Nach dem ersten Erntefest der Getreideernte im keltischen Jahreskreis Lughnasadh ist Mabon das Fest der Fruchternte. Das keltische Erntedankfest ist deutlich früher dran als das im November gehaltene Thanksgiving und das christliche Erntedank, das am ersten Oktobersonntag gefeiert wird.
Denn Mabon fällt auf die Zeit zwischen dem 20. und 23. September und somit auf die Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche. Es ist folglich das Herbst-Äquivalent zum Fest der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche Ostara und bezeichnet eine seltene Balance zwischen Licht und Schatten, bevor die Tage bis zum Ende des Jahres wieder spürbar kürzer werden.
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ToggleDas keltische Erntedankfest
Der Herbst markiert jährlich den Beginn einer Jahreszeit, in der wir ernten, was wir zuvor gesät haben und das in zweierlei Hinsicht. Viele Obst- und Gemüsesorten sind über den Sommer gereift und nun bereit zur Ernte. Der September gilt deshalb für viele Bauern und Landwirte als Haupterntesaison. Die traditionellen Erntemärkte feiern nun Hochkonjunktur und faszinieren mit einem bunten Angebot an Lebensmitteln.
Gegen Ende September kehrt dann allmählich Ruhe auf den Feldern und in den Obsthainen ein. Die Ernte wurde eingefahren und ist jetzt bereit zur Lagerung und Weiterverarbeitung. In den kommenden Wochen herrscht dann Hochbetrieb in der Ernteküche.
Leckere Ernteklassiker wie Eingemachtes, Marmeladen, Fruchtsäfte, Obstkuchen und so manches opulentes Erntefestmahl sorgen dafür, dass die Ernte ihrem finalen Zweck zugeführt wird. Dabei liegt ein großes Augenmerk auch auf der Vorbereitung für die kargen Wintermonate. Denn die Jahresernte dient auch insbesondere dazu, sich mit gefüllten Speisekammern für die kalte Jahreszeit zu rüsten.
Bevor es aber buchstäblich ans Eingemachte geht, steht nach der mühsamen Ernte zunächst eine kurze Ruhephase an, um neue Energie zu tanken. Die nahrhaften Erntefrüchte stärken den Körper und geben Kraft für die Herausforderungen des Winters.
In alter Zeit nutzte man diese Ruhephase auch, um in sich zu gehen, Erntebilanz zu ziehen und zurück zu blicken auf die eigenen Jahresleistungen. Was hätte man besser machen können? Was hat man versäumt? Und welche Maßnahmen haben sich bewährt?
In diesem Zusammenhang gehören Wertschätzung und Dankbarkeit für alle geglückten Vorhaben ebenso zum Erntedankfest wie der Abschied von Dingen, die uns nicht länger auf unserem persönlichen Weg unterstützen. Aus diesem Grund wird Mabon auch als Zeit der großen Abschlüsse beschrieben. Ähnlich wie die Phase des abnehmenden Mondes ist auch diese Zeit günstig, um Projekte zum Abschluss und letzte Vorkehrungen für das Jahresende zu treffen.
Ein altes Fest mit neuem Namen
Während Feierlichkeiten zur Herbst-Tag-und-Nacht-Gleiche so alt sind wie die astronomischen Beobachtungen des Menschen zum Lauf der Sonne, ist der Name „Mabon“ für ein entsprechendes Fest im keltischen Raum erst seit den 1970ern belegt. Es waren die Bewegungen des Neopaganismus, die den traditionellen Mondfesten im keltischen Jahreskreis die beiden Sonnenfeste der Tag-und-Nacht-Gleiche Mabon und Ostara hinzufügten. Mabon erhielt seinen Namen dabei von einer Sagengestalt aus der walisischen Mythologie: Mabon fab Modron.
Der junge Gott wurde drei Tage nach seiner Geburt seiner Mutter, der Erdgöttin Modron oder Madrun geraubt und nahe Gloucester an einem Ort zwischen den Welten gefangen gehalten. Diese Zwischenwelt steht in enger Verbindung mit dem Glauben, dass es neben der Welt der Sterblichen noch eine Anderswelt gibt. Zwei Seiten der selben Medaille, wie auch Tag und Nacht.
In der Artussage wird Mabon im Auftrag des legendären König Artus von dessen Gefolgsmännern aus seinem Gefängnis befreit. Zuvor müssen die mutigen Helden allerdings mehrere Prüfungen bestehen. Die Narrative ähnelt einerseits stark den berühmten griechischen Argonautenmythen, dem Prototypen aller Heldensagen, in denen Iason auf der Suche nach dem goldenen Vlies ebenfalls diverse Prüfungen bestehen muss.
Andererseits erinnert Mabons Gefangenschaft auch an die Hymnen für Demeter, in denen Demeters Tochter Persephone vom Totengott Hades geraubt und in der Unterwelt gefangen gehalten wird. Die Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Demeter gilt demnach auch als Erschafferin des Herbstes, der aus ihrem Kummer über den Verlust ihrer Tochter zu eben jener Jahreszeit der Herbsternte entstanden sein soll. Ein wichtiger Hinweis auf die philosophischen Hintergründe des Festes Mabon, das nicht zuletzt auch den Beginn des Herbstes markiert.
Von Überfluss, Verlust und der Balance dazwischen
Der Name von Mabons göttlicher Mutter Madrun leitet sich unmittelbar von dem lateinischen Wort Matrona als Sammelbezeichnung für verschiedene Muttergottheiten und hier speziell für das Dreifaltigkeitskonzept einer göttlichen Mutter ab. Im Grunde kann Madrun mit Mutter Natur gleichgesetzt werden, die im keltischen Glauben auch als Große Mutter bezeichnet wird. Der Aufenthalt ihres Sohnes in der Unterwelt wird dabei oft gleichgesetzt mit dem Tod im Mutterleib, ist Mutter Natur doch die Personifizierung beider Welten, des Diesseits als auch des Jenseits.
Durch seine Reise durch die Unterwelt und die darauffolgende Wiederauferstehung fand laut Legende eine Transformation Mabons statt, die ihn gleichzeitig zum ältesten als auch zum jüngsten aller Götter machte. Das „göttliche Kind“, wie er gerne genannt wird, verkörpert daher die Balance zwischen Leben und Tod, Gewinn und Verlust, Licht und Schatten.
Er steht für Stabilität und wurde von den keltischen Druiden außerdem als eine Reinkarnation des Grünen Mannes verstanden – dem Herrn des Waldes, der sein Erscheinungsbild mit dem saisonalen Wandel der Natur ändert. Der Verlust des Kindes wird für die Mutter somit zu einem zeitlich begrenzten Abschied, um ihn später als gestärkte Persönlichkeit wieder in die Arme schließen zu können.
Die Lehre aus dieser Sage für das Erntedankfest ist, dass auf kurzfristige Rückschläge auch wieder frohe Zeiten folgen. Die harte Arbeit auf dem Feld wird durch eine reiche Ernte belohnt und für unsere Bemühungen, Entbehrungen und Verzicht, die wir über das Jahr hinweg durchleben mussten, werden wir später die wohlverdienten Früchte des Erfolgs ernten.
Bräuche und Rituale zu Mabon
Zu Mabon tritt das Jahr in seine letzte Phase ein. Nach Monaten der Anstrengung bedürfen Körper und Geist nun Erholung. Stärkungs- und Reinigungsrituale sind an Mabon daher praktisch Pflicht. Ob in Form eines Herbstputzes, einer reinigenden Räucherung, eines belebenden Herbstspaziergangs, einer gehörigen Einheit herbstlichen Wellnessprogramms oder durch die Zubereitung stärkender Vitalgerichte in der Herbstküche . Es gibt viele Möglichkeiten, um zum Erntedankfest Stabilität und Balance in die eigenen vier Wände einzuladen.
Gleichwohl ist es an der Zeit, sich für die letzte und in vielerlei Hinsicht strapaziöseste Etappe des Jahres zu wappnen. Das beinhaltet neben einem Füllen der Speisekammer für schwere Zeiten und dem Aufstocken der Hausapotheke auch Schutzrituale. Der nahende Winter war früher oft mit Sorgen verbunden. Im alten Volksglauben mehrten sich gen Herbst die Märchen über böse Geister und den Tod, der das Land gen Winterzeit fest im Griff hat.
Die Vergänglichkeit aller Dinge wird im Herbst auch in der Natur deutlich sichtbar, indem sich die vormals grünen Blätter verfärben und absterben. Die Tage werden kürzer. Die Zugvögel verlassen das Land. Den sonnigen Tagen des Lichtes, der Wonne und des Überflusses würden in Kürze dunkle Wintertage der Tristess, Kälte und Kargheit folgen. Und die Natur würde nach einem letzten großen Aufgebot bunter Farben bald schon eintönig und lebensfeindlich.
Dies jedoch nicht, ohne die Menschen ein letztes Mal mit all den reichhaltigen Erntegeschenken zu versorgen, die sie sicher durch den Winter bringen. Es ist an Mabon daher Brauch, das Geschenk der Natur und des Lebens zu feiern und wertzuschätzen.
Das Füllhorn
Als Inbegriff der Erntedankfeierlichkeiten ist das Füllhorn das Mabon-Symbol schlechthin. Ursprünglich aus der griechischen Mythologie stammend, repräsentiert es Fülle, Überfluss, eine reiche Ernte und wurde von sehr bestimmten Vertretern des griechischen Götterpantheons getragen:
- Amaltheia: die göttliche Ziege, die mit dem Füllhorn den jungen Zeus aufzog
- Gaia: die Erdenmutter, in deren Gefolge auch die Fruchtbarkeitsgöttin Demeter auftritt
- Eirene: die Göttin des Friedens und der Gerechtigkeit
- Tyche: die Göttin des Schicksals und der glücklichen Fügung
- Plutos: der Gott des Reichtums, der Erdschätze und der Erntevorräte
Es ist zu Mabon, ebenso wie zum traditionellen Erntedankfest, Brauch, ein selbstgemachtes Füllhorn aus Weidenholz oder Bast zu flechten. Es wird anschließend auf dem Hausaltar platziert und nach Belieben mit Erntegaben befüllt.
Tipp: Man kann da Füllhorn auch als Tischdeko am Erntedanktisch verwenden und zu diesem Zweck mit Erntefrüchten füllen.
Der Apfel
Äpfel sind die herbstlichen Erntefrüchte schlechthin. Sie sind ein Symbol des Lebens, der Wiedergeburt, Heilung und, bedingt durch ihre runde Form, auch der Ganzheitlichkeit und Vollkommenheit. Kein Wunder ist es da, dass sich auch zahlreiche Mabon Bräuche, Rituale und Rezepturen um den Apfel drehen.
Üblich ist etwa das Backen von Erntekuchen mit Apfel, gerne in Kombination mit Vollkornmehl aus der letzten Getreideernte. Auch Apfelmus, Apfelsaft und kandierte Äpfel dürfen an Mabon nicht fehlen. Kult ist zudem das Apfeltauchen bei Erntedankfesten mit der Familie.
Das große Erntedankfestmahl
Selten ist der Tisch unterm Jahr so reich gedeckt wie zum Erntedankfest. Bunte Herbstdekoration, zünftiger Braten mit leckeren Gemüsebeilagen, ein Allerlei aus Frucht- und Gemüsesoßen – die Rezeptideen aus der Herbstküche erlauben zu Mabon ein ungeahntes Maß an Kreativität und Experimentierfreude. Marmeladenköche bescheren ihren Lieben nun süße Kostbarkeiten im Überfluss.
Kuchenbäcker beeindrucken mit einzigartigen Gebäckkreationen und Liebhaber erlesener Fruchtgetränke laufen beim Brauen von Säften und Likören zu Hochform auf. Auch aromatische Herbstkräuter dürfen dabei nicht fehlen, wenn es um den unvergleichlichen Geschmack der Erntedankrezepte geht.
Farben, Heilsteine und Kräuter
Gemäß den Farben der bunten Herbstblätter und Erntefrüchte sind die wichtigsten Farbtöne für Mabon Gold, Gelb, Orange, Braun und Rot. Diese spiegeln sich nicht nur in den Festdekorationen, sondern auch von typischen Mabon-Rezeptklassikern wider.
Äpfel, Aprikosen und Cranberries gehören hier ebenso dazu wie Möhren, Mais, Maronen, Kürbis und Kartoffeln. Auch gelbe und orange Gewürze wie Ingwer oder Kurkuma dürfen zur Farbgebung in den Rezeptideen gerne mit zum Einsatz kommen.
Mit Blick auf die richtigen Heilsteine für das Fest geben vor allem Bernstein, Achat und Topaz die klassischen Herbstfarben wieder. Doch auch blau und grün sind mit Mabon-Steinen wie Aventurin und Lapislazuli mit an Bord.
In Sachen Festkräuter spielen selbstverständlich klassische Herbstkräuter wie Eiche, Kastanie, Schafgarbe oder Spitzwegerich eine übergeordnete Rolle. Doch auch ausgewählte Ritualkräuter wie Myrrhe sind für traditionelle Mabon-Räucherungen in Gebrauch.
Diesbezüglich gehört es zu den Festtagstraditionen einen kleinen „Simmer Pot“ anzusetzen. Das kann entweder eine besondere Räuchermischung aus Harzen und Kräutern sein, die im Duftölofen erhitzt werden, oder aber ein Gewürzpunsch bzw. Tee mit speziellen Mabon-Kräutern. Nachstehend einige der wichtigsten Festkräuter für Mabon im Überblick:
- Anis
- Apfel
- Cranberry
- Eiche
- Getreide
- Honigkraut
- Kastanie
- Labkraut
- Lorbeer
- Mandel
- Muskat
- Myrrhe
- Nelken
- Orange
- Ringelblume
- Salbei
- Salomons Siegel
- Schafgarbe
- Spitzwegerich
- Walnuss
- Zimt
Mabon-Rezepte
Mabon-Brötchen
Mabon-Erntekuchen
American Pie
Cranberry Pie
Blueberry Pie
Gemüsechips
Süßkartoffel-Auflauf
Cornbread (Maisbrot)
Aroniasaft
Brombeermarmelade
Weißdorn-Gelee
Hiffenmark
Ziparten-Marmelade
Jägerpfanne
Möhrensuppe
Kochen mit Kürbis: Die besten Kürbisrezepte
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