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Winterkräuter: Übersicht und Wirkung

6 Minuten Lesezeit

Winterkräuter weisen im Vergleich zu anderen saisonalen Kräutern eine entscheidende Besonderheit auf. Denn neben Saisonkräutern, die im Winter geerntet werden können, gehören hier auch explizit Kräuter dazu, die gegen klassische Winterkrankheiten wie Erkältung oder Grippe helfen. Und auch viele immunstärkende Kräuter dienen im Winter zur Krankheitsprävention, weshalb sie gerne als Winterkräuter bezeichnet werden.

 

Erkältungskräuter im Winter

Es ist schon faszinierend, dass zahlreiche Erkältungskräuter im winterlichen Freiland gemäßigter Breitengrade nicht lange durchhalten würden. Häufig handelt es sich um mediterrane Kräuter, deren Hauptverbreitungsgebiet im subtropischen Mittelmeerraum liegt.

Bestes Beispiel ist hier der hauptsächlich in Südeuropa heimische Thymian, der als beliebtes Erkältungskraut in Hustensäften und Erkältungsmedikamenten Anwendung findet. Der in Hustenbonbons gerne verarbeitete Eukalyptus und die für antibiotischen Manuka-Honig verwendete Südseemyrte stammen gar aus den tropischen Klimazonen Australiens.

Gemeinsam ist tropischen bis subtropischen Erkältungskräutern, dass sie reich an ätherischen Ölen sind. Diese enthalten zahlreiche schleimlösende, auswurffördernde und auch desinfizierende Inhaltsstoffe wie Flavonoide, Gerbstoffe, Terpene oder Saponine.

Die aromatischen Wirkstoffe bescheren den südländischen Winterkräutern nicht nur ihre gute Wirkung bei Erkältungskrankheiten, sondern auch ihren oft scharf bis würzig-herben Geschmack. Viele Erkältungskräuter sind darum auch als Gewürzkräuter oder Teekräuter in Gebrauch.

 

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klassisches Erkältungskraut: der Thymian | © Das Grüne Archiv

Nun gibt es aber auch heimische Erkältungskräuter, die im Winter Hochkonjunktur feiern. Hierzu gehören unter anderem Salbei, Kamille, Pfefferminze und Sonnenhut alias Echinacea. Interessant ist außerdem die gute Wirkung von Efeu bei Erkältung. Denn eigentlich handelt es sich bei Efeu um eine Giftpflanze. Von Selbstexperimenten wird daher dringend abgeraten. Allerdings besitzt Efeu mit Hederin ein wertvolles Triterpensaponin, das hustenlindernd und schleimlösend wirkt.

Der pflanzliche Inhaltsstoff stimuliert nämlich die Bronchialschleimhaut und regt sie zur Schleimbildung an. Dadurch wird der Hustenreiz gelindert und Auswurf lässt sich leichter abhusten, weshalb Efeu in der Herstellung heilpflanzlicher Erkältungspräparate eine wichtige Rolle spielt. Insgesamt sind folgende Erkältungskräuter als klassische Winterkräuter von Bedeutung:

 

Erkältungskräuter werden im Winter gerne als Tee zubereitet oder aber zu Lutschpastillen oder Hustensaft bzw. Hustensirup weiterverarbeitet. Selbstgemachter Hustensaft gelingt hierbei problemlos durch Herstellung einer Tinktur, die man dann je nach Bedarf mit Zucker anreichern oder auf einen Teelöffel voll Zucker träufeln kann. Im Falle von Schwarzrettich-Hustensirup werden die schleimlösenden Extrakte der Kräuterwurzel gar direkt über den Zucker aus dem Rhizom gefiltert.

Übrigens: Man kann mit einigen Erkältungskräutern auch wunderbar kochen. Gerade Thymian, Rosmarin und Salbei können in der Winterküche den Gesundheitswert zahlreicher Gerichte verbessern. Es lohnt sich daher, insbesondere während der kalten Jahreszeit öfter mal den Gewürzschrank zu bemühen.

 

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Ein altes Hausmittel gegen Erkältung: Schwarzrettich Hustensirup | © Das Grüne Archiv

Winterkräuter mit immunstärkender Wirkung

Sowohl in der Therapie als auch zur Prävention gegen Erkältungskrankheiten sind im Winter immunstärkende Kräuter sehr wertvoll. Meist stärken die Winterkräuter das Immunsystem durch eine Extraportion an Vitamin C oder hochwirksame antibiotische und mitunter sogar antivirale Wirkstoffe. Angesehen von den bereits aufgezeigten Erkältungskräutern, die sich fast ausnahmslos auch als immunstärkende Kräuter definieren lassen, trifft dies vor allem auf folgende Kräuter zu:

 

Senf und Meerrettich fallen diesbezüglich durch einen hohen Gehalt an Senfölglykosiden auf, die gemeinhin als sehr immunstärkend und hochwirksam gegen antibiotische Infektionserreger gelten. Aus diesem Grund wurden Senfumschläge und Sahnemeerrettich in der Volksheilkunde seit jeher zur Behandlung von und Vorbeugung gegen Grippe, Erkältung und Co. eingesetzt.

Fernöstliche Winterkräuter wie Knoblauch, Kurkuma oder Ingwer sind ähnlich hochwirksame Immunkräuter. In den Kräuterwurzeln kommt ein echter Vitalcocktail an gesunden Inhaltsstoffen zum Tragen, der neben Vitamin C vor allem aus entzündungshemmenden und immunmodulierenden Scharfstoffen wie dem in Ingwer und Kurkuma enthaltenen Gingerol oder dem knoblaucheigenen Allicin bestehen.

Allicin ist diesbezüglich übrigens nicht nur in Knoblauch zu finden, sondern auch in heimischen Lauchsorten wie der Zwiebel. Zwiebelsuppe gegen Erkältung gehört im Winter also nicht ohne Grund zum ältesten Hausmitteln kräuterkundiger Großmütter. Überhaupt sind Suppen im Winter eine herrliche Wärmequelle und lassen sich zur Stärkung der Immunabwehr nach Belieben mit gesunden Kräutern ergänzen.

 

Zwiebelsuppe, Zwiebeln
Lecker und gesund: Zwiebelsuppe stärkt das Immunsystem und lindert Erkältungssymptome | © Das Grüne Archiv

In Sachen Beerenkräuter sind im Winter eigentlich alle Beerenarten zur Stärkung des Immunsystems empfehlenswert. Sie alle enthalten hohe Mengen an Vitaminen, wobei der Vitamin-C-Gehalt aber gerade in Hagebutten und Sanddorn besonders hoch ist. Hagebuttentee als Kult-Teegetränk hat im Winter folglich durchaus seine Daseinsberechtigung und da die Sammelzeit für Hagebutten traditionell nach dem ersten Frost beginnt, kann man die Beerenfrüchte teils sogar noch im Winter frisch ernten.

 

Übersicht zu Winterkräutern nach Erntezeit

Die Hagebutte macht es bereits deutlich: Auch im Winter gibt es noch Kräuter, die sich ernten lassen. Das Sprichwort „Nur die harten kommen in den Garten“ ist hier eine gute Orientierungshilfe für die Bepflanzung im Kräutergarten. Will man nämlich auch in der kalten Jahreszeit noch eine üppige Kräuterernte generieren, sollte man auf winterharte Kräuter setzen. Zu diesen gehören abgesehen von Hagebutten unter anderem:

 

Während Winterkräuter wie der als Labkraut bekannte Waldmeister oder der Mauerpfeffer hierbei tatsächlich ganzjährig eine gute Ernte liefern, treiben Kräuter wie Sauerampfer, Klee oder die Brennnessel gemeinhin sehr früh aus. Einige Winterkräuter beginnen schon im Januar mit dem Blattaustrieb und liefern so zeitig vor dem Frühling frische Blattkräuter. Und selbst einige Erkältungskräuter wie etwa die Pfefferminze sind für ihren frühen Austrieb im Winter bekannt.

Tipp: Es gibt auch von einigen mediterranen Kräutern wie Thymian oder Rosmarin winterharte Sorten. Alternativ lassen sich gerade Mediterrankräuter auch wunderbar indoor auf der hellen Fensterbank kultivieren und somit ebenfalls ganzjährig ernten.

 

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So winterhart wie kaum ein anderes Kraut: der Mauerpfeffer | © Das Grüne Archiv

Kräuter im Winter pflanzen

Eine weitere, wenn auch weniger geläufige Definition von Winterkräutern ist die nach Pflanzzeit bzw. Aussaat. Während man Kräuter in der kalten Jahreszeit eher selten im Freiland ausbringt, gibt es mit dem Winterbeet und Frühbeet zwei spezielle Saisonbeete für die Winterkultur. Meist dienen sie zur Vorzucht früher Gemüsesorten. Doch auch so manches Kraut lässt sich unter Glas schon während der Wintermonate vorziehen.

Das gilt vor allem für beliebte Küchenkräuter, die sich im Frühbeet schon ab Februar aussäen lassen. Im Winterbeet gedeihen die Kräuter oft noch früher. Die Frühkultur wird in besagten Saisonbeeten durch einen besonderen Beetaufbau ermöglicht. Hierzu gehören einerseits ein schützender Beetrahmen und Beetaufsätze, welche den Frost von den Frühkulturen fernhalten. Durch den transparenten Beetaufsatz lässt sich außerdem das Licht der Wintersonne optimal als Wärmequelle nutzen.

 

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Der ideale Ort für die Frühkultur von Kräutern im Winter: Frühbeete und Winterbeete | © Das Grüne Archiv

Ergänzend zum dämmenden Beetkorpus kommen beim Früh- und Winterbeet wärmedämmende Substratschichten zum Einsatz. Sie beugen Bodenfrost vor, was die Keimung der Winterkräuter beschleunigt. Klassische Substrate mit wärmenden Eigenschaften sind zum Beispiel Kompost, Stallmist und Laub. Man trägt sie in mehreren Schichten als Untergrund in den Beeten auf, sodass sie als natürliche Beetheizung für frühe Kräuterkulturen fungieren. Klassische Kräuter für winterliche Saisonbeete sind:

Das Schöne an der Frühkultur von Kräutern ist, dass sich so häufig eine zusätzliche Erntezeit einrichten lässt. Man hat unterm Jahr also mehr von den Gartenkräutern. Darüber hinaus sind Winter- und Frühbeetkulturen dafür bekannt, robustere Exemplare hervorzubringen, die sich dann häufig als besser winterhart erweisen.

Wer widerstandsfähige Kräuterpflanzen ziehen möchte, dem sind die Saisonbeete, ebenso wie die Vorzucht in Gewächshäusern daher wärmstens zu empfehlen. Weitere Einzelheiten zum richtigen Zeitpunkt für die Frühkultur von Kräutern finden Sie in unserem Gartenkalender.


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