“ Atemwegsinfekten helfen. Ein asiatisches Hausmittel gegen Erkältung also.

Roter Tiger Balm gilt dagegen als Yang-Salbe. Diese Variante wird mit chinesischem Zimtöl zubereitet, weshalb sie eine rot-braune Farbe besitzt. Ihre wärmenden Eigenschaften machen sie zu einem hervorragenden Hausmittel gegen Muskelverspannungen und Kopfschmerzen.

Darüber hinaus regt roter Tiger Balm die Durchblutung an, weshalb ihm ein ausleitender Effekt nachgesagt wird. Dieser kann ggf. auch auswurffördernd oder sekretfördernd wirken.

 

Tiger Balm, Tiger Balm selber machen
Die richtige Mischung macht’s: Je nachdem, welche Kräuteröle man verwendet, kommt am Schluss entweder weißer oder roter Tiger Balm heraus | © Das Grüne Archiv

Tiger Balm selber machen

Für das nachstehende Rezept orientieren wir uns am roten Tiger Balm und wandeln es ein wenig ab. Die Rezeptur reicht in etwa für 2 bis 4 Salbentiegel. Man kann auch kleine Honiggläser oder Cremedöschen hernehmen. Als Alternative zu Vaseline als Basisfett bieten sich Sheabutter oder Melkfett an.

Das verwendete Pfefferminzöl ist nach Basisrezept zur Herstellung von Ölauszügen selbst gemacht und enthält zudem eine Prise Salbei. Zur Verbesserung der wärmenden Wirkung fügen wir noch etwas Chiliöl hinzu. Das darin enthaltene Capsaicin ist als natürlicher Zusatzstoff für Muskel- und Schmerzsalben ebenfalls sehr beliebt.

Daneben verleiht das Chiliöl dem roten Tiger-Balsam auch eine leicht rötliche Farbe. Diese lässt sich in Original-Rezepturen nämlich nur mit Reaktionsprodukten aus chinesichem Zimtöl erzeugen, die außerhalb von China kaum zu bekommen sind.

 

Zutaten:

  • 30 g Basisfett (Melkfett, Sheabutter oder Vaseline)
  • 25 g Bienenwachs (Wachspastillen)
  • 5 ml Cajeputöl (oder Teebaumöl)
  • 5 ml Chiliöl
  • 4 ml Eukalyptusöl
  • 4 ml Kampferöl
  • 4 ml Pfefferminzöl
  • 10 Tropfen ätherisches Zimtöl
  • 2 feuerfeste Einmachgläser
  • 2 bis 4 kleine Salbentiegel oder Mini-Honiggläser

 

Tiger Balm, Tiger Balm selber machen
Sechs scharfe Kräuteröle machen die einzigartige Heilwirkung in diesem Rezept für Tiger Balm aus | © Das Grüne Archiv

Zubereitung:

Erhitzt auf dem Herd einen Topf mit Wasser. Währenddessen füllt Ihr die Bienenwachspastillen und das Basisfett in eines der beiden Einmachgläser. Verschraubt dieses gut und stellt es dann bei ca. 65 °C Wassertemperatur in das vorbereitete Wasserbad.

Die Ölkomponenten gebt Ihr unterdes in das zweite Einmachglas. Sobald Bienenwachs und Basisfett geschmolzen sind, wärmt Ihr auch das Glas mit dem Öl im Wasserbad kurz an. Danach gießt Ihr es zu dem Wachs-Fett-Gemisch und verrührt alles noch einmal kräftig miteinander.

Nun muss es schnell gehen, den das Wachs härtet relativ schnell aus. Befüllt die Salbentiegel bzw. Mini-Honiggläser daher zügig mit der noch flüssigen Masse. Sobald der Tiger Balm vollständig ausgehärtet ist, könnt Ihr ihn direkt verwenden.

Wichtig: Kommt den Dämpfen der scharfen Ölen bei der Herstellung nicht mit dem Gesicht zu nahe. Die Scharfstoffe können Schleimhäute und Augen reizen.

 

Anwendung und Dosierung

Tiger Balm ist ein bewährtes Mittel zur äußeren Anwendung bei Muskel- und Gelenkschmerzen, Verspannungen sowie Erkältungssymptomen. Es wird in zwei Varianten angeboten: Roter Tiger Balm, der stärker wärmend wirkt, und weißer Tiger Balm, der mehr kühlende Eigenschaften besitzt.

Für die Linderung von Muskelschmerzen oder Verspannungen wird eine kleine Menge Tiger Balm (etwa erbsengroß) auf die betroffene Stelle aufgetragen und mit kreisenden Bewegungen sanft einmassiert. Bei Erkältungsbeschwerden kann weißer Tiger Balm auf Brust, Rücken oder Hals aufgetragen werden, um die Atemwege zu befreien.

Alternativ kann er auch für Inhalationen verwendet werden, indem eine kleine Menge in heißes Wasser gegeben und der Dampf eingeatmet wird. Die empfohlenen Tagesmengen für jede Anwendung lauten wie folgt:

  • Muskelschmerzen und Verspannungen: 2 – 3 x täglich auftragen
  • Erkältung: am besten abends vor dem Schlafengehen anwenden
  • Inhalation: 1 – 2 x täglich 1 TL Tiger Balm in heißes Wasser geben

 

Wichtig:

Tiger Balm sollte nicht auf offene Wunden, Schleimhäute oder gereizte Haut aufgetragen werden. Nach der Anwendung ist gründliches Händewaschen wichtig, um den Kontakt mit Augen oder empfindlichen Stellen zu vermeiden.

Außerdem ist die Salbe natürlich nicht zum Verzehr geeignet. Die scharfen Öle reizen auch die Magen- und Darmschleimhaut, wodurch es zu Entzündungen oder im schlimmsten Fall einer Auflösung der Magen-Darm-Schleimhäute kommen kann.

Bei empfindlicher Haut ist ein Verträglichkeitstest an einer kleinen Stelle ratsam. Die Anwendung bei Kindern unter 6 Jahren sollte vermieden werden. Bei größeren Kindern sollte man vorsichtshalber nur kleine Mengen anwenden, um Reizungen der sensiblen Kinderhaut zu vemeiden.

In diesem Zusammenhang sei auch nochmals an die schleimhautreizenden Inhaltsstoffe erinnert, die bei Einnahme schwere Reizungen im Kinderkörper anrichten können. Dementsprechend muss man ihn vor Kleinkindern geschützt aufbewahren und darf ihn während der Anwendung nicht offen zugänglich für Kinder stehen lassen.

 

Häufige Fragen zu Tiger Balm

Wie wirkt Tiger Balm auf verspannte Muskeln?

Tiger Balm kombiniert ätherische Öle wie Menthol und Kampfer, die eine durchblutungsfördernde und kühlende Wirkung entfalten. Dies hilft, Verspannungen zu lösen, Schmerzen zu lindern und die Muskulatur zu entspannen. Der wärmende Effekt tritt nach wenigen Minuten ein und verstärkt das Wohlbefinden.

Wie wirkt Tiger Balm auf Muskel- und Gelenkschmerzen?

Tiger Balm enthält Inhaltsstoffe wie Menthol und Kampfer, die durchblutungsfördernd und schmerzlindernd wirken. Aufgetragen auf die betroffenen Stellen, sorgt es zunächst für einen kühlenden Effekt, der später in ein angenehmes Wärmegefühl übergeht. Dies entspannt Muskeln, reduziert Schmerzen und fördert die Regeneration.

Kann Tiger Balm bei Kopfschmerzen helfen?

Ja, Tiger-Balsam ist ein bewährtes Mittel gegen Spannungskopfschmerzen. Wenn Sie eine kleine Menge an den Schläfen oder im Nackenbereich einmassieren, fördern die ätherischen Öle die Durchblutung und lösen Verspannungen. Der wohltuende Duft trägt zudem zur Entspannung bei.

Ist Tiger Balm auch bei Erkältungen sinnvoll?

Bei Erkältungssymptomen wie verstopfter Nase oder Husten kann Tiger-Balsam unterstützend wirken. Eine geringe Menge auf Brust oder Rücken einmassiert, fördert die ätherische Mischung das Durchatmen und erleichtert das Abhusten. Auch das Einatmen des Geruchs beruhigt die Atemwege.

Gibt es unterschiedliche Varianten von Tiger Balm?

Tiger Balm ist in verschiedenen Versionen erhältlich, wie der roten und der weißen Variante. Die rote Version erzeugt eine intensivere Wärme und eignet sich gut für Muskelbeschwerden, während die weiße mildere Wärme bietet und oft bei Kopfschmerzen oder Erkältungen bevorzugt wird.

Ist Tiger Balm für Kinder geeignet?

Tiger-Balsam sollte bei Kindern mit Vorsicht verwendet werden. Für Kleinkinder ist er meist nicht geeignet, da die ätherischen Öle Hautreizungen oder Atembeschwerden hervorrufen können. Bei älteren Kindern kann die weiße Variante vorsichtig und sparsam angewendet werden.

Studienbelege:

  • 1
    P Schattner, D Randerson: Tiger Balm as a treatment of tension headache. A clinical trial in general practice; in: Australian Family Physician; Volume 25, Issue 2, 1996; PMID: 8839380 PubMed

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