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Winterharte Kräuter: Anbautipps für den Kräutergarten

Ob Echte Kamille, Dill, Basilikum, Majoran, Koriander oder Rosmarin – sie alle sind wichtige Heil- und Küchenkräuter. Leider ist den genannten Kräutern auch gemeinsam, dass sie in unseren Breitengraden nicht winterhart sind und deshalb meist nur einjährig im Kräutergarten wachsen. Es gibt jedoch auch viele winterharte Kräuter, die bei uns mehrjährig gedeihen und kalten Wintertemperaturen erfolgreich trotzen.

Für eine dauerhafte Bepflanzung im Kräuterbeet sind diese Kräuterpflanzen also deutlich besser geeignet. Um welche Kräuter es sich hierbei im Einzelnen handelt und wie man sie am besten zur maximalen Winterhärte erzieht, verraten wir Ihnen im Folgenden.

 

Was macht winterharte Kräuter aus?

Winterharte Kräuter unterscheiden sich maßgeblich dadurch von ihren Artgenossen, dass sie Minusgrade problemlos überstehen. In den meisten Fällen handelt es sich um zwei- bis mehrjährig wachsende Stauden, deren natürliches Verbreitungsgebiet in den gemäßigten Klimazonen Europas oder Asiens liegt.

Subtropische und tropische Kräuter sind hingegen häufig auf ein durchgehend warmes Klima angewiesen. An ihren natürlichen Standorten herrschen selbst im kalendarischen Winter warme Temperaturen vor, weshalb mitteleuropäische Wintermonate für sie oft einen regelrechten Kulturschock bedeuten. Die Chance, Kräuter bei uns unbeschadet durch die kalte Jahreszeit zu bringen, hängt also maßgeblich von deren Herkunft ab.

 

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Das heimische Kultkraut: Schnittlauch ist bis -29 °C winterhart. Wer in Sachen winterharte Kräuter erst einmal üben möchte, der fängt am besten mit diesem Klassiker im Kräuterbeet an | © Das Grüne Archiv

 

Winterhart ist nicht gleich winterhart

Auch wenn eine Kräuterpflanze im Allgemeinen als winterhart gilt, ist nicht automatisch jeder Standort im Kräutergarten gleichermaßen gut für eine Kultur geeignet. Von der Bodenqualität bis zur Sortenwahl gibt es diesbezüglich eine ganze Menge an Faktoren, die über die tatsächliche Winterhärte der Kräuter entscheiden.

 

Topf- oder Beetkultur?

Es ist kein Geheimnis, dass Kräuter bei Topfkultur im Winter deutlich kühler stehen als bei Pflanzung im Kräutergarten. Grund hierfür ist die Tatsache, dass Pflanzgefäße von außen leichter auskühlen als Bodensubstrate im vielbepflanzten Kräuterbeet. Kommen dann noch extreme Standorterhöhungen hinzu (z.B. offene Balkone), kann die winterliche Kälte gleich doppelt zu Buche schlagen. Bei Topfkräutern mit ungeschütztem Balkonstandort könnte eine zusätzliche Dämmung also selbst dann notwendig werden, wenn die Gewächse eigentlich gut winterhart sind. Empfehlenswerte Materialien sind hier zum Beispiel

  • Styropor zur Topfauskleidung,
  • Holzplatten zum Unterlegen sowie
  • Kokos- oder Jutematten zum Umwickeln des Topfes.

Im Kräutergarten reichen hingegen oftmals schon leicht mit Laub, Reisig oder Rindenmulch abgedeckte Wurzelbereiche aus.

 

Bodenbeschaffenheit im Kräuterbeet

Eine gute Düngung im Frühling und Sommer kann auch winterharte Pflanzen stärkt und sie damit noch robuster machen kann. Was die Bodenfeuchtigkeit angeht, ist zu bedenken, dass winterharte Kräuter wie Lavendel nur mit trockener Kälte zurecht kommen.

Weist das Kräuterbeet im Winter hingegen kalt-feuchte Bodenverhältnisse auf, kann es mit der Winterhärte dieser trockenheitsliebenden Kräuterpflanzen recht schnell vorbei sein. Starkfrost, Schmelzwasser und verregnete Wintermonate sind hier pures Gift, weshalb Sie entsprechende Kräuter zum verbesserten Schutz vor nass-kalter Witterung mit Laub abdecken sollten. Andere winterharte Kräuterpflanzen sind dagegen auch im Winter auf Wasser angewiesen. Sie benötigen den winterlichen Niederschlag, um am Leben zu bleiben.

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Mediterran, aber kälteresistent: Wenn Schopf-Lavendel im Winter trocken steht, verträgt er Temperaturen bis -18 °C und kann problemlos mehrjährig im Garten wachsen | © Das Grüne Archiv

 

 

Lichteinfall im Winter

Winterharte Kräuter, die Trockenheit auch bei kalten Temperaturen schätzen, können geringe Niederschläge im Winter durchaus verschmerzen, wenn sie dafür besonders hell stehen. Restfeuchtigkeit im Boden wird dann nämlich schneller von der Sonne abgetrocknet und die Bodentemperatur im Kräuterbeet zusätzlich angehoben. Wer seine Heilkräuter und Küchenkräuter also ins richtige Licht rückt, der kann im Kräutergarten sogar empfindlichere Pflanzen durch die kalte Jahreszeit bringen.

 

Regionale Klimaunterschiede

Ein weiterer wichtiger Aspekt für die tatsächliche Winterhärte von Kräuterpflanzen ist das regionale Klima. Im Südwesten Deutschlands reicht es beispielsweise oft schon aus, wenn Kräuter bis -10 °C winterhart sind, da die Temperaturen hier selten tiefer sinken. Anders sieht es im südöstlichen Deutschland aus, wo die Minusgrade im Winter bis auf -30 °C hinabklettern können. Hier haben es selbst robuste Kräuter wie das mehrjährig wachsende Johanniskraut im Winter oftmals ganz schön schwer.

 

Auf die richtige Sortenwahl kommt es an 

Nicht zuletzt entscheidet auch die Sorte einer Kräuterpflanze über deren Winterhärte. Zum Beispiel ist Dost eine insgesamt sehr robuste Gattung, die neben winterharten Arten wie Oregano allerdings auch den bei uns nicht winterharten Majoran beherbergt. Im Gegensatz dazu werden Arten der Ringelblume meist als einjährige Kräuter gehandelt. Mit einer Ausnahme: der winterharten Ringelblumensorte ‚Winter Wonders‘. Sie macht die fehlende Kälte- und Frostresistenz ihrer eigenen Gattung wett und wächst problemlos mehrjährig im Kräutergarten.

 

Kräutersträucher vs Kräuterstauden

Gehölze sind gemeinhin deutlich frostresistenter als krautige Pflanzen. Das zeigt sich insbesondere auch an winterharten Kräuter. Gerade bodendeckende Kleinsträucher wie der Mauerpfeffer und Halbsträucher wie Beifuß, Salbei oder Thymian zeigen sich von Frost und Minusgraden gänzlich unbeeindruckt. Dank ihrer verholzenden Rinde werden ihre Triebe im Gegensatz zu frostempfindlichen Kräuterstauden im Winter nicht weich und halten der beißenden Kälte deshalb besser stand.

 

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Klein aber frostbeständig: Mauerpfeffer haftet nicht nur hartnäckig an Steinmauern, sondern trotzt auch wacker jedem Frost mit einer beachtlichen Winterhärte von bis zu -29 °C | © Das Grüne Archiv

Winterharte Kräuter im Überblick

Auswählen können sie bei mehrjährig wachsenden Stauden aus dem Bereich der Gartenkräuter aus einer sehr breiten Palette an Pflanzen. Was die Auswahl nicht unbedingt erleichtert. Unsere abschließende Empfehlung lautet daher:

Teilen Sie die Standorte im Kräuterbeet sorgfältig ein und wählen Sie gerade zu Beginn lieber weniger Kräuter aus. Sollte es zu Misserfolgen bei der Überwinterung kommen, lässt sich die falsche Pflanzenwahl so besser ausmachen und der Kräutergarten im nächsten Anlauf leicht nachoptimieren. Generell stehen Ihnen dabei folgende winterharte Kräuterstauden zur Verfügung:

Anis, Arnika, Bärlauch, Beifuß, Bibernelle, Brunnenkresse, Eibisch, Engelwurz, Estragon, Fenchel, Frauenmantel, Johanniskraut, Knoblauch, Knoblauchgras, Lavendel, Liebstöckel, Mädesüß, Meerrettich, Melisse, Minze, Mutterkraut, Oregano, Pastinake, Petersilie, Römische Kamille, Salbei, Sauerampfer, Schafgarbe, Schnittlauch, Sonnenhut, Thymian, Waldmeister, Wermut, Winterportulak

Die richtige Pflege für winterharte Kräuter

Für gewöhnlich zeigen sich winterharte Kräuter sehr pflegeleicht. Lässt man sie von Frühling bis Sommer auf nährstoffreichem Boden ungestört wachsen, sind sie normalerweise bestens für den Winter gewappnet und benötigen nur wenig bis gar keinen Winterschutz.

Allerdings sollten Sie die Düngung winterharter Kräuterpflanzen im Sommer rechtzeitig einstellen. Zu späte Nährstoffgaben verlängern die Wachstumsphase der Kräuter unnötig und machen sie so vor Wintereinbruch noch einmal gefährlich weich. Die Pflanzen werden in Folge anfälliger für Frostschäden und Krankheiten, was im schlimmsten Fall mit dem Absterben der Kräuter endet.

Viele winterharte Kräuter müssen im Frühling zurück geschnitten werden, um Platz für den Neuaustrieb zu schaffen. Ein Herbstschnitt ist dagegen nicht bei allen Gartenkräutern empfohlen. Gerade ätherische Kräuter wie Thymian und Lavendel benötigen ihr Laub im Winter als Kälteschutz und erfrieren ohne ihr wärmendes Pflanzengrün nur allzu leicht.

Wie für Pflanzen üblich, gibt es auch unter den winterharten Gartenkräutern Sonnen- und Schattenanbeter. Wer beides im Kräutergarten anbauen möchte, für den ist eine sich nach oben windende Kräuterspirale vielleicht die beste Wahl.

Lichthungrige Kräuter wie Bergbohnenkraut und Salbei bekommen hier einen leicht erhöhten Standort, wohingegen genügsamere Kräuterpflanzen wie Bibernelle oder Melisse ein halbschattiges Plätzchen am Fundament der Spirale beherbergen.

Auch für die unterschiedlichen Feuchtigkeits- und Nährstoffansprüche winterharter Kräuter ist die Kräuterspirale wie geschaffen. Da Substratmischungen individuell aufgeschüttet und überschüssiges Wasser schnell nach unten abgeleitet wird, lässt sich in der Spirale fast jeder Standort simulieren.

 

Fazit

Auch wenn einige beliebte Heil- und Küchenkräuter nicht oder nur bedingt winterhart sind, gibt es doch eine Vielzahl an Alternativen. Bedenken Sie vor einer Pflanzung aber unbedingt arteigene Standort- und Sortenunterschiede. Auch sollten Sie wasser- und trockenheitsliebende Kräuter separat pflanzen, um sich die Bewässerung im Winter zu erleichtern.

Die Düngung der Kräuter ist bereits ab Spätsommer einzustellen, da die Pflanzen sonst anfälliger für Schadbilder und Erfrierungen werden. Im nächsten Frühling müssen die meisten winterharten Kräuter dann für einen üppigen Neuaustrieb zurückgeschnitten werden.

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