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Frühlingskräuter: Übersicht und Wirkung

Fans alter Frühlingsbräuche wissen um die Bedeutung der Frühlingskräuter. Als herbale Frühlingsboten künden Sie vom Neubeginn, dem Grünen der Natur sowie deren Heilung der durch den Winter brach gelegten Felder und Erdböden.

Mit vielfältigen Aromen schwängern Frühlingskräuter schon im März die frische Luft und läuten das traditionelle Frühlingsfest Ostara ein. Ein Fest, das noch heute mehr Einfluss hat als viele ahnen und das vor allem in der Frühlingsküche.

So stiftet Ostara beispielsweise mit der „Grünen Neune“ die sogenannte Gründonnerstagssuppe. Ein Kräutersuppenrezept, das ursprünglich aus dem keltischen Brauchtum stammt und neun Frühlingskräuter enthält. Neun, das ist in der Zahlenmagie das Resultat aus drei mal drei Kräutern.

Die Dreizahl spielte bei den Kelten und auch bei den Germanen und Wikingern eine wichtige Bedeutung. Man denke nur an die neun, also drei mal drei Welten, die der nordische Weltenbaum Yggdrasil miteinander verbindet. Oder die drei Nornen, die unter den drei Wurzeln Yggdrasils die Fäden des Schicksals spinnen.

 

Frühlingskräuter bei Atemwegserkrankungen

Der Name von Ostern als Frühlingsbrauch des Christentums leitet sich im Übrigen ebenfalls von einer heidnischen Frühlingsgöttin namens Ostara oder Eostre ab. Sie wurde bereits von Jacob Grimm als Frühlingsgöttin beschrieben, zu deren Lieblingsgewächsen im Frühjahr neben Schlüsselblumen, Leberblümchen und Veilchen auch Heilkräuter wie Gänseblümchen und Lungenkraut gehören.

 

Gänseblümchen und Huflattich

Das Gänseblümchen (Bellis) ist wohl eines der berühmtesten Frühlingskräuter überhaupt, denn es ist nicht nur besonders schmuckvoll, sondern hat auch heilsame Qualitäten. Neben Hauterkrankungen, Schmerz- und Nervenbeschwerden wird die kleine weiße Blume auch als Zutat für Hustenlösungen verwendet. Ihre nervenberuhigenden Eigenschaften, sollen hier Hustenkrämpfe erfolgreich unterdrücken.

 

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Gänseblümchen | © Das Grüne Archiv

Auch der gelb blühende Huflattich ist als eines der ältesten Heilkräuter bei Atemwegsbeschwerden bekannt und wurde bereits von Dioskurides und Hildegard von Bingen als Hustenmittel eingesetzt. Dabei sind für die heilende Wirkung in Gänseblümchen und Huflattich gleichermaßen Bitter-, Gerb- und Schleimstoffe verantwortlich. Letztere haben eine besonders reizmildernde Wirkung auf irritierte Atemwegsschleimhäute und legen sich wie ein beruhigender Schutzfilm um diese. Zudem sind gerade Gerbstoffe und Bitterstoffe auch hoch desinfizierend und können teils sogar hartnäckige Grippeviren erfolgreich bekämpfen.

 

Betonie und Lungenkraut

Ein fast schon völlig in Vergessenheit geratenes und deshalb als Atemwegsreiniger unterschätztes Frühlingskraut ist die als Heilziest bekannte Echte Betonie (Betonia officinalis). Neben desinfizierenden Gerb- und Bitterstoffen besitzt sie auch nennenswerte Mengen der nach ihr benannten Betaine. Sie gelten als entzündungshemmend und machten die Echte Betonie schon in der Antike zu einem beliebten Heilmittel gegen Entzündungen der Atemwege, Harnwege und des Magen-Darm-Trakts. In den Apotheker- und Klostergärten des Mittelalters gehörte der Heilziest darum zur Grundausstattung.

Ganz ähnlich verhält es sich auch mit den Inhaltsstoffen im Lungenkraut (Pulmonaria), das seine heilsame Wirkung auf die Atemwege sogar im Namen trägt. Die Sammelzeit für Lungenkräuter beginnt schon früh im März und erstreckt sich bis in den Mai hinein. Dabei sind die außergewöhnlichen Blütenkelche des Lungenkrauts in der Natur nicht zu übersehen. Diese färben sich nämlich im Laufe der Blütenzeit von rosarot zu blau, wodurch ein magisches Farbspiel an den Blütenstauden entsteht.

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Lungenkraut | © Das Grüne Archiv

Verantwortlich für die zweifarbige Blüte am Lungenkraut sind sogenannte Anthocyane. Sie gehören zu den Pflanzenfarbstoffen und erscheinen je nach pH-Wert der Trägersubstanz entweder Rot (bei saurem pH-Wert) oder blau (bei basischem pH-Wert). Das Farbspiel der Anthocyane wird beispielsweise in der Herstellung von Naturfarben verwendet, wo sich aus den Pflanzenfarbstoffen von rot über violett bis hin zu blau je nach pH-Zusatz unterschiedliche Farbnuancen gewinnen lassen.

Im Lungenkraut sorgen Anthocyane außerdem für ein gehöriges Maß an antibakteriellen und sogar antiviralen Eigenschaften. Zudem brachten Sie den mehrfarbigen Blüten des Krautes solch charakteristische Beinamen wie Schwesternkraut oder Ungleiche Schwestern ein.

 

Frühlingskräuter als Frauenkräuter

Ein weiterer Volksname des Lungenkrauts ist „Unser lieben Frauen Milchkraut“. Das mag wohl auf eine altertümliche Verwendung der Heilpflanze als Frauenkraut zur Förderung des Milchflusses hinweisen. Überhaupt tummeln sich unter den Frühlingskräutern zahlreiche Frauenkräuter, darunter:

 

Frauenmantel

Gerade Frauenmantel (Alchemilla) ist hier ein äußerst vielseitiges Frauenkraut, das einerseits bei Zyklusbeschwerden wie PMS oder Unterleibsschmerzen hilft. Andererseits unterstützt es auch werdende Mütter beim Erhalt der Schwangerschaft, indem es die Produktion von Gelbkörperhormonen fördert und so die Einnistung der Eizelle erleichtert.

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Frauenmantel | © Das Grüne Archiv

Selbst bei Fruchtbarkeitsproblemen und Wechseljahrsbeschwerden soll Frauenmantel zuverlässig helfen. Das Geheimnis der Heilpflanze liegt hierbei in einem hohen Gehalt an Phytohormonen, die den weiblichen Hormonen ähneln und deshalb den Hormonspiegel der Frau regulieren.

 

Fenchel und Pimpinelle

Frauenkräuter wie Fenchel oder Pimpinelle unterstützen als Frauenheilkräuter den Milchfluss während der Stillzeit. Fenchel verleiht der Stillmilch außerdem ein würziges Aroma, das Babys sehr gerne mögen. Diese nehmen die heilsamen Inhaltsstoffe der verdauungsfördernden Fenchelmilch auch in sich auf, was vor Blähungen und damit tragischen Nachtstunden am Kinderbett bewahrt.

Auch für Erwachsene ist Fenchel ein hervorragendes Verdauungskraut. Seine Samen gelten daher nicht ohne Grund als wichtige Zutat in Verdauungsschnäpsen und Magenbitter. Gerade Fenchel-Pflaumen-Likör ist diesbezüglich eine besondere Empfehlung.

 

Brennnessel und Taubnessel

Für Harnwegsinfekte, von denen Frauen bekanntlich überdurchschnittlich oft betroffen sind, ist dagegen Brennnessel (Urtica) eine wichtige Empfehlung. Das harntreibende und desinfizierende Kraut spült Infektionserreger zuverlässig aus dem Harntrakt und reinigt diesen mit altbewährter Wirkung.

Auch der Namensvetter der Brennnessel, die Taubnessel leistet auf diesem Gebiet gute Arbeit, weshalb sie heilpflanzlich eigentlich zu Unrecht im Schatten der Brennnessel steht. Mehr noch, vereint die Taubnessel die Heilwirkung von Hormonpflanzen wie dem Frauenmantel und Blasenkräutern wie der Brennnessel, was sie zu einem wahren Allround-Talent unter den Frauenkräutern macht.

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Taubnessel | © Das Grüne Archiv

Frühlingskräuter in der Küche

Mit Frühlingskräutern lässt es sich natürlich auch hervorragend kochen. Die schönsten Frühlingsrezepte gelingen am besten mit einer extra Portion frisch gesammelter Kräuter, wobei ein echter Klassiker wie erwähnt die keltische Neun-Kräuter-Suppe ist. Ihre Zutaten beinhalten traditioneller Weise Kräuter wie:

 

Für Küchenexperimente im Frühjahr interessant sind auch drei besondere W-Kräuter, nämlich Waldmeister, Wegwarte und Wermut. Während man mit Waldmeister leckere Getränke und Desserts wie Maibowle oder Götterspeise zaubern kann, ist die Wegwarte eine gute Zutat für Frühlingssalate, Suppen und Tees. Aus Wermut wird wiederum der berühmte Wermuttrank der Hildegard von Bingen hergestellt, auch bekannt als Maitrunk.

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Waldmeister (Galium odoratum) | © Das Grüne Archiv

Hinzu kommen frühlingshafte Aromakräuter wie Katzenminze oder Minze und selbstverständlich auch Küchenklassiker wie Kerbel, Petersilie, Rettichsprossen oder Schnittlauch, die im Frühling ebenfalls munter gedeihen.

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