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Jul (Wintersonnwende) – Kräuter, Bräuche und Rezepte

6 Minuten Lesezeit

Das christliche Weihnachtsfest hat seine Ursprünge im skandinavischen Julfest. Dieses wird alljährlich zur Wintersonnwende begangen und findet demnach zwischen dem 21. und 22. Dezember statt. Die Tage werden nun wieder länger und künden von der Wiedergeburt der Sonne, die bereits im Januar und Februar erste Keimlinge und Winterblüher zum Leben erweckt. Und auch im familiären Kreise geht es an Jul recht lebhaft zu.

 

Der König der Wintersonnwende

Jul ist das Gegenstück zum Fest der Sommersonnwende Litha und fällt auf den kürzesten Tag und die längste Nacht im Jahreskreis. Es ist das Hochfest des Holly King (Stechpalmenkönigs), der als Bruder des im Frühling und Sommer vorherrschenden Oak King (Eichenkönig) die dunkle Jahreshälfte regiert.

 

Das Fest des Stechpalmenkönigs

Der Holly King ist vergleichbar mit anderen winterlichen Figuren wie Väterchen Frost, dem Nikolaus oder Weihnachtsmann. Allerdings liegt beim Erscheinungsbild des Holly King der Fokus auf der namensgebenden Stechpalme. Sie gehört zu den wichtigsten immergrünen Gehölzen und fasziniert im Winter neben ihren unverkennbaren, gesägten Dornenblätter auch durch leuchtend rote Beeren.

Die Stechpalme ist zu Jul wie auch zu Weihnachten ein beliebtes Motiv. Ihre immergrünen Blätter symbolisieren das Leben, die Wiedergeburt und Erneuerung. Speziell mit Blick auf den keltischen Glauben künden sie diesbezüglich von der Wiedergeburt des Grünen Mannes, der zu Samhain in den Schoß der Erde zurückkehrte und im Frühling seine Reinkarnation feiern wird.

 

Grüner und Immergrüner Mann

Im Grunde sind der Eichenkönig und Stechpalmenkönig gleichermaßen Aspekte des Grünen Mannes. Dabei repräsentiert der Eichenkönig die laubabwerfenden Gehölze, die im Frühling und Sommer in voller Pracht stehen, gegen Herbst aber ihr Laub verlieren. Der Stechpalmenkönig hingegen gilt als Vertreter immergrüner Gehölze, die nicht selten in den kältesten und dunkelsten Tagen des Jahres ihre Zierde zeigen, wenn alle anderen Gewächse kahl und verwelkt sind.

Im Garten sind immergrüne Pflanzen wie die Stechpalme darum sehr beliebt. Und auch zu Jul bzw. Weihnachten haben Stechpalmen, Misteln und immergrüne Nadelgehölze ihren großen Auftritt. Sie stehen symbolisch für das Durchhaltevermögen, mit der immergrüne Pflanzen wacker Dunkelheit und Kälte trotzen. Und eben jene Widerstandsfähigkeit ist auch bei Mensch und Tier erforderlich, um dem Winter erfolgreich die Stirn zu bieten.

 

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Das Kultgehölz zu Jul: die Stechpalme

Bräuche und Rituale zum Julfest

Das altnordische Wort júl und jól bedeutet übersetzt nichts anderes als „Fest“ und deutet auf das ausgelassene Feiern zur Wintersonnwende hin. Die Legende besagt, dass zu jener Zeit des Jahres die Wilde Jagd ihr Unwesen treibt – Ein Umzug aus Fabelwesen und göttlichen Jägern, die bereits zu Samhain mit einem Gefolge aus den Seelen Verstorbener übers Land zieht. Ihr Anführer ist je nach Kulturkreis entweder der Jägerfürst Lord Herne oder aber der nordische Göttervater Odin persönlich. Letzterer wird häufig mit der Gestalt des Stechpalmenkönigs gleichgesetzt.

Zum Julfest ist das Wintertreiben gemeinhin in vollem Gange. Nach dem Einfahren der Ernte im Herbst finden Lagergemüse, Trockenobst und leckere Ernterezepte wie Eingemachtes nun ihre Bestimmung. Es wird gebacken und mit wärmenden Gerichten wie Suppen und Eintöpfen gegen die kalten Temperaturen angegangen. Heiße Getränke wie Punsch und Glühwein werden nun gereicht und Kerzen sowie Kaminfeuer sorgen ebenfalls für wohlige Wärme.

Reste des Festessens für die Wilde Jagd stehen zu lassen, war früher praktisch Pflicht. Heute verteilt man Teile der Festtagsgerichte alternativ an Bedürftige oder Festtagschöre die während den Jul- bzw. Weihnachtsfeierlichkeiten singend von Tür zu Tür ziehen.

 

Stechpalmen, Mistelzweig und Tannenbaum

Wie das Weihnachtsfest an sich hat auch der Weihnachtsbaum seinen Ursprung im Julfest. Nadelbäume wie die Tanne gehören zu den dominierenden Baumarten in nordischen Ländern und der Julbaum in Form einer Tanne verkörperte seinerzeit die nordische Vorstellung vom Weltenbaum als Sitz der Götter. Der Baum wurde mit Geschenken und Figuren geschmückt, welche die Wünsche und Fürbitten der Menschen an die Götter darstellten. So entwickelte sich auch der Brauch des Wunschzettels zu Weihnachten.

Neben Tannenbäumen und den Stechpalmen als dem Holly King geweihtes Gehölz spielt als drittes immergrünes Gewächs zu Jul auch die Mistel eine besondere Rolle. Bestens bekannt ist der Brauch, sich zu Weihnachten einen Kuss zu geben, wenn man gemeinsam unter einem Mistelzweig steht. Dabei repräsentiert die Mistel mit ihren weißen Beeren das weibliche Äquivalent zur Stechpalme als männliches Fruchtbarkeitssymbol. Gemeinsam sollten die beiden Gehölze zu Jul sowohl Kinderglück bescheren als auch dem Haussegen und Schutz vor Unglück dienen.

 

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Klassische Bestandteile für das Julbord | © Das Grüne Archiv

Julbord

Ein kulinarischer Klassiker zu Jul ist das schwedische Julboard. Darunter versteht man ein weihnachtliches Brotzeitbuffet der Extraklasse. Serviert wird das Ganze auf einer Anrichte, von der sich Gäste dann selbstständig ihre Julteller in mehreren Gängen zusammenstellen können. Das Julbord gehört in Restaurants und Gaststätten Schwedens schon während der Vorweihnachtszeit zur saisonalen Menükarte. Und auch in privaten Haushalten kommt zu Jul und Weihnachten kaum ein Familientreffen ohne die „Julefrokost“ aus.

Bestandteil des Julbords sind allen voran verschiedene Meeresfrüchte-, Fisch- und Wurstspezialitäten. Sie reichen von saurem Hering, Lachs und Aal über Krabbensalat und Kaviar bis hin zu Kochschinken, Leberpastete und Wurstaufschnitt. Neben dem Fischgang gibt es auch Hauptgerichte wie die berühmten Köttbullar, Brokkoli-Auflauf oder Kartoffel-Gratin. Als wichtigste Beilagen gelten Knäckebrot, Kräcker, Käseplatten sowie allerlei warme und kalte Salate, darunter nordischer Rote-Beete-Salat mit Äpfeln und Möhrensalat mit Rosinen.

Geschlemmt wird bei so einem Julbord gerne mal bis zu zwölf Stunden, wobei die einzelnen Gerichte in verschiedene Gänge unterteilt werden. Weitere Snacks können zum Beispiel aus Beeren, Nüssen, Plätzchen und Trockenfrüchten bzw. Trockenobst-Gebäck wie Früchtebrot bestehen.

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Klassisches Jul-Dessert: der Yule Log | © Das Grüne Archiv

Julblock

Kulinarische Tradition hat an Jul das Backen eines sogenannten Yule Logs. Dabei handelt es sich um eine Bisuitrolle in Form eines Stück Feuerholzes. Die Optik einer Holzrinde wird hierbei mit einer Gabel oder einem Teigspatel in den cremigen Schokoladenüberzug des Yule Logs eingezeichnet.

Nachempfunden ist das Gebäck dem Julblock, einem geheiligten Stück Holz, das früher zu Jul am Herdfeuer entzündet wurde. Hielt man es über die zur Wintersonnwende einsetzenden Rauhnächte am Brennen, so sollte dies Glück und Segen ins Haus bringen. Die Tradition des Julblocks hat sich bis in die christliche Weihnachtszeit erhalten, wo das heilige Holz auch als Christklotz oder Weihnachtsscheit bekannt ist.

 

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Farben, Heilsteine und Kräuter

Die wichtigsten Festtagsfarben zu Jul sind Grün und Rot. Dabei symbolisiert Rot den scheidenden Stechpalmenkönig, wohingegen Grün für den bald reinkarnierenden Eichenkönig steht. Rot dominiert hierbei natürlich zum Fest des Stechpalmenkönigs. Realisieren lässt sich das Farbkonzept wunderbar durch Kerzen, Festtagskränze und Blumengestecke. Auch die klassischen Heilsteine für Jul spiegeln die Hauptfarben wieder. Zu ihnen gehören

  • Blutstein
  • Granat
  • Rubin
  • Smaragd

 

Selbstverständlich gehören zu den Festtagskräutern für Jul allen voran Stechpalmen, Eicheln und Misteln. Dabei sollte man Beeren und Blätter der Stechpalme und Mistel als reine Dekorationselemente oder Räucherkräuter verwenden, da beide Gehölze giftig sind. Auch Raumdüfte wie Fichte oder Zeder sind an Jul sehr beliebt. Eicheln und Eichenrinde können hingegen durchaus in Jultees oder Festtagsrezepten Anwendung finden. Insgesamt sind folgende Kräuter als Julkräuter bekannt

 

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